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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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gekommen. Und da sie ihre kleinen, doch nicht minder geschärften und spitz zulaufenden Schwerter vor sich gereckt hielten, hatte sich der Gargoyle in seiner Unbeherrschtheit und Selbstüberschätzung den Stahl in seinem Vorwärtsflug geradewegs selbst in den Körper gerammt. Und da er, wenn er nicht gerade tagsüber als steinerner Klotz in der Gegend herumstand, keineswegs unverletzlich war, zerfetzte es ihm das ein oder andere lebenswichtige Organ, und er purzelte schließlich mehr tot als lebendig (und wahrscheinlich in Bälde gänzlich tot) von der Brücke ins schwarze Nichts hinab.
    „Wir haben das Vieh wirklich gekillt!“, freute sich Fredi. „Wenn sich das im Mucklinland herumspricht, wird man uns wie Helden feiern!“
    „Tante Petronella wird dir nach unserer Rückkehr deine Flausen schon austreiben, mein lieber Herr Bruder“, sagte Hermeline.
    Dann unterbrach ein erbärmlicher Schrei jeden weiteren Wortwechsel der Mucklins. Augenblicklich sahen sie sich um, in der Hoffnung, dass sie sich verhört hatten oder dass der Schrei keinen solch schlimmen Anlass hatte, wie man vermuten konnte. Und doch ahnten sie es bereits: einem ihrer Gefährten war etwas Schlimmes widerfahren.
    Die Stimme nämlich gehörte Lemdred, dem unerschrockenen Rhodrim, und sie klang nicht wie die eines Mannes, der gerade einen Sieg errungen hatte.

Zwanzigstes Kapitel: Die Flucht aus Kull-Falûm
    Lemdred hatte nicht weniger unverdrossen gekämpft wie seine Gefährten und sich die schwarzen, geflügelten Unholde für eine ganze Zeitlang so gut es ging vom Leib gehalten. Einem von ihnen hatte er mit seinem Schwert sogar den einen Flügel aufgeschlitzt, sodass dieser sich kreischend entfernt hatte und dabei auffallend schräg und unrund geflogen war, vergleichbar einem über die Erde schreitenden Lebewesen, das mit einem Bein hinkte.
    Irgendwann jedoch hatte ihn seine Konzentration kurzzeitig im Stich gelassen, vielleicht, da er sich für einen Augenblick in vermeintlicher Sicherheit wiegte, vielleicht, da er Faramon zuschaute, der bald neben ihm stand und der Dunkelheit trotzte, indem er wieder einmal mit beeindruckender Zielsicherheit einen seiner Pfeile aussandte. Auf jeden Fall hatte er das Ungeheuer nicht kommen gesehen, das sich wie ein Meuchelmörder hinterrücks an ihn heranpirschte und das womöglich schon eine ganze Weile unterhalb des steinernen Passes auf seine Gelegenheit gelauert hatte. Auf jeden Fall spürte der Mensch plötzlich einen schrecklichen Schmerz, und er schrie auf, als sich zahlreiche dolchartige Klauen in seinen Rücken und seine Schultern bohrten und ein heißer, übelriechender Atem und ein Geruch wie von uraltem Moder ihn wie eine faulige Dunstwolke einhüllten. Unwillkürlich sträubte er sich, schlug mit den Ellbogen und dem Kopf nach hinten, doch die Umklammerung lockerte sich nicht. Ganz im Gegenteil trieb es ihm die Klauen, die ihn malträtierten und ihm allmählich das Leben aus dem Mark saugten, nur noch tiefer ins Fleisch.
    Dann ein Hoffnungsschimmer: ein Pfeil mit einem gefiederten Schaft surrte heran, und das Eibenholz des Nolori traf mit seiner metallenen Spitze dem Gargoyle genau in die Stirn. Endlich gelang es Lemdred, sich mit einer weiteren Gewaltanstrengung zu befreien, zu dem Preis allerdings, dass es ihm ganze Haut-und Fleischfetzen vom Leib riss. Mit schmerzverzerrtem Gesicht wankte er einen Schritt nach vorne, drehte sich um und führte mit seinem Schwert einen waagerechten Hieb. Da er vor lauter Benommenheit und Schmerzen nicht viel mehr als einen hellen Funkenregen sah, der sich gegen den Hintergrund der Nacht abhob und ihn beschirmte, musste er das Zielen notgedrungen dem Zufall überlassen. Und doch traf sein Schlag so gut und wirkungsvoll, wie man nur hoffen konnte, denn er zersäbelte den Hals des Feindes und trennte ihm den schwarzen Kopf, aus dem noch immer der Elbenpfeil ragte, vom übrigen Leib.
    Für den Bruchteil von Augenblicken schöpften Faramon, die Mucklins und alle der Gefährten, die das Duell hilflos mitansahen, Erleichterung und Hoffnung. Dann jedoch wurden sie umso bitterer enttäuscht. Mit einem letzten, grausamen Instinkt packte der sterbende Gargoyle nämlich den Arm des Rhodrim mit einer seiner Krallenhände. Dann kippte die Kreatur über den Rand der Brücke und riss den Menschen, der nicht mehr die Kraft besaß, sich zu befreien, unweigerlich mit sich in den Abgrund.
    Jetzt hab ich bei diesem dämlichen Abenteuer doch noch das Leben eingebüßt! Wer soll jetzt

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