Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)
eingeheizt! Aber das heißt nicht, das ich scharf darauf wäre, seine Bekanntschaft noch einmal zu machen“, sagte Sigurd, während die anderen schwiegen, da sie noch immer gelähmt von dem Schrecken waren, den sie gerade erst knapp überwunden hatten. Oder aber da sie, wie bei Lotan der Fall, nachdenklich in ihren Gedanken kramten.
Nachdem sie bei dem Mucklin, wegen dem sie die Reise in diese unerfreuliche Gegend überhaupt erst angetreten hatten und der ihnen während der Schlacht mit den Ungetümen pausenlos zugewinkt und zugerufen hatte, zuvor angekommen waren, hatte dieser sie flugs den Hügel hinunter geführt, und sie hatten nicht aufgehört zu rennen, solange dies ihre Beine mitgemacht hatten. Anschließend war Neimoklas, der etwas größer und ausdauernder als der kleine Fredi war, ihnen munter voran gelaufen, und zwar nach Westen, doch das war den anderen einerlei gewesen, solange er sie nur von dem Sar’Malak, den Riesentausendfüßern und all den anderen Scheusalen hinfort führte.
Überraschenderweise war es nicht der alte Lotan gewesen, der als erstes zurückfiel und um eine Atempause bat, und auch nicht Cord, der schwerste von allen, sondern die vier anderen Menschen Sigurd, Lemdred, Pandialo und Alva. Alle jedoch hatten zu diesem Zeitpunkt keinen blassen Schimmer, wie lange sie schon durch hohes Riedgras, Matschpfuhle und kleine Bäche gewandert waren, auf jeden Fall mussten sie eine gehörige Strecke Weg hinter sich gebracht haben. Schließlich beschieden sie, sich eine einigermaßen trockene, von Pflanzenwuchs beschirmte Stelle zu suchen und dort den Rest des Tages zu verbringen und sich auszuruhen. Der neu zu ihrer Gemeinschaft hinzu gekommene Mucklin führte sie daraufhin zu einer erhöhten Stelle, an der Farne und ein paar Pappeln wuchsen, und ließ sie anhalten. Es dauerte nicht lange, da wurde es bereits dämmerig, und die Farben und Formen der Landschaft verschwammen zu einem undeutlichen, verwaschenen Grau.
„Nun raus mit der Sprache, mein kleiner Freund“, sagte Lotan der Heiler irgendwann, nachdem alle gehörig durchgepustet hatten und man sich vor neuen Feinden vorerst nicht fürchten musste. „Wir haben deine Spur vom Ered Fuíl aus verfolgt und das nicht ohne einen gewichtigen Grund, denn du stehst im Verdacht, so würde ich es einmal ausdrücken, einen Edelstein gestohlen zu haben, der den Elben kostbarer als beinahe alles andere ist. Und wenn es so war,dann hast du durch dein Handeln nicht nur viele Wesen sehr unglücklich gemacht, sondern uns und deine Freunde Hermeline und Frederikus auch beinahe ins Verderben geführt, wie du mit eigenen Augen gesehen hast, denn sie haben sich sehr um dich gesorgt und haben uns daher begleitet. Da andererseits jeder, der dich kennt, dein gutes Wesen und deine unschuldigen Absichten beteuerte, ist es nun an dir, zu erklären, was dich zu deinem Handeln getrieben hat.“
„Das würde mich auch interessieren!“, stimmte Fredi zu. „Ein ehrenwerter Mucklin wie du und dann so eine Sache! Wieso kennst du dich hier in diesem stinkenden Sumpf überhaupt so gut aus?“
„Wir sind ganz Ohr“, ergänzte Hermeline und reckte auffordernd das Kinn.
„Nun, ich will ganz vorne beginnen“, sagte der Mucklin, der einsah, dass er allen nun eine Erklärung schuldig war und seinen Kopf darum schuldbewusst gesenkt hielt. „Zunächst einmal ist es so, dass ich schon viel früher gerne lange Wanderungen unternahm und mich gerade die Marschen schon immer interessierten. Da ich niemanden sonst, auch nicht meinen besten Freund Fredi, den Gefahren, die an diesem Ort lauern, aussetzen wollte, habe ich mich irgendwann allein in die Sümpfe gewagt und dabei vieles erkundet. Da ich klein bin und wir Mucklins schnell laufen und springen können, wenn es Not tut, fiel ich nicht weiter auf und konnte viele Dinge – faszinierende wie weniger schöne – beobachten, ohne dass ich das Gefühl hatte, dass mir ein Ungemach geschehen könnte.
Nun ja, eines Tages verließ mich dann mein Glück, und während ich unbekümmert in dem Marschland umherschlenderte, fiel mich plötzlich ein Schatten an, und ein riesiges Wesen – im Vergleich zu uns Mucklins sind freilich fast alle anderen Wesen riesig – warf mich zu Boden und kam über mich. Es war vielleicht ein Lindwurm oder einer dieser Tausendfüßer oder auch etwas ganz anders, auf jeden Fall wurde mir ganz schwarz vor Augen und ich sah nur noch einen länglichen Körper, in dem sich ein weites Maul mit langen Zähnen
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