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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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Machtergreifung, erklärt der polnische Außenminister Zaleski dem Präsidenten des Danziger Senats Dr. Ziehm, daß nur ein polnisches Armeekorps die Danzig-Frage lösen könne. 1934 läßt die Polnische Akademie der Wissenschaften Bildpostkarten drucken, die den Polenkönig Boleslaw Chrobry vor einer Landkarte Polens zeigen, auf der Deutschland mit Ostpreußen, Schlesien, Pommern, der Mark Brandenburg und Lübeck als Westteils Polens zu erkennen ist. Im aufgedruckten Text steht:
    „In Polen lebt der Geist von Bolestaw dem Tapferen. Der kleinste Staub
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    polnischen Bodens kehrt wieder zum Mutterland zurück."

    Miksche, Seite 66 Piekalkiewicz, Seite 50

    Abb. 9: Bolesław Chrobry vor einer Polenkarte mit Lübeck,
Leipzig und Berlin

    Heute noch können die Besucher des litauischen Militärmuseums in Kaunas eine polnische Landkarte aus den 30er Jahren bestaunen, die die Mark Brandenburg mit Berlin, Pommern, Schlesien und Ostpreußen als verlorene polnische Gebiete zeigt.
    Die polnische Presse setzt ihre Arbeit der Beeinflussung nach innen und der Bedrohung nach außen bis 1939 fort. Am 20. Juli 1939 kommentiert die Wochenzeitschrift NAROD W WALCE (Volk im Krieg):
    „Danzig muß polnisch bleiben und Deutschland muß gezwungen werden,
    den ostpreußischen Raum ohne Bevölkerung an Polen abzutreten."
    Auch hier schwirrt – ähnlich wie bei Beneš ... – die spätere Vertreibung der Deutschen schon durch manche Köpfe.

    Abb. 10: Die „verlorenen" polnischen Gebiete in einer polnischen
Darstellung aus dem Frühjahr 1939

    Polen läßt es nicht allein bei Träumen und mit solchen Manifestationen bewenden. Im Oktober 1931 läßt Marschall Piłsudski, zu der Zeit Regierungschef in Warschau, US-Präsident Hoover davon in Kenntnis setzen, „daß Polen einen drohenden Angriff irregulärer deutscher Truppen entgegentreten und in Deutschland einmarschieren müsse, um die Dinge ein für allemal zu regeln." Auch wenn es nicht dazu gekommen ist, und auch wenn – so nimmt man heute an – Piłsudskis Absicht nur gewesen ist, die politische Elite Amerikas mit dieser Ankündigung von einer Korrektur des Versailler Vertrages abzubringen, so ist die Note doch ein gefährliches Gedankenspiel. Die Führung Polens zeigt, daß sie bereit ist, den gerade mal drei Jahre alten Kellogg-Pakt zu brechen, in dem auch Polen unterschrieben hat, auf Kriege als Lösung internationaler Streitigkeiten zu verzichten.

    Roos, Polen und Europa, Seite 38
    1932 gelingt Piłsudski ein Schachzug gegenüber den bis dahin vertraglich verbundenen Ländern Deutschland und Sowjetunion. Am 25. Juli 1932 schließen Warschau und Moskau den Polnisch-Sowjetischen Nichtangriffspakt. Mit dem Vertrag sichert die Sowjetunion den Polen zu, „dem Deutschen Reich im Falle eines polnisch-deutschen Konflikts weder unmittelbar noch mittelbar Hilfe und Beistand zu leisten." Der Pakt soll nach Verlängerung am 5. Mai 1934 bis 1944 gelten. Er gibt der polnischen Regierung einen freien Rücken gegenüber Rußland für alle eventuellen Auseinandersetzungen mit dem Deutschen Reich im Westen.

    Den ersten Test der neuen Handlungsfreiheit startet Polen fünf Wochen nach Hitlers Amtsantritt. Am 6. März 1933 verstärkt Piłsudski die polnischen Truppen im Freistaat Danzig. Er läßt ein Bataillon Marineinfanterie auf der Westerplatte an der Zufahrt zum Hafen Danzigs stationieren.

    Karte 29: Danzig und die Westerplatte

    Vertrags-Ploetz, Teil II, 4. Band, Seite 114
    Der Völkerbund hatte Polen dort vertraglich nur eine relativ bescheidene Wachmannschaft für ein Munitionsdepot zugestanden. So kommt es statt einer Kraftprobe mit dem Deutschen Reich zu einer solchen mit dem Völkerbund. Die polnischen Soldaten müssen abgezogen werden.

    Der zweite Anlauf, die Rückendeckung Moskaus gegen Deutschland auszunutzen, ist weit größeren Kalibers. Marschall Piłsudski unternimmt 1933 drei Versuche, Frankreich zu einem gemeinsamen Angriffskrieg gegen Deutschland zu bewegen. Die Versuche sind als „Piłsudskis Präventivkriegspläne" in die Geschichtsschreibung eingegangen. „Präventiv", weil man dem polnischen Marschall die Absicht unterstellt, er habe den damaligen Bemühungen des Deutschen Reichs zuvorkommen wollen, bei den Genfer Abrüstungsverhandlungen eine Lockerung der Versailler Rüstungsbeschränkungen zu erreichen. Der Versuch der deutschen Reichsregierung noch unter Kanzler Brüning, solch' eine Änderung des Vertrages zu erreichen, und der Aufbau einer Heimwehr der

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