Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)
Trinkkelch pochte, um sich bei anderen Anwesenden Gehör zu verschaffen.
„Was war das?“, fragte der König. Ein kurzes, aufmerksames Schweigen setzte ein.
„Ach, das war sicherlich nichts Wichtiges, vielleicht einer der Holzscheite, die noch in dem Kamin rösten, oder ein kleiner Vogel, der sich in der Dunstabzugsröhre verirrt hat. Auf jeden Fall kein Grund, sich Sorgen zu machen, Herr König“, sagte Plimbi, nachdem sie für eine Weilenichts weiteres mehr vernommen hatten. Mit seiner Bemerkung, die ihm sehr klug vorkam, sah er die Gelegenheit, von seiner missglückten Geschichte abzulenken.
Kaum hatte er jedoch zuende gesprochen, da schreckte ein lautes, herzhaftes Niesen die drei Zwerge auf.
„Das muss der erste niesende Holzscheit sein, der mir je untergekommen ist! Mir nach!“, rief Dwari aus, während er die Tür aufriss und als erster in den Thronsaal stürmte.
Zweites Kapitel: Die Verfolgung durch die Gruft
„Lass sofort den dibil-nâla fallen, du kleiner Dieb!“, brüllte Dwari los, als er die kleine Gestalt erblickte, die das magische Tigereisen in den Händen hielt und in dieser peinlichen Situation ein bisschen wie ein begossener Pudel dreinschaute.
Was ist das überhaupt für ein Wesen?,
war sein zweiter Gedanke. Nach einem klein gewachsenen Elben sah der Kerl nicht gerade aus, dann schon eher nach einem Menschenkind. Aber ein Kind, das allein in einen dunklen Berg herum strolchte?
„Nun, da müsst Ihr mich schon fangen, wenn Ihr könnt, werter Herr!“, gab das kleine Wesen zurück, nachdem es seine anfängliche Betroffenheit darüber, dass es bei seinem schändlichen Tun erwischt worden war, überwunden hatte. Dann sprang es mit einigen wenigen, behänden Sätzen in die linke, hintere Saalecke, sauste die Treppe in der dortigen Nische hinunter und verschwand durch die geöffnete Tür hindurch.
„Sofort hinterher! Worauf wartet Ihr noch?“, rief Dwari, nachdem er angesichts der Leichtfüßigkeit des Diebes zunächst für einige Augenblicke verdutzt war. Ein Mensch schied schon einmal aus, beschloss er. Dann besann er sich, rannte zu dem Sockel hinter dem Thron und nahm den schweren Kriegshammer auf, der vormals seinem Vetter Bragi Stahlhammer gehört hatte. Der Gegner sah zwar nicht sonderlich stark aus, doch man konnte nie wissen, ob es nicht doch zu einem offenen Kampf kommen würde, und außerdem hatte der Bursche eine gründliche Abreibung verdient. Und schließlich fühlte sich ein echter Zwerg irgendwie nackt um die Hüfte, wenn er nicht ein paar Waffen in der Faust hielt oder sich wenigstens eine stabile Rüstung umgeschnallt hatte.
Als Dwari den Hinterausgang der Halle des Königs erreichte, waren die beiden Wächter gerade damit beschäftigt, sich durch den Durchlass zu zwängen. Da sie dies allerdings gleichzeitig versuchten, blieb nicht genügend Platz für alle beide oder auch nur für einen einzigen von ihnen, sodass sie feststeckten wie Maikäfer, die zappelnd auf dem Rücken lagen, und sich ächzend und schnaufend Vorwürfe gegenseitig machten.
„Geht aus dem Weg, Ihr Narren!“, zürnte Dwari, als er bei ihnen ankam, und schob sie unsanft zu Seite. Dann setzte er durch die Tür auf das dahinter liegende Felsgesims über, hastete weiter zu der abwärts führenden Stiege und begann damit, über die vielen Treppenstufen hinab zu laufen. Er würde sich ganz schön beeilen müssen, denn von der diebischen Gestalt, die es dingfest zu machen galt, war auf dem Grund der großen Kaverne bereits nichts mehr zu sehen.
Plötzlich vernahm der König der Zwerge ein entsetztes Schreien und Lärmen hinter sich, was eine ungute Ahnung in ihm entfachte.
Diese Tölpel werden doch nicht ...
Ein Blick über die Schulter bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. Der dicke Ombo, der zuhinterst ging, war ins Stolpern geraten und purzelte wie ein Fass, das man einen Hang hinabrollte, die gewundene Treppe hinunter. Der kreischende Plimbi wurde von den Massen seines Kameraden augenblicklich überrollt, und auch Dwari blieb dieses Schicksal nicht erspart, obwohl er sich mit abwehrenden Händen hinstellte und „Halt! Halt!“ rief (wie wenn so etwas jemals etwas genützt hätte). Anschließend umschlangen und verkeilten sich die drei Zwerge wie zu einem großen Rad und rumpelten und polterten munter in die Tiefe. Dabei gaben sie einen höchst komischen Anblickab, denn sie drehten und überschlugen sich mehrfach, sodass mal der eine, mal der andere unten oder oben lag.
Ein Zwergenrad,
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