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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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rein ist.“
    „Wir sollten alle gehen, wenn wir keine weiteren Ausfälle zu beklagen haben“, sagte Lotan der Heiler. „Aber du solltest in der Tat vorausgehen und uns führen, Neimo. Und Faramon sollte neben dir gehen, denn ihr beiden habt die besten Augen, glaube ich, und könnt die Brücke und mögliche Tücken im Dunkeln am ehesten erkennen.“
    Dunkelheit hatte die weite, tiefe Schlucht zwischen der schwarzen Felszinne und den umliegenden Anhöhen beinahe vollständig erobert, als die Fahrtgenossen das Freie erreichten. Beinahe hatten sie erwartet, das Tor am Ausgang des Stollens verschlossen vorzufinden oder anschließend dem alten Drachen direkt in die Arme (oder in den feuerspeienden Schlund) zu laufen, doch vorerst hielt ihre kleine Glückssträhne an. Die Flügel des Portals waren nach wie vor aufgeschwungen, und der gute Gorgon brauchte bei seinem nicht unbeträchtlichen Gewicht offenbar etwas länger, um sich in die Lüfte zu wuchten und den Berg zu umrunden.
    Neimo und Faramon traten über die Klippe auf die schwindelerregende steinerne Brücke hinaus und gingen flott, doch gleichzeitig vorsichtig voran. Kaum hatten sie den Steig jedoch betreten, kam auch schon das nächste Erschwernis hinzu: ein Unwetter braute sich zusammen. Die dunklen Gewitterwolken, die das Gebirge schon bei ihrer Ankunft beschattet hatten, hatten wohl genug davon, ihre nasse Ladung für sich zu behalten, und schickten sich an, dies nun reichlich nachzuholen. Augenblicklich begann es wie aus riesigen Kübeln zu schütten, und die Regenfäden waren so dick wie kalt. Doch damit nicht genug: wie auf den unhörbaren Befehl eines Bannschmieds oder eines viel mächtigeren Wesens hin setzte zudem ein brodelnder Donner ein, und weiße Blitzstrahlen schlugen auf die Bergflanken hinab und sprangen als züngelnde Flammen wieder zurück.
    Das tosende Inferno, das damit so unverhofft losgebrochen war, war fürwahr geeignet, einem den Verstand zu rauben und jedwede Hoffnung, an die man sich einmal geklammert haben mochte, zu verzehren. Nichtsdestotrotz eilten die Menschen, die Mucklins und der Nolori, schon völlig durchnässt und durch das Gewitterlärmen jeder Verständigungsmöglichkeit beraubt, nur umso schneller voran, obwohl selbst Faramons scharfe Augen kaum etwas zu erkennen vermochten. Denn wenn es noch eine Chance auf einen guten Ausgang der Geschichte für sie gab, dann diejenige, dass sie sich ab sofort aus jedem Ärger tunlichst heraus hielten und sich so rasch wie möglich in Sicherheit brachten.
    Es war ihnen gerade gelungen, den mittleren Bereich der abenteuerlichen, vom Regen glitschnassen Brücke zu erreichen, als eine zunächst nur unscheinbare Veränderung ihr Missfallen erregte. Es war Faramon, der es zuerst wahrnahm, worauf er dem Mucklin an seiner Seite und denjenigen, die ihm nachfolgten, ein Zeichen zum Anhalten gab.
    „Was soll das? Wieso halten wir hier an und laufen nicht weiter? Zuerst werde ich geröstet und jetzt bis auf die Unterhose durchnässt – das nenne ich einen abwechslungsreichen Ausflug!“, meckerte Pandialo.
    Keiner gab eine Antwort, da ihn erstens kaum einer verstand und da die anderen außerdem viel zu sehr auf den Elben und seine plötzliche Anspannung fixiert waren. Denn wann hatte sich ein Elb schon einmal getäuscht?
    Um sie herum befanden sich beidseits des Passes diese makabren Statuen, die sich auf einer Strecke von etwa zwanzig Schritt zu einer merkwürdigen Brüstung aneinander reihten. Eigentlich hätte ihnen diese zeitweilige Deckung Sicherheit geben müssen, vor allem weil diese sie vor einem Sturz über den Brückenrand schützte. Irgendetwas jedoch, sei es eine unbewusste Wahrnehmung, sei es eine veränderte Schwingung in der Luft, verriet dem Elben, dass hier etwas nicht stimmte, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte, und dass damit nicht zu spaßen war.
    Dann merkten es auch die anderen. Der Geruch alten Leders breitete sich urplötzlich aus, angereichert mit einem stechenden Dunst wie von Fäule und Moder. Im nächsten Moment zuckte ein weiterer Blitz herab, tauchte alles in ein grelles Weiß und ließ sie erkennen, wie der Fels, aus dem die Skulpturen in ihrer Nähe scheinbar gearbeitet waren, langsam erweichte, so als ob er vor großer Hitze schmolz, und schließlich zu einer zähen, sehnigen grauschwarzen Haut gedieh. Mit einem gewaltigen, kehligen Schreien begrüßten die geflügelten Kreaturen, die daraufhin zum Vorschein kamen, die Nacht. Dann stießen sie sich mit

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