Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)
ein oder anderen vielleicht langsamer reden?“
Einige der Anwesenden wirkten angesichts dieser ebenso bizarren wie eindrucksvollen Selbstdarstellung wie erstarrt, während andere nervös mit ihren Händen spielten und ihre Köpfe vorsichtig nach links und drehten, um zu sehen, was wohl in ihren Nebenleuten so vorging. Ansonsten getraute sich vorerst niemand, etwas zu erwidern, obwohl durchaus nicht wenige offene Fragen durch den Raum geisterten.
Schließlich meldete sich doch noch jemand zu Wort. Fledjan war ein großer, schlanker Mann mit sehnigen Armen, der die dreißig noch kaum überschritten haben durfte. Im Vergleich zu den anderen Gaunern wirkte er mit seinem kurzen Haarschnitt und seinem erst kürzlich rasierten Gesicht geradezu gepflegt. „Nur, dass ich das richtig verstehe, Hwoldor. Du planst demnach, Rhodrim anzugreifen? Ich meine, Ihr wollt eine Armee über den Stromsteig führen und das Land überfallen?“
„Du klingst ein wenig zweifelnd, mein Freund“, meinte Hwoldor. „
Fledjan
, wenn ich mich nicht irre. Heißt es nicht, dass du einer der engsten Vertrauten des guten Jabbath warst und über ausgesprochen gute Kontakte in alle möglichen Kreise verfügst? Das könnte dich für unsere Zukunft besonders wertvoll machen! Aber ich sollte zunächst deine Frage beantworten, denn sie erscheint durchaus berechtigt.
Die Antwort lautet
nein
, denn nicht wir werden Rhodrim angreifen – zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt –, sondern die Rhodrim werden zu uns kommen! Wer die Arroganz des Fürstentums kennt, der weiß, dass alles, was wir dafür tun müssen, darin besteht, den Bereich nördlich des Orkland-Passes und westlich des Küstengebirges mit unseren Männern zu besetzen.Ich rede von der sogenannten
Pforte Arthiliens
, als deren Schutzmacht sich die Rhodrim ja betrachten, seitdem sie eine orkische Horde vor etlichen Jahrhunderten von dort aus auf den südlichen Kontinent zurückgedrängt haben!
Sobald wir also damit beginnen werden, am westlichen Fuß des Gebirges, wo ein strategisch wichtiger Knotenpunkt zwischen allen möglichen Gebieten verläuft, einen größeren Stützpunkt zu errichten, wird es nicht lange dauern, bis Umbarta, dieser Einfaltspinsel, sich davon provozieren lässt und uns seine berühmten Reiter in die Arme treibt! Natürlich ahnt er nicht, dass wir Piraten in einem offenen Gefecht wesentlich schlagkräftiger sein werden, als dies bisher der Fall war. Um ganz sicher zu gehen und den Feind zusätzlich zu schwächen, habe ich mir jedoch noch eine weitere Überraschung ausgedacht, bei der Ihr alle nun ins Spiel kommt!“ Der Pirat machte mit den Armen eine Geste, die den ganzen Raum einschloss.
„Fledjan, du bist mein Mann für diesen Teil des Plans, also hör gut zu! Ich will, dass die Gesamtheit der Gesetzlosen, Schurken und Halsabschneider Luth Goleins genau dann, wenn das Heer Rhodrims kurz vor dem Auszug ist, in der Stadt einen Aufstand losschlägt, wie die Welt der Menschen ihn noch nicht gesehen hat! Brennt den Sitz des Gouverneurs und alle Gefängnisse und Militärstützpunkte nieder, vertreibt alle Soldaten aus der Stadt und raubt die reichen, fetten Händler bis auf die Unterhosen aus! Ein Aufschrei soll durch Arthilien gehen, und die bisherige Ordnung soll sich für kurze Zeit in Chaos verkehren!
Anschließend, wenn Ihr genug gewütet habt und Euch einer Reaktion der Obrigkeit sicher seid, verschanzt Ihr Euch in den Winkeln und Gassen Luth Goleins, die sonst keiner außer Euch kennt, und bereitet Euch auf ein ungleiches Katz-und-Maus-Spiel vor! Die Soldaten, die über die Stadt herfallen werden in dem Irrglauben, sie mit plumper Gewalt wieder in den Griff zu bekommen, werden keinen Gegner finden, und doch werdet Ihr aus dem Untergrund heraus gezielte Nadelstiche setzen, die zeigen, wer in dieser prächtigen Metropole die wahre Macht besitzt! Kinder, das wird ein Spaß, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat, harhar!“ Der Pirat lachte rau und ließ sich in seinen Stuhl zurücksinken, worauf er wieder laut niesen musste und seine Gesprächspartner rasch ihre Köpfe einzogen. „Muss an diesem miesen Küstenklima liegen“, raunte er dem Barbaren an seiner Seite leise zu. „Das ist einfach nicht gut für meine Bronchien.“
„Und wie lange sollen wir auf diese Weise für Unruhe sorgen?“, fragte Fledjan, der es offensichtlich als keine besondere Ehre empfand, dass gerade er die Gauner Luth Goleins bei dieser Schurkerei anführen sollte. Allerdings schien
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