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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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versuchte, den dichten Wald im Süden der Lichtung zu erforschen, ohne ihn wirklich zu erhellen. Über den Hang zur Rechten des Menschen ergossen sich Kaskaden von Mohnblumen, die zu dieser Tageszeit so orangerot wie Lavaströme erglühten. Wenn es irgendwo so etwas wie eine Idylle gab, dann konnte an diesem Platz durchaus die Rede davon sein.
    Plötzlich sah Marix aus seiner versonnenen Haltung auf, sprang auf die Füße und stellte sich gerade hin, und man konnte nur raten, ob er mit seinen überscharfen Sinnen lauschte oder in die Ferne sah. Dabei furchte sich die Stirn über seinen buschigen Brauen und seinen runden Augen und verriet, dass er alarmiert war, ja vielleicht sogar Gefahr witterte.
    Und fürwahr – er hatte sich nicht getäuscht. Unter dem Baldachin aus schweren Ästen, den die nahen Bäume über den Waldboden gespannt hatten, traten zwei dunkle Gestalten auf Pferden hervor. Die Schutzzauber, die der Zauberer davor gewoben hatte, glommen kurz auf und verzerrten die Luft zu einem bläulich flimmernden Wirbel, doch dann riss die unsichtbare Barriere, die sich bisher als völlig ausreichende Vorsichtsmaßnahme erwiesen hatte, und ließ dieFremden hindurch. Was für Wesen mochten das wohl sein, dass sie einen solch mächtigen Zauberbann so mir nichts, dir nichts durchbrachen?
    Das Zutreffendste, was man über die beiden Kerle auf ihren schwarzen Hengsten sagen konnte, war, dass ihr Antlitz ebenso dunkel wie eisig war. Sie trugen schwarze Kutten, oder irgendetwas in dieser Art, und obwohl ihre Kapuzen, die sie über ihre Köpfe gezogen hatten, auf ihrer Vorderseite eine Öffnung freiließen, verschwanden ihre Gesichter doch im Schatten und waren unkenntlich. Bis auf eines allerdings: weißliche Augen wie fahle, von Tränen geflutete Murmeln sahen aus den dunklen Schlitzen hervor und wirkten so kalt wie der langsame Tod im Land eines nimmer enden wollenden Winters.
    „Du bist derjenige, den unser Herr sucht“, sagte die eine der schauerlichen Kreaturen mit einer Stimme, so dünn und tot wie Grabesstaub. „Und wir Schattenkönige sind gekommen, um dich zu töten!“
    „Wenn das ein Scherz sein soll, dann ... nein, dann halt nicht“, meinte Marix unter seinem Bart hervor. Mitten in seine Erwiderung hinein waren die beiden faulig riechenden Gestalten abgestiegen und hatten lange Schwerter gezogen, die ebenso schwarz waren wie ihre Mäntel und schimmerten wie Obsidian. Die Entschlossenheit, mit der sie die Waffen hielten und auf ihn zugingen, ließ Spekulationen über ihre Absichten nicht viel Raum.
    Der Zauberer griff hinter sich und hielt mit einem Mal seinen Stab in Händen – ein armdickes, schön beschnitztes und an den Enden gewundenes Holz, das in schneeweißer Farbe erstrahlte. Mit seiner Länge von etwa drei Schritt übertraf er die Körpergröße seines Besitzers deutlich, und wer wusste, dass dieser ein Zauberer war, konnte sich denken, dass sein unscheinbares Material in Wahrheit so hart wie Stahl oder noch viel härter war.
    Im Gleichschritt ließen die beiden Angreifer ihre kalten Schwerter niedersausen, doch anstatt einen tödlichen Treffer zu landen, durchschnitten sie nur die langsam heller werdende Morgenluft. Seinen kurzen Beinen und seiner stattlichen Leibesfülle zum Hohn, hatte Marix gerade rechtzeitig einen weiten Satz nach hinten vollführt und war auf einem niedrigen Felsgesims zum Stehen gekommen. Seine blaue Robe flatterte im leichten Wind und ebenso sein braunes Haar, das in der Mitte eine unübersehbare, kahle Stelle aufwies.
    Die schwarzen Gestalten zeigten sich von der Behändigkeit ihres Gegners keineswegs überrascht – wenn sie denn überhaupt zu irgendwelchen Regungen fähig waren – und gingen wiederum zum Angriff über. Geschickt teilten sie sich auf, keilten den auf dem Felsen stehenden Menschen ein und umkreisten ihn so langsam und aufmerksam wie erfahrene Raubtiere, um eine Blöße in seiner Deckung zu erspähen.
    Als die Klingen ihrer Schwerter dann gleichzeitig nach vorne stachen, um den Leib des Zauberers mit kalter Grausamkeit zu durchbohren, hielt es dieser für angebracht, eine weitere Kostprobe seiner Fertigkeiten in der Kampfkunst zu geben. Mit seiner Langwaffe, die er mit beiden Händen gepackt hielt, schlug er das Schwert des einen Angreifers zurück und stieß sofort danach mit der Rückseite des Stabes kraftvoll nach hinten, woraufhin er den zweiten seiner Häscher hart gegen die Brust traf. Mit einem gepressten Laut, der an einen pfeifenden Teekessel

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