Der Krieg der Welten
bis spät in die Nacht hinein mit vollen Kräften, und die hochgetürmte Säule dichten grünen Rauches, die sich aus der Grube erhob, konnte von den Hügeln bei Merrow gesehen werden und soll selbst von Banstead und Epsom Downes aus bemerkt worden sein.
Während so die Marsleute hinter mir sich für ihren nächsten Ausfall rüsteten, während vor mir die Menschheit sich zum Kampf vorbereitete, bahnte ich mir unter unsäglichen Schmerzen und Mühen meinen Weg durch Feuer und Rauch des brennenden Weybridge nach London. Ich sah ein sehr kleines verlassenes Boot in ziemlicher Entfernung flußabwärts treiben. Und nachdem ich den größten Teil meiner durchnäßten Kleidungsstücke abgeworfen hatte, eilte ich ihm nach, erreichte es und entkam so der Verwüstung. Es waren keine Ruder im Boot, aber ich paddelte, soweit es meine verbrühten Hände erlaubten. So gelangte ich nur sehr mühsam weitertreibend den Fluß hinab nach Halliford und Walton; dabei blickte ich mich unaufhörlich um, wie man wohl begreifen wird. Ich folgte dem Fluß, indem ich mir sagte, daß das Wasser mir die beste Gelegenheit zum Entkommen bieten werde, wenn jene Riesen wiederkehrten. Das dampfende Wasser, das sich bei dem Sturz der Marsmaschine gebildet hatte, floß mit mir stromabwärts, und so konnte ich fast während einer Meile nur wenig von beiden Ufern erblicken. Einmal jedoch gewahrte ich eine Reihe schwarzer Gestalten, die aus der Richtung von Weybridge über die Wiesen eilten. Halliford schien gänzlich verödet zu sein, und einige Häuser am Fluß standen in Flammen. Es berührte mich seltsam, den Ort so friedlich daliegen zu sehen, so verlassen unter dem heißen blauen Himmel, während der Rauch und kleine Feuerfäden kerzengerade in die schwüle Luft des Nachmittags aufstiegen. Ich hatte noch nie vorher Häuser ohne den Zulauf einer störenden Menschenmenge brennen sehen. Ein wenig weiter rauchte und glühte das ausgedorrte Schilf am Ufer, und eine Feuerlinie, die landeinwärts führte, kroch gierig über ein verspätetes Heufeld.
Lange Zeit trieb ich so hin; ich war von Schmerzen gepeinigt und erschöpft nach all dem Schrecklichen, das ich erlebt; und die Hitze auf dem Wasser war fast unerträglich. Dann überfiel mich wieder die Furcht, und ich paddelte weiter. Die Sonne brannte auf meinen nackten Rücken. Endlich, als nach der Krümmung die Brücke von Walton mir entgegenkam, besiegten Fieber und Schwäche meine Furcht; ich landete am Middlesex-Ufer und legte mich, fast zu Tode erschöpft, im hohen Gras nieder. Es war, wie ich vermute, etwa vier oder fünf Uhr. Ich erhob mich bald wieder, ging eine halbe Meile weiter, ohne einer lebenden Seele zu begegnen, und legte mich dann wieder in den Schatten einer Hecke. Ich erinnere mich dunkel, während dieses letzten anstrengenden Marsches mit mir selbst gesprochen zu haben. Ich war auch sehr durstig und bereute es bitter, nicht mehr Wasser getrunken zu haben. Es ist auch eigentümlich, daß ich etwas wie Arger über meine Frau empfand ich kann es mir nicht erklären; aber mein ohnmächtiges Verlangen, Leatherhead zu erreichen, brachte mich über die Maßen auf.
Ich entsinne mich nicht mehr deutlich der Ankunft des Kuraten. Ich schlummerte also wahrscheinlich. Erst allmählich nahm ich ihn wahr, wie er mit rußbedeckten Hemdsärmeln dasaß und mit seinem aufwärts gerichteten, glattrasierten Gesicht auf ein schwach flackerndes Licht starrte, das am Himmel tanzte. Es war ein Himmel, den man bei uns einen "Makrelen-Himmel" nennt, über und über besät mit feinen, daunenfedergleichen Wölkchen, die von der sinkenden Hochsommersonne rosig angehaucht waren.
Ich setzte mich auf, und beim Geräusch meiner Bewegung blickte er rasch nach mir. Er schüttelte den Kopf.
"Haben Sie etwas Wasser?" fragte ich ohne Begrüßung.
"Sie haben schon seit einer ganzen Stunde um Wasser gebeten", sagte er.
Einen Augenblick lang schwiegen wir und maßen uns gegenseitig mit den Blicken. Ich muß gestehen, daß er eine recht wunderliche Gestalt in mir fand, nackt bis auf meine durchnäßten Beinkleider und Socken, halbverbrüht, und Gesicht und Schultern von Rauch geschwärzt. Sein Gesicht war das eines blonden Schwächlings, sein Kinn trat stark zurück, und sein Haar lag in krausen, Fast flachsfarbenen Wellen auf seiner niedrigen Stirne. Seine Augen waren ziemlich groß, blaßblau und ins Leere starrend. Er sprach abgebrochen und blickte von mir weg irgendwohin.
"Was bedeutet das?" sagte er, "was sollen
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