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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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hatten sie für eine andere Wahl? Und zugegebenermaßen nötigte einem die ungerührte Ruhe des alten, häufig zerstreut wirkenden Zauberers eine gewisse Bewunderung ab.
    „Nun denn!“ Der Drache räusperte sich noch einmal, wobei ihm – ob absichtlich oder nicht – eine vergleichsweise kleine Flammenzunge aus dem Rachen schlug. „Verzeihung. Das kommt manchmal vor“, sagte er höhnisch und schluckte das Feuer wie einen Rülpser herunter. „Hier habt Ihr das erste Rätsel:
    Obwohl es kein Zauberer ist, vermag es einen Mann dazu zu bringen, seinen eigenen Bruder zu erschlagen.
    Obwohl es keine Armee ist, vermag es ganze Königreiche zu zerstören.
    Obwohl es kein gebratenes Zwergenfleisch ist, vermag sein Anblick einen Drachen doch ebenso sehr zu erfreuen.
    Na, wie lautet die Antwort?“
    Gorgon begann sich freudig die Pranken zu reiben, doch er hatte noch kaum damit angefangen, da rief ihm Sigurd auch schon die gewünschte Antwort zu. „Das ist kinderleicht:
Gold
ist das, was Ihr sucht! Gold verdirbt den Charakter, heißt es, und dass Drachen seinen Anblick mögen, das kann man hier ja wohl zur Genüge sehen.“
    „Hmmmm“, brummte der Drache unzufrieden. Dass sein Rätsel als zu einfach bezeichnet wurde, behagte ihm sichtlich gar nicht. „Die Antwort stimmt, aber das erste Rätsel war natürlich nur zum Warmwerden! Die
richtigen
drei kommen erst jetzt! Also fangen wir nun tatsächlich an!“
    „Das ist nicht ...“, erhob Hermeline gerade die Stimme, doch wurde ihre Empörung durch einen sehr ernstlichen Blick ihres viel größeren Gegenübers, den dieser ihr zuwarf, geradezu erstickt. „... fair, wollte ich sagen. Aber sei’s drum. Fangen wir also von vorne an“, brachte sie ihren Satz kleinlaut zuende.
    „Hört gut zu!
    Es ist als einziges so groß wie ein Drache,
    Es ist als einziges so ansehnlich wie ein Drache,
    Es ist als einziges so gewaltig wie ein Drache,
    Doch es ist kein Drache.
    Um was handelt es sich?“
    Nun kann man sich sicherlich darüber streiten, ob man einen Drachen als ansehnlich bezeichnen sollte (in seiner Gegenwart war dies sicherlich zu empfehlen), doch auf jeden Fall war dieses Rätsel schwerer zu lösen als das erste. Dennoch hatte der Rätselsteller nicht lange Gelegenheit, sich vor Vorfreude ins Fäustchen zu lachen, da sich Faramon mit seiner schönen, geschmeidigen Stimme schon bald zu Wort meldete.
    „Ich glaube,
ein Spiegel
ist die Lösung, wenn auch ein sehr großer erforderlich ist, um den Körper eines Drachen in seiner vollen Größe wiederzugeben. Wahrscheinlich würde auch ein sehr klares Gewässer, wie der Lad Nuwena in unserem Land, den gleichen Zweck erfüllen, denn in ihm kann man die Bäume, die ihn umfrieden, und den Himmel, der ihn überragt, in der Tat wie in einem Spiegel sehen.“
    „Das ist richtig“, presste Gorgon hervor und musste seine Wut über die zweite Niederlage, die er nun schon erlitten hatte, mühevoll besänftigen. Ein Schatten der Erleichterung wurde hingegen auf die Gesichter der Gefährten des Elben gezaubert, doch sollte ihre Freude nicht lange anhalten. „Dann sollt Ihr nun ein schwereres Rätsel haben, wenn Ihr darauf besteht, eines, das Euch Schlaumeiern würdig ist! Lasst mich überlegen ... Wie wäre es damit?
    Es ist so hart wie Stein, sieht so aus wie Stein, ist so starr wie Stein.
    Ins rechte Licht gerückt, vermag es jedoch mit seinen Schwingen zu fliegen wie ein Vogel, Mit seinen Klauen zu krallen wie ein Panther
    Und mit seinen Fängen zuzubeißen wie ein Warg.
    Von was spreche ich?“
    Der alte Drache lachte und grinste vor Häme, da er sich seiner Sache dieses Mal sehr sicher war. Und in der Tat: Sekunde um Sekunde verstrich, ohne dass den Angehörigen der Gemeinschaft auch nur der leiseste Einfall kommen wollte. Das war ohne Frage eine harte Nuss, die man ihnen zu knacken gegeben hatte, und vielleicht die letzte, die man ihnen in ihrem Leben aufgeben würde.
    „Na, gebt Ihr auf?“, frohlockte Gorgon. „Oder wollt Ihr rasch noch eine beliebige Antwort versuchen? Wenn Ihr jetzt noch etwas sprecht, will ich es noch gelten lassen!“
    „Ich habe so eine Ahnung“, sagte Neimo plötzlich, und alle Blicke richteten sich auf ihn. Wobei diese Blicke allerdings ziemlich ungläubig aussahen. Wie konnte ein kleiner Mucklin über mysteriöse Dinge Bescheid wissen und sich anmaßen, solch ein kniffliges Rätsel zu lösen? „Ich habe einige Leute kennen gelernt, die spannende Geschichten erzählen konnten von Zauberern und

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