Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)
aufbringen, um eine letzte, verzweifelte Gegenwehr auszuführen?
Er konnte nicht, und als ihm seine Waffe schließlich entrann, wusste er, dass er hilflos und dass sein Schicksal besiegelt war.
So hatte er sich sein Ende fürwahr nicht vorgestellt, doch wie stellte man sich seinen Tod schon vor? Für gewöhnlich machte man sich nicht allzu viele Gedanken darüber, vor allem nicht als Zauberer, der bereits beinahe achthundert Jahre auf dem Buckel hatte. Tatsächlich war er der älteste Schüler des großen Zarudin gewesen (Cherumon war der mittlere und Lotan der jüngste), was ihn heuer möglicherweise zum ältesten noch lebenden Menschen überhaupt machte. Aber irgendwann fanden in Munda bekanntlich alle Dinge ihr Ende, denn ohne Vergehen konnte es auch kein neues Gedeihen geben. Mit Ausnahme von Aldu, dem Einen, natürlich.
„Du hast dich wacker geschlagen, alter Mann. Schade, dass du die Unterwerfung Arthiliens durch meine Schattenkrieger und die Armeen Tuors nicht mehr wirst mitverfolgen können. Aber vielleicht wird dies deinem alten Freund Lotan vergönnt sein. Andererseits steht er als nächster auf meiner Liste ... Wir werden sehen.“ Mit diesen Worten machte Akkurin eine ausreichend weite Ausholbewegung mit seinem Stab und stach dem besiegten Marix anschließend mit einer der beiden feurig-rot funkelnden Sicheln mitten ins Herz. Ein weiterer Magier also, der seine Bekanntschaft nicht überlebt hatte!
„Hier gibt es nichts mehr für uns zu tun“, fuhr der Schwarze Zauberer alsdann zu seinen beiden furchtbaren Untergebenen fort. „Aber es gibt andere Dinge, die ich in die Wege leiten und erledigen muss. In der Zwischenzeit geht Ihr nach Süden, nach Kull-Falûm, und bringt mir von dem Drachen die Edelsteine, die ich so dringend benötige. Mittlerweile sollte er sie in seinen Pranken halten, wenn alles nach Wunsch verlaufen ist. Sollten sich dennoch irgendwelche Schwierigkeiten ergeben, dann seht zu, dass Ihr sie beseitigt. Wie, ist mir gleich, auf jeden Fall wünscht Tuor, unser Herr und Meister, dass wird diese verfluchten Objekte in Sicherheit bringen, denn sie sind das einzige, was unsere Machtergreifung noch gefährden kann.“
„Wir werden die Steine beschaffen, oh Herr, und nichts vermag uns dabei aufzuhalten“, erwiderte eines der beiden Schattenwesen, wobei seine Stimme in einem fauligen Atemhauch schwamm. Dann steckten die Kreaturen ihre schwarzen Klingen weg, bestiegen ihre Pferde und trabten durch den Wald davon.
Meister Akkurin blieb zurück und betrachtete noch kurz den Leichnam des toten Zauberers. Sollte er ihn vielleicht begraben, immerhin war der alte Marix ein anständiger und im Grunde harmloser Bursche gewesen? Sofort danach verfluchte er sich jedoch für diese menschlichen Regungen, die sich noch hin und wieder in ihm bemerkbar machten, und empfand kurzzeitig Ekel für seine eigene Schwäche. Wollte er Tuor, dem Herrn der Dunkelheit, dem ewigen Widersacher des Einen, ein würdiger Diener und Partner sein, dann musste er solche Skrupel voll und ganz überwinden und sich nicht wegen so etwas Nebensächlichem wie ein paar Menschenleben grämen. Schließlich war der Zweite keiner, den es in erster Linie nach Unterwerfung und Ehrerbietung seitens seiner Untergebenen gelüstete, sondern vielmehr nach Schmerz, Zerstörung und Auslöschung all dessen, was ihm missfiel. Und daran sollte er sich schleunigst gewöhnen.
Der Schwarze Zauberer ließ die Stichklingen wieder in seinen schwarzen Stab einrasten. Dann verstaute er die Waffe auf seinem Pferd und zog, begleitet von den Krähen, die nach wie vor über ihm ihre Kreise zogen, ebenfalls von dannen. Es galt, sich zu konzentrieren, denn bei dem nächsten Teil seines Planes würde seine Rolle eine gänzlich andere sein und keine Maskerade bedingen. Aber dieses Wechselspiel beherrschte er mittlerweile nur allzu gut, wie er sich höhnisch kichernd selbst eingestand.
Sechzehntes Kapitel: Der Dieb packt aus
Einfach loslassen
, dachte Cord.
Warum lasse ich nicht einfach los? Dann ist dieser Mist ein für allemal vorbei!
Dem Barbaren war es im letzten Augenblick gelungen, seine Hände um einen aus dem Kraterrand hervorstehenden Steinbrocken zu winden und sich daran festzukrallen. Es war jedoch reichlich unwahrscheinlich, dass dieser Behelf seine Lebenserwartung allzu sehr erhöhen würde, denn die tentakelartigen Fangarme des Ungeheuers hielten seine Knöchel weiterhin umschlungen und zogen ihn unvermindert in die Tiefe. Ein verstohlener
Weitere Kostenlose Bücher