Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)
blitzartig in verschiedene Richtungen zucken, um die in seinen verschiedenen Mäulern sitzenden Beißwerkzeuge in eines seiner vermeintlichen Opfer zu schlagen.
Die Menschen, die Mucklins und der Elb befleißigten sich unentwegt, den pausenlosen Attacken auszuweichen und nicht gefressen oder von den zangenartigen Stacheln der Feindin aufgespießt zu werden. Und als ob ihre Not damit nicht groß genug gewesen wäre, mussten sie auch noch darauf Acht geben, nicht von einem der sich nach wie vor suchend umherwindenden Tentakel des anderen Monstrums gepackt zu werden. Dennoch säumten sie nicht, hier und da Gegenangriffe zu versuchen und mit ihren im Vergleich zu den Ausmaßen ihrer Gegner klein erscheinenden Waffen den ein oder anderen Treffer zu setzen. Leider erwies sich dies als recht vergebliche und wenig aussichtsreiche Müh, denn die Rumpfringe des übergroßen Riesentausendfüßers waren so stark gepanzert, dass keine ihrer Klingen hindurchdrang. Zudem verhinderten die langen Stacheln, die den schuppigen Leib des Ungeheuers bedeckten, dass man sich allzu nah an es heranwagen und sich eine mögliche Schwachstelle aussuchen konnte.
„Du meine Güte, kommt endlich hierüber!“, hörten sie den fremden Mucklin, der auf einem der westlichen Hügel stand, plötzlich wieder rufen. Der Wind schien gedreht zu haben, sodass seine Stimme, aus der unzweifelhaft Schuld und Verzweiflung drangen, wieder vernehmbar wurde.
„Ihr habt’s gehört, Kinder! Ich denke, hier gibt es nichts mehr für uns zu tun, ahem!“, rief Lotan der Heiler den anderen zu. Die ganze Zeit über hatte er seinen langen Stab ähnlich vergebens geschwungen wie seine Gefährten. Als nächstes murmelte er etwas und tat einen Schlag mit seinem Zauberstock ins Leere vor seine Füße, und daraufhin begann der klebrige Sand, der in der Senke auf dem Boden lagerte, mit einem Mal zu tanzen und wie bei einem Sandsturm aufzuwehen.
Die Angehörigen der Gemeinschaft kämpften weiterhin verzweifelt um ihr Leben, doch gelang es ihnen, sich zusammen zu schließen und gegen Wind, der abermals gedreht hatte, schwerfällig und mit zusammengekniffenen Augen nach Westen zu trotten. Unterdessen hörten sie, wie die Fiekenkönigin plötzlich ein Ohren betäubendes Wimmern und Zischen anstimmte. Als sie sich umsahen, erkannten sie in dem schwächer werdenden Sandgestöber, dass zahlreiche der wie Schlangen aus dem Loch kriechenden Fangarme den gewaltigen, aus zahlreichen stachelbewehrten Ringen bestehenden Leib des Tausendfüßers umschlungen hatten und in die Tiefe zu ziehen versuchten. Die auf diese Weise bedrängte Kreatur ließ sich dies natürlich nicht gefallen und hielt durch Beißen, Stechen, Hauen und Kratzen kräftig dagegen – über natürliche Waffen verfügte ihr unförmiger Körper schließlich genug.
Die Gefährten erreichten den Hügelgrat, auf dem das kleine Wesen sie empfing und über ihre Rettung sichtlich glücklich war. Während sie die Anhöhe schleunigst überquerten, hatten sie keinen Schimmer, welches von den beiden Monstern, die sie hinter sich zurückgelassen hatten,in diesem Kampf obsiegen würde. Aber das war ihnen auch reichlich egal, denn sie konnten ihr Glück, dass sie nach dem armen Hamafin nicht noch ein weiteres Opfer zu beklagen hatten, noch immer kaum glauben.
*
„Ich glaube, es war Furior gewesen, der den Lindar und uns Nolori seinerzeit von so manch uralten Mythen über Rûm-Hawad berichtet hat“, erzählte Faramon und strich sich sein langes, goldblondes Haar zurück, das ihm durchnässt ins Gesicht hing. Noch immer war er sichtlich gezeichnet von der Trauer über den Tod seines Freundes Hamafin. „Darin kam auch eine Geschichte vor, wonach die ersten Zwerge, die Nalën und sogar Oger und andere Völker, die heute bereits lange vergessen sind, einem Ungeheuer namens
Sar’Malak
Opfer brachten, damit es sie vor schlimmerem Unheil verschonte. Dieses Wesen, oder was immer es war, hauste angeblich in einem Loch, einem tiefen Schlund im Mark der Erde inmitten der Marschen, und wartete dort geduldig auf unglückliche Opfer, die es mit seinem schrecklichen Brüllen und der Macht, die es über das Schwemmland besaß, zu sich trieb. An allen alten Mythen ist es ein Fünkchen Wahrheit, so sagt man, und vielleicht sind wir heute Zeuge geworden, dass es dieses sonderbare Geschöpf, von dem Furior gesprochen hatte, wahrhaftig gibt.“
„Na, dafür, dass es angeblich so alt und so schlau ist, haben wir ihm jedenfalls ganz tüchtig
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