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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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Friedensschluß keine Landesteile gegen den Willen der betroffenen Bevölkerungen geteilt oder fremden Ländern zugeschlagen werden sollten. Genau um diesen Punkt verhandelt das Deutsche Reich seit Jahren, und droht Hitler seit September 1938. Roosevelt sieht jetzt und später nicht, daß hier die USA in Pflicht gewesen wären. Er sieht „Frieden und Gerechtigkeit" allein in der Bewahrung des Status quo der Ländergrenzen in Europa. Daß das von den Amerikanern selber proklamierte Selbstbestimmungsrecht der Völker auch zu Frieden und Gerechtigkeit gehören, kann Roosevelt in seiner Voreingenommenheit gegen Deutschland nicht erkennen.

    Roosevelt malt Hitlers Expansionsdrang an die Wand, noch ehe der Diktator sich zu seiner Absicht, Österreich anzugliedern und die Tschechei zu annektieren, öffentlich geäußert hat. Der amerikanische Präsident setzt seinen „Feldzug" gegen Deutschland fort, auch als Hitler nacheinander einen Freundschaftsvertrag mit Polen schließt, Frankreich den Besitz von Elsaß-Lothringen garantiert und England mit Vertrag zusichert, die deutsche Flotte bei 35% der britischen zu begrenzen. Erst mit Hitlers Untat an den Tschechen gibt es völkerrechtlich einen Grund, gegen Deutschland Krieg zu führen. Doch beim deutschen Einmarsch in die Tschechei sind Roosevelt die Hände vom US-Kongreß gebunden. So verspricht er Polen, Briten und Franzosen, sie bei einem Krieg gegen Deutschland aktiv zu unterstützen. In London drängt er sogar ganz massiv, den Deutschen beim nächsten Revisionswunsch Einhalt zu gebieten. Roosevelt übersieht dabei, daß es die USA gewesen sind, die in Versailles erst ihr Wort gebrochen und dann den Danzig-Streit geboren haben. Der amerikanische Präsident will 1939 eine Danzig-Einigung verhindern oder Krieg. Sein Botschafter in England Josef Kennedy hat im Dezember 1945 rückblickend auf seine Zeit in London gesagt:
    „Weder die Franzosen noch die Briten hätten aus der deutsch-polnischen
    Frage einen Kriegsgrund gemacht, wenn nicht Washington dauernd ge
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    bohrt hätte."

    Deutschlands Beitrag zum Kriegsausbruch

    Als erstes springt ins Auge, daß Hitler am 1. September 1939 wegen Danzig einen Krieg eröffnet. Doch das ist nur der Anlaß, aus dem sofort ein Weltkrieg wird. Ohne Vorgeschichte hätten England und Frankreich sich alleine wegen der Danzig- und Transitwege-Frage kaum zugunsten Polens in einen neuen Krieg verwickeln lassen. Der eigentliche deutsche Beitrag liegt in zwei früheren Ereignissen. Es sind dies die Angliederung der Sudetenlande an das Reich im Oktober 1938 und die Besetzung der Tschechei als Rest der im März 1939 zerfallenen Tschechoslowakei. Beide Vorgänge bringen das Ausland in unterschiedlicher Heftigkeit und Schärfe gegen Deutschland auf.

    Der Anschluß der Sudetenlande, so sehr er auch in Deutschland als legitim betrachtet wird, kommt letztlich nur zustande, weil Hitler den Anschluß mit der Drohung durchsetzt, anderenfalls Krieg gegen die Tschechoslowakei zu führen. Der Anschluß erfolgt zwar der Form nach im Münchener Abkommen mit der Billigung der Engländer, Italiener und Franzosen, doch das nur, weil sich weder die Tschechen noch die genannten Mächte zu der Zeit in der Lage fühlen, eine Eroberung der Sudetenlande militärisch zu verhindern. In München zwingt Hitler

    Tansill, Seite 597
    die drei genannten Siegermächte erstmals, eine der Versailler Zwangsmaßnahmen selber aufzuheben. In Paris und London kann man das danach nicht mehr vergeben und vergessen. Der englische Oppositionspolitiker Winston Churchill bezeichnet das Münchner Abkommen trotz der britischen Zustimmung deshalb auch rundheraus als „deutsche Erpressung". Der Anschluß der Sudetengebiete löst in England und Frankreich eine Welle der Kriegsvorbereitungen und der antideutschen Stimmung aus. Seit der Angliederung – und das ist Monate bevor Hitler die Rest-Tschechei bedroht, und ehe er damit beginnt, die Polen wegen Danzig zu bedrängen – beginnen in London und Paris die Parlamente und die Presse, von Kriegsgefahr in Europa zu reden und zu schreiben. Hitler vermag es nicht, die ehemaligen Siegermächte auf diplomatischem Wege und ohne solche „Erpressungen" dazu zu bewegen, die letzten Hypotheken von Versailles selbst zu löschen. Statt dessen entfacht er mit der Angliederung der Sudeten eine allgemeine Kriegsbereitschaft gegen Deutschland.

    Den zweiten und durchschlagenden Anlaß für den Kriegsausbruch liefert Hitler mit der Besetzung der Tschechei.
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