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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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Endsieg besteht. ..."
    Gegen 11 Uhr morgens sehen sich Göring und Dahlems wieder. Der Marschall drückt dem schwedischen Vermittler die Hand und sagt ganz aufgeregt: „Es bleibt Frieden! Der Frieden ist gesichert." 326

    Inzwischen ist man in der Reichskanzlei dabei, den Antwortbrief der englischen Regierung sorgfältig auszuwerten. Oberflächlich betrachtet stimmt der Schrifttext mit der von Dahlems schon vorher überbrachten Antwort überein.
    „England teilt den Wunsch nach gegenseitiger Verständigung. Die
    deutsch-polnischen Vereinbarungen müssen die wesentlichen Interessen
    Polens sicherstellen.

    324
    Die nachstehenden Mobilmachungsmaßnahmen sind dem Archiv der Gegenwart, Band 1939-1940 entnommen, Seiten 4193-1195
    325
    ADAP, Serie D, Band VII, Dokument 378
    326
    Dahlems, Seite 88 und IMT-Verhandlungen, Band IX, Seite 519
    Polens neue Grenzen sind von fünf Mächten zu garantieren. Die Minder
    heitenprobleme sollten erst nach einer Phase der Beruhigung verhandelt
    werden." 327
    Hitler ist mit alledem offensichtlich einverstanden. Doch der Brief enthält auch drei Passagen, bei denen nicht ersichtlich ist, ob Hitler, Göring und von Ribbentrop erfassen, was sie besagen und was ihre Konsequenzen sind. Da heißt es:
    „ Seiner Majestät Regierung vertraut darauf, daß der Herr Reichskanzler
    nicht glauben wird, daß seiner Majestät Regierung, weil sie ihre Ver
    pflichtung gegenüber Polen genau nimmt, aus diesem Grunde nicht
    bestrebt ist, ihren ganzen Einfluß für das Zustandekommen einer sowohl
    Deutschland wie Polen befriedigenden Lösung einzusetzen."
    Entkleidet aller Floskeln heißt der Satz:
    „ Wir hoffen, daß Sie nicht glauben, daß wir uns nicht für eine auch für
    Deutschland befriedigende Lösung einsetzen werden."
    Man kann den Satz auch noch wie folgt verkürzen:
    „ Wir hoffen nicht, daß Sie glauben, daß wir nichts für Sie tun." Das ist – sorgfältig gelesen – keine Zusage, daß die britische Regierung sich für das Zustandkommen einer für Deutschland befriedigenden Lösung einsetzen werde. Und genau darum hatte Hitler Chamberlain zwei Tage vorher in seinem Brief gebeten. Der Satz – blendend ausgedrückt – erweckt den Anschein britischer Unterstützung für das deutsche Anliegen und sagt dennoch rein gar nichts aus. Tags zuvor hat die gleiche britische Regierung Botschafter Kennard in Warschau angewiesen, dem polnischen Außenminister Beck in der Sache kein Entgegenkommen anzuraten. Nur verhandelt sollte werden. So ist der oben zitierte Satz mit „Seiner Majestät Regierung ..." im Zusammenhang mit der Kennard-Weisung nichts als eine brillant formulierte Täuschung Hitlers; vielleicht eine Rache des Premiers Chamberlain für Hitlers Wortbruch in Bezug auf die Tschechei.

    Die zweite zweifelhafte Passage in diesem Antwortbrief betrifft die Verhandlungsbereitschaft Polens. Da heißt es:
    „ Seiner Majestät Regierung hat bereits eine definitive Zusicherung von
    der polnischen Regierung erhalten, daß diese bereit ist, auf dieser Grund
    lage in Besprechungen einzutreten."
    Der Satz muß Hitler glauben machen, daß sich die polnische Regierung tags zuvor auf Englands Drängen hin bereit erklärt hat, etwas in der Sache zu bewegen. Doch genau das hat die Kennard-Weisung versucht zu unterbinden. Der Kern der englischen Ratschläge an die Polen ist gewesen: „Sprechen ja, bewegen ist von unserer Seite nicht gefordert", oder in einem Bild gesprochen: „Geht zum Ball, aber laßt das Tanzen". Die britische Regierung suggeriert mit diesem Satz den nun offenen Verhandlungsweg, den sie in Wirklichkeit durch Botschafter Kennan hat verstellen lassen.

    327
    AA 1939, Nr. 2, Dokument 463 und ADAP, Serie D, Band VII, Dokument 3 84 und Documents Brit. Foreign Policy, Third Series, Volume VII, Document 447
    Ein dritter und genauso folgenschwerer Haken in der Antwort aus London ist die Reihenfolge der Voraussetzungen, die nun gelten sollen. Hitler hat einen Freundschaftspakt geboten, wenn England bei der Danzig-Sache hilft. Die britische Regierung antwortet: wenn Deutschland und Polen den Danzig-Streit auf dem Verhandlungsweg gelöst haben, ist England bereit, einen Freundschaftspakt zu schließen. Hitlers Voraussetzung für Deutschlands Einigung mit Polen ist der Freundschaftspakt mit England. Chamberlains Voraussetzung für den Freundschaftspakt mit England ist Deutschlands Einigung mit Polen. Die Briten zeigen Hitler also nach wie vor die verschlossene Tür in Warschau und sagen „Geh

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