Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)
Tischfläche, sodass es wie ein Spielball oder eine überreife, vom Baum gefallene Frucht ein Stück weit rollte und dann schließlich liegen blieb. Diejenigen, die dem Kopf Jabbaths am nächsten saßen, rutschten unmerklich mit ihren Stühlen zurück und entfernten ihre aufgelehnten Arme von den Tischkanten, so als ob der Schädel sie immer noch beißen könne oder eine ansteckende Krankheit verstrahle.
„Halten wir uns nicht lange mit solchen Nebensächlichkeiten wie einem kleinen Anfall von Tod auf, und streiten wir uns doch nicht groß darüber, wer hier vielleicht wen umgebracht haben könnte“, meinte Hwoldor, nachdem er die Darbietung hämisch grinsend genossen hatte. „Was nun zählt, ist, dass es in Luth Golein derzeit keinen Gaunerkönig mehr gibt. Und da sich neue Kandidaten für diesen Titel nicht gerade aufdrängen, wie ich glaube, will ich gerne bereit sein, mich zu opfern und – wie soll ich sagen? – als Ideengeber und Bewahrer unserer aller Interessen vorübergehend in die Bresche springen. Ich weiß auch nicht warum, aber irgendwie fühle ich mich für den Tod des alten Jabbath mit verantwortlich ... Dabei hab ich ihm früher schon geraten, von seinem zu fetten Essen Abstand zu nehmen und mal eine Diät einzulegen – man kann ja jeden Tag sehen, wohin das führt!
Aber nun zu den wichtigen Dingen! Wobei ich wohl nicht zu betonen brauche, dass die hier gesprochenen Worte unter den ehrwürdigen Anwesenden bleiben, denn es würde mich betrüben, wenn ich Krans Hilfe erneut in Anspruch nehmen müsste und das nächste Mal noch weitere Stühle leer blieben ...“ Hwoldor lehnte sich vor, und seine Stimme nahm einen ernsthafteren Ton an, was wohl vermuten lassen sollte, dass seine Ausführungen nun in der Tat an Wichtigkeit zunahmen. „Um es frei ’raus zu sagen: Arthilien wird bald von Krieg erschüttert werden, von mehreren Kriegen genau genommen, und eine der ersten Schlachten wird höchstwahrscheinlichein Gefecht zwischen Rhodrim und der Piratenküste sein, das in die Annalen als eine der niederwerfendsten Niederlagen der zivilisierten Menschenreiche eingehen wird, harharhar!“
Der Pirat ließ den mehr als zwei Dutzend Gaunern, die um ihn herum saßen und ihm an den Lippen klebten, die Zeit, die sie brauchten, um diese Neuigkeit zu verdauen. Er konnte in ihren Augen leicht lesen, dass einige vom Tod Jabbaths noch so verwirrt waren, dass sie gar nicht richtig aufnahmebereit waren, und dass andere ihn ansahen, als hätten sie einen Verrückten vor sich, der aus irgendeinem Sanatorium oder einem Straflager geflohen war.
Na ja, vielleicht haben sie mit dem Verrücktsein nicht ganz unrecht, alle großen Anführer waren angeblich mehr oder weniger verrückt, das steigert offensichtlich die Leistungsfähigkeit
, dachte Hwoldor.
Auf jeden Fall bin ich auf dieses Gesindel vorerst noch angewiesen, sodass ich wenigstens so tun muss, als wäre ich einigermaßen nett zu ihnen!
„Tatsache ist“, fuhr er alsbald fort, „dass sich die Bewohner der Piratenküste erstmals seit ihrem Bestehen unter einem gemeinsamen Befehl vereint haben. Nämlich unter meinem, wie Ihr sicher schon erraten habt. Weiterhin ist Tatsache, dass ich keinen Sinn darin sehr, dass meine Untergebenen ihre Zeit weiterhin mit belanglosen, wenig erklecklichen Überfällen und Diebeszügen vergeuden und den Rest ihrer Zeit dazu nutzen, sich einen hinter die Binde zu gießen, sich gegenseitig zu bekämpfen und sich vor den Soldaten der sogenannten zivilisierten Reiche ...“, bei letzterer Erwähnung spuckte er neben sich auf den Boden, „... zu verkriechen!
Nun ist es endlich an der Zeit, dies zu ändern, denn wir haben Verbündete gewonnen, mächtige Verbündete, die uns in den vergangenen Jahren mit so viel Silberlingen, Waffen und Rüstungen ausgestattet haben, dass wir insgeheim eine stattliche Armee ausgehoben haben, die jede andere menschliche Streitmacht das Fürchten lehren wird! Eine
Piratenarmee
sozusagen, harharhar!“ Ein lauter Nieser schloss sich an das widerwärtige, tiefkehlige Gelächter Hwoldors an, und einige seiner Tischnachbarn erhielten eine unfreiwillige Dusche. „Verdammter Schnupfen“, nörgelte er vor sich hin und wischte sich den Schleimfilm um seine Nasenlöcher mit dem Hemdsärmel ab. „Wo war ich stehn geblieben? Ach ja – meine Armee, von der ich gesprochen habe, ist mittlerweile voll ausgebildet und bewaffnet und wartet nur noch auf meine Befehle.
Bestehen Fragen so weit, oder soll ich für den
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