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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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düsteren Zwergenkerker! So lange hatte er ganz einfach nicht Zeit – was er vielmehr brauchte, war eine brauchbare Verkleidung.
    Harnisch und Helm, die er irgendwo in der Krypta aufgenommen hatte, legte er wieder ordentlich an Ort und Stelle zurück, dafür aber zog er Ombo seine Rüstung aus und legte sie an seiner Statt an. Das Zeug war ungeheuer schwer und roch widerlich nach Öl und Schweiß und Essen und allen möglichen anderen Dingen, doch immer noch besser als sich fangen zu lassen. Unter den Panzer steckte er sich seinen eigenen braunen Mantel, sodass er tatsächlich den Eindruck einer etwas größeren Leibesfülle erweckte. Nun passte alles, und doch – irgendetwas fehlte ihm immer noch. „Hmmm“, dachte der diebische Besucher für eine Weile laut nach, und dann fiel der Groschen. Hatte der dicke Zwerg seine Tarnung nicht beinahe deshalb durchschaut, weil er keinen Bart trug?
    „Es tut mir wahnsinnig leid, tatsächlich kann ich gar nicht sagen, wie abstoßend ich solch ein Tun finde, aber es muss sein!“, sagte er, während er sich zu dem schlummernden Ombo nieder beugte und ihm mit seinem Messer –
schnipp schnapp
– eine gründliche Rasur verpasste. Den abgetrennten Bart klemmte, schnürte und klebte er sich an Gesicht und Kragen fest, sodass der stachelige Schopf irgendwie notdürftig hielt, und schon sah er aus wie ein waschechter Zwergenkrieger!
    Welche Ehre!
, dachte das kleine Geschöpf.
Und die Essenreste, die in dem ungewaschenen Flohfänger zu finden sind, können einen sicher eine ganze Weile ernähren! Lecker! Und sehr hilfreich, wenn ich mich wieder mal irgendwo verlaufen sollte!
    Dann machte es sich auf den Weg zurück zu der Stelle, an der es falsch abgebogen war.
    Der nächtliche Gast huschte durch das Geflecht aus Stollen, Tunneln und Gängen, wobei er angesichts seiner Kostümierung langsamer und behutsamer gehen musste als zuvor. Das Zwergenrüstzeug drückte und scheuerte an so manchen Stellen seines zierlichen Körpers und zog ihn mit seinem unseligen Gewicht nach unten. Er mochte sich gar nicht vorstellen, wie es für einen Zwergensoldaten wohl war, so eine unbequeme Tracht den ganzen Tag über zu tragen! Gar nicht erst zu reden von den abscheulichen Bärten, unter denen man im Sommer ganz fürchterlich schwitzen musste und die mit einem Zwerg offenbar ebenso verwachsen waren wie die spitzen Ohren mit einem Elben.
    Nach einer Weile, nachdem er die richtige Richtung eingehalten hatte und längst wieder unter den Eisenbergen angekommen war, gelangte er an eine Stelle, die er sofort wiedererkannte. Es war diese geräumige Aushöhlung im Bergmassiv, von der insgesamt sechs Gänge abzweigten und wo er auf dem Hinweg schon einmal um ein Haar falsch abgebogen wäre. Den letzten Fauxpas, den er begangen und der ihn in Borgins Grabhöhle geführt hatte, hatte er glücklicherweise noch ausbügeln können, doch ein weiteres Mal wäre ihm das Glück sicherlich nicht mehr so hold.
    Gleichwohl – und er hätte sich ohrfeigen können dafür, wenn dies in dieser beengten Rüstung denn nur möglich gewesen wäre – ihm wollte partout nicht einfallen, wo genau er hergekommen war und was man ihm über den Rückweg eingebläut hatte. War es der Gang halb links oder derjenige halb rechts gewesen? Oder sollte er besser geradeaus gehen? Dummerweise schien die ganze Anstrengung und Hetze seine diesbezügliche Erinnerung verschüttet zu haben. Ganz abgesehen davon, dass alles völlig gleich aussah. Was war er nur für ein lausiger Dieb, dass er nun schon das dritte Mal davor stand, sich zu verlaufen? Wenn er das vermurkste, würde man ihn sicher nie wieder für so einen spannenen Auftrag auswählen!
    „Herr König, wo seid Ihr denn? Es ist etwas Schreckliches passiert! Herr König!“, erhob sich in diesem Moment eine heißere, vor Aufregung kreischende Stimme. Sie schien von irgendwo hinter ihm auf dem Gang herzurühren und schnell näher zu kommen. Keine guten Aussichten.
    „Wer ruft da nach mir? Plimbi, bis du das?“, gab ein weiterer Zwerg fragend zurück, der plötzlich seinen Kopf in die Höhle steckte. Er kam von dem gegenüber liegenden Tunneleingang her und hielt den schweren Hammer, der zuvor in der Halle des Königs auf dem Sockel hinter dem Thron geruht hatte, in der einen Hand. Und er war zweifellos derjenige Zwerg, der das kleine Wesen beim Diebstahl des Edelsteines als erstes erwischt und (erfolglos) zum Stehenbleiben aufgefordert hatte. Und das sollte der König sein? Das war

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