Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
Vom Netzwerk:
gesichtet, und sein Wert lag ohne Frage jenseits des Messbaren. Das unstillbare Verlangen der Drachen nach glitzernden, funkelnden Reichtümern war hier wortwörtlich zum Greifen nah. Allerdings war es wohl kaum zu empfehlen, hier lange Finger zu machen, auch wenn gerade nichts vom Hausherrn zu sehen war, denn Drachen kennen ihren Besitz sehr genau, wie man sagt, und erinnern sich mit ihrem hervorragenden Gedächtnis an jedes einzelne Stück, das sie einmal in ihre gierigen Pranken bekommen haben, ganz gleich wie viel davon sie auch horten mögen.
    An den weit auseinander gerückten Wänden entlang verliefen, soweit man dies erkennen konnte, hohe, regalartige Aufbauten, die teils aus rohem Stein gefügt waren, teils aus Holz bestanden. Auf den Brettern lagerten alle möglichen Gegenstände von eher geringerem materiellen Wert, wie Pfannen, Töpfe, Lampen, Seile und vor allem Rüstzeug und Waffen jeder Art. Es war nicht schwer zu erraten, dass es sich bei diesem Sammelsurium aus Kram um die Mitbringsel von verwegenen Abenteurern handelte, die Kull-Falûm einen unangekündigten Besuch abgestattet und dabei ein wenig ruhmreiches Ende gefunden hatten.
    Dieser Verdacht bestätigte sich, wenn man einen Blick in die linke Raumecke warf. Dort nämlich war ein weiterer, wenn auch geringerer Berg aufgeschichtet worden, nämlich einer aus bleichen Gebeinen, die dem Aussehen nach zu Lebzeiten wohl größtenteils Menschen gehört hatten. Die meisten waren bis zum Geht-nicht-mehr abgenagt und ihres Markes beraubt; an manchen, die jüngeren Datums zu sein schienen, hingen allerdings noch ein paar Haut-und Fleischfetzen dran, was genügte, um einen gehörigen Gestank zu erzeugen, der einem beinahe körperlich traf.
    An den Raumseiten standen außerdem zahlreiche Fackeln in hohen Gestellen rundherum und brannten unverdrossen vor sich her. Ihre im Windzug flatternden Flammen malten tanzende Schattengebilde auf die kahlen Mauern, die aussahen wie die Scherenschnitte von kleinen, garstigen Kreaturen, die auf dem Kriegspfad waren und rastlos umherwandelten.
    „Scheinbar ist niemand zu Hause, also sollten wir vielleicht so bescheiden sein und wieder gehen und unseren Besuch auf ein andermal verschieben“, meinte Fredi leise, der sein Unwohlsein nicht mehr länger verbergen konnte.
    „Gute Idee. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, dass wir wirklich alleine sind“, sagte Sigurd.
    Im nächsten Augenblick erhob sich ein Brüllen wie von tausend hungrigen Wargen zugleich und eroberte mit seiner anschwellenden, bedrohlichen Vehemenz rasch auch die letzten Winkel der Kaverne. Gleichzeitig schepperte und rumorte es, wie wenn ein Gebäude unter der Gewalt eines Erdbebens zu Gesteinsmehl zerberstet, und ein gewaltiger Teil des Schatzberges begann sich in die Luft zu ergießen wie ein Geysir. Ein unvorstellbar riesiger Kopf tauchte zwischen den wellengleichen Hügeln aus Juwelen und Edelmetallen auf wie eine überdimensionale Haischnauze im Ozean und offenbarte eine lange, grüne Schnauze (aus der ein furchtbar stinkender Brodem wehte) und zwei gegabelte Hörner, die auf der Stirn saßen. Heimtücke und so etwas wie ein kaltes Ergötzen an ihrer neuen Beute war in den tellergroßen Augen zu lesen, während die erschrockenen Gäste in den geschlitzten Pupillen ihre eigenen Spiegelbilder betrachten konnten, wenn auch auf der gewellten Oberfläche entstellt und verzerrt.
    Dann richtete sich das ungeheure Wesen noch weiter auf, sodass der Großteil seines Leibes zum Vorschein kam. Man sah Pranken, so hoch und so massiv wie Steinquader, grüne Schuppen, die so dick wie die stärksten Panzer und Harnische waren, und uralte, runzlige Schwingen mit einer Spannweite von mehreren Manneslängen, die die Finsternis umarmten.
    „Wie ich sehe, hast du dieses Mal ein paar Freunde mitgebracht, mein hilfreicher Mucklin-Freund. Das weiß ich sehr zu schätzen, denn schließlich sind wir Drachen für unsere Gastfreundschaft berühmt“, sagte Gorgon und schickte sich zu einem heißeren, röchelnden Lachen an. Während er das tat und stoßweise Atem verströmte, fühlten die Gefährten sogleich, dass ein heißer Wind ihre Gesichter fächelte.
    Hoffentlich bringt den niemand zum Husten oder richtig zum Lachen, sonst würden wir rasch heiße Würstchen abgeben
, dachte Sigurd.
    Er ist verlogen und hinterlistig und wird uns alle umbringen, und das nur wegen mir! Wie konnte ich nur so blauäugig sein?
, dachte Neimo.
Aber ich muss tun, was mir der Zauberer geraten

Weitere Kostenlose Bücher