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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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überriechend und stickig, dass man sie mit einer scharfen Klinge leicht hätte in Stücke schneiden können. In der linken, hinteren Ecke, weitgehend verdeckt durch den langen, hohen Tresen, führte eine schmale Treppenflucht nach unten, wo sich eine Etage tiefer ein weiterer Raum für größere Gesellschaften befand. Ein halbes Dutzend bewaffneter, streitlustig aussehender Gauner und Halsabschneider stand am oberen Treppenabsatz ähnlich aufmerksam Schmiere, wie ihre Kameraden vor der Eingangstür.
    In dem ausgedehnten Kellergewölbe selbst hatte man mehrere Tische zusammen gerückt, sodass die aus knapp zwanzig Personen bestehende Gesellschaft außen herum Platz nehmen konnte. Zunächst jedoch, bevor die Teilnehmer der Runde ihre Unterredung beginnen und damit den Zweck ihrer Zusammenkunft wahrnehmen würden, war eine leichte Zerstreuung angesagt. Eine Kapelle, bestehend aus zwei Blasmusikanten, einem Streicher und einem Trommler, gab etwas zum Besten, was vielleicht so etwas wie eine sinnvolle Aneinanderreihung von Tönen sein sollte. Allerdings war das schwer zu sagen, da die Musiker nicht nur schlecht aufeinander abgestimmt waren und mit schräg gestimmten Instrumenten zu Werke gingen, sondern auch ein sehr mäßiges Talent offenbarten. Immerhin schafften sie es, ziemlich laut zu sein (was ihr vordergründigstes Bestreben zu sein schien) und die Zuhörer nicht allzu sehr von ihrer derzeitigen Hauptbeschäftigung abzulenken. Diese bestand nämlich darin, eine Gruppe von fünf Freudenmädchen anzugaffen, die die ineinander übergehenden Tischflächen als Bühne benutzten und dort eine gewagte Tanz-und Stripdarbietung vollführten. Die jungen Frauen räkelten sich verführerisch, schwangen ihre Hüften und ließen teilweise tatsächlich die Grazilität und Muskulatur von Tänzerinnen erkennen. Der Wirt des
Leeren Krugs
, der sich des Unterhaltungsteiles für diesen Abend angenommen hatte, hatte nicht zuviel versprochen.
    Eine Weile später war die Stimmung heiter und gelöst genug, um sich den ernsthaften Geschäften zu widmen. Wie jedes Jahr, wenn sich die Anführer der verschiedenen Gaunerbanden Luth Goleins Auge in Auge trafen, gab es viel zu bereden, und nicht wenig hing davon ab, dass man sich bei dieser Gelegenheit auf eine vernünftige Aufteilung von Revieren, Geschäftszweigen und Umgangsformen einigte. Eine Auseinandersetzung unter den gesetzlosen Schurken desSüdviertels konnte ansonsten leicht in einem äußerst blutigen Kleinkrieg enden.
    Zur allgemeinen Nervosität trug allerdings bei, dass ausgerechnet derjenige, der während der letzten beinahe vier Jahrzehnte für eine ebensolche Verständigung gebürgt hatte, noch immer fehlte. Jabbath, der berühmt-berüchtigte
Gaunerkönig
, der allseits respektierte und unangefochtene Boss der Unterwelt der Metropole, ließ auf sich warten, denn sein extra breit angefertigter Stuhl (die Leibesfülle Jabbaths war ähnlich legendär wie sein Ruf) war noch immer leer.
    „Es wird Zeit, mit dem sinnlosen Warten aufzuhören, denn unsere Zeit ist dafür zu kostbar, meine Freunde!“ Der Kerl, der diese Worte gesprochen und die nur von leisem Gemurmel untermalte Stille beendet hatte, lächelte tiefgründig, während sich alle Blicke auf ihn hefteten. Dabei hatte er es nicht für nötig erachtet, sich von seinem Stuhl zu erheben, wie es sich für einen Redner normalerweise gebührte, was seine augenscheinliche Selbstgefälligkeit unterstrich.
    Ähnlich wie die meisten seiner Tischnachbarn taugte der Mann nicht gerade für einen Schönheitswettbewerb, denn er hatte nicht nur einen starken Bauchansatz, sondern vor allem einen mächtigen, völlig ungepflegten schwarzen Bart und außerdem eine schwarze Augenklappe vor seinem rechten Auge, um das herum sich ein immenses Feuermal wie eine tiefrote See gebildet hatte. auf dem Kopf trug er einen großen Hut, den er sich weit ins Gesicht gezogen hatte. Wenn man genauer hinsah, konnte man erkennen, dass die Haut auf seinem gesamten Körper (glücklicherweise wurde das meiste davon durch seine fleckige Kleidung verhüllt) von Narben übersät war.
    „Um ganz deutlich zu werden – und ich finde, wir alle haben so viel Offenheit verdient –, muss ich gestehen, dass ich den leisen Verdacht hege, dass Jabbath, unser heiß und innig verehrter Gaunerkönig, uns seine Aufwartung heute versagen wird“, fuhr der übel aussehende Kerl mit arglistiger Stimme fort. „Gar nicht nett von dem Guten übrigens, uns ohne eine Entschuldigung

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