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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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führte Faramon, die Menschen und die beiden anderen Mucklins über einen schmalen Gebirgspfad ein Stück weiter in westlicher Richtung, bis sie alle erschrocken innehielten. Vor ihnen endete der Weg, denn sie hatten den äußeren Rand des Berggipfels erreicht, und vor ihnen ging es so viele Meilen senkrecht in die Tiefe hinab, wie man es sich sicherlich kaum vorstellen konnte. Ein Blick hinunter gab ihnen über die tatsächliche Entfernung bis zur nächstliegenden Talsohle auch keinen wirklichen Aufschluss, denn auf dem Grund der scheinbar bodenlosenSenke wälzten sich dichte Nebelmassen in zornigen Wellen und erweckten den Eindruck eines düsteren, brodelnden Ozeans.
    Es war allerdings nichts so, dass es
gar nicht
mehr weiter ging. Ganz im Gegenteil ging der Felsabbruch in eine sagenhafte Brücke über, einen Steig, der aus steinernen Planken bestand und der sich über die gesamte Ausdehnung der weiten Schlucht, die vor ihnen klaffte, bis zu dem nächsten Bergrücken schwang. Kein Stützpfeiler, der jemals von Lebewesen erbaut wurde, reichte bis in eine solche Höhe, und auch hier war nichts zu finden, was dem aus grobem Stein gemeißelten Übergang Halt verlieh. Und doch spannte er sich kühn über den gähnenden Abgrund und war zur Mitte hin nur leicht nach unten gewölbt.
Abenteuerlich
und
geheimnisvoll
waren wahrscheinlich viel zu schwache Bezeichnungen für dieses denkwürdige Bauwerk.
Verzaubert
traf da vielleicht schon eher ins Schwarze.
    Jenseits der Brücke erhob sich der wahrscheinlich höchste Berg Kull-Falûms, jenes mittige, turmhafte Gebilde, dessen schwarzen Glanz sie bereits von einer tieferen Position aus bewundert hatten. Sein oberer Teil war geformt wie eine runde Zitadelle, mit Höckern und Gipfeln, die wie Zinnen oder kleine Minarette wirkten. Darüber hinaus war selbst aus der Ferne zu sehen, dass hinter dem Brückenabsatz eine Art Pforte in den Fels hineinführte. Der Mucklin, der ihr Anführer war, brauchte nichts zu sagen – die anderen wussten auch so, dass dies ihr Weg sein würde.
    „Wenn Ihr glaubt, dass Ihr mich auf diese verwunschene Brücke kriegt ...“, sagte Pandialo noch, da waren seine Gefährten schon einer nach dem anderen auf den Übergang getreten und tasteten sich Schritt für Schritt voran.
    Selbst Cord ließ sich nicht lange bitten, auch wenn er seine Höhenangst oder seine Angst vor schmalen Flächen, oder was immer es war, noch keineswegs überwunden hatte.
Ein Mann kann nur dann mutig genannt werden, wenn er seine Angst überwindet, heißt es doch bei meinem Volk. Fragt sich nur, wer sich an meinen Mut erinnern wird, wenn wir bei dieser Torheit alle umkommen sollten
, dachte er bei sich.
    „Wer sagt Euch denn, dass es sich nicht nur um einen Trick handelt, eine Luftspiegelung oder so etwas, und wir plötzlich ins Leere treten und in die Tiefe purzeln? Drachen mögen Fallen, das habt Ihr selbst gesagt, Herr Lotan!“, unternahm der adlige Mensch aus Griont einen letzten Versuch, seine Begleiter umzustimmen.
    „Vielleicht verschwindet die Brücke auch erst dann, wenn wir drüben sind, und du bleibst allein in der Dunkelheit auf dem Berg zurück und endest wie die Piraten, die wir gesehen haben“, rief ihm Sigurd zu.
    „Allein ... auf diesem Berg?“ Das wollte der Graf natürlich auch nicht, und so eilte er seinen Gefährten schließlich doch hinterher. „Ich kann die Prinzessin ja unmöglich alleine lassen, schließlich genieße ich das vollste Vertrauen der Königin“, versicherte er, und da war er auch schon dicht hinter Cord angelangt.
    „Wenn du mich auch nur ein Mal anstößt oder ich deinen stinkenden Atem zu nah spüren sollte, dann schmeiß ich dich ohne zu zögern in die Tiefe – nur dass darüber Klarheit besteht!“, sagte der Barbar und funkelte den Awidoner ausgesprochen überzeugend an.
    Pandialo schluckte und nickte zögerlich.
    Der Steig war immerhin etwas breiter als der Felssteg, den sie am Morgen begangen hatten, doch gab ihnen dies nicht wirklich ein Gefühl von Sicherheit. Nach einer Weile, als sie das erste Drittel der Strecke hinter sich gebracht hatten, passierten sie etwas, das sie von weither für ein beidseitiges Geländer gehalten hatten (am Anfang hatte es keins gegeben). Aus der Nähe sahen sie nun, dass der Pass an dieser Stelle rechts und links von jeweils etwa einem Dutzend steinerner Skulpturen gesäumt war. Jedes der Bildwerke war etwa so groß wie ein Mensch oder ein Elb, doch waren sie keineswegs so schön – oder auch

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