Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)
könnt Ihr sehen, dass Faramon die Wahrheit spricht“, sagte der Mucklin und hielt mit jeder seiner kleinen Hände einen der Steine in die Höhe. „Das simbelya pennín des Elbenvolkes und der dibil-nâla der Zwerge sind durch eine – äh – glückliche Fügung zu uns gekommen. Leider sind sie jedoch nichts wert und können unsere Feinde nicht wirklich aufhalten ohne ihren Bruder, der noch verschollen ist“, sprachs und steckte die Artefakte anschließend wieder in seine Tasche zurück.
Stildor nickte bestätigend. „Ich gestehe, dass ich durchaus beeindruckt bin. Ich hätte nie gedacht, jemals einen der beiden Steine, die die Engel in die Welt brachten und auf dem nördlichen Kontinent verbargen, zu Gesicht zu bekommen. Eure Rede erscheint mir jetzt um einiges glaubhafter. Dennoch – solch eine Entscheidung, wie Ihr sie verlangt, kann nicht von mir allein getroffen werden, sondern nur von dem gesamten Stammesrat und insbesondere dem
Mueddin
, unserem Ältesten. Dies würde jedoch zweifellos ein wenig Zeit in Anspruch nehmen, was wiederum bedingen würde, dass wir Euch solange als Gäste in unsere Behausungen aufnehmen.“
Das klang ziemlich vielversprechend. Aber war bei den Worten des Stammesführers nicht ein Fragezeichen mitgeschwungen, was einen Haken an der Sache vermuten ließ?
„Das kannst du nicht tun, Stildor!“ Ein jüngerer Talúreg trat energisch hervor und ließ ein wütendes Flackern in den braunen Augen erkennen. Mit seinen hervorspringenden Muskeln war er ausgesprochen kräftig gebaut. Im Gegensatz zu den meisten anderen seiner Art war er außerdem im Gesicht glatt rasiert, und sein langes Haar wurde von einem Stirnreif gebändigt. „Du weißt, dass es gegen unsere Regeln verstößt, Fremden Einlass in unser Reich zu gewähren,solange sie sich dessen nicht als würdig erwiesen haben! Ich verlange daher, dass sie geprüft werden und sich der Gnade des Einen unterwerfen, so wie es unser Brauch seit jeher vorsieht!“
Stildor überlegte für einige Augenblicke, ohne dass irgendeine erkennbare Regung über sein bärtiges, von der Sonne gegerbtes Gesicht huschte.
Ein Häuptling wird sich von einem Jüngling doch wohl nichts sagen lassen! Und was für eine Art von Prüfung soll das überhaupt sein?
, fragten sich die Gefährten unterdessen bange.
Dann wandte sich der ältere Talúreg sich ihnen zu und blickte finsterer drein als zuvor. „Naíb hat recht, denn schließlich sind es unsere unumstößlichen Gesetze, die uns allen Gefahren zum Trotz seit Jahrtausenden das Überleben ermöglichen. Ihr müsst Euch daher der traditionellen Prüfung unterwerfen, ehe Ihr in unserer Mitte als Gäste aufgenommen werden könnt! Die Prüfung beinhaltet ein Duell, einen Zweikampf auf Leben und Tod zwischen einem der unseren und einem der Euren. Naíb hat den Anspruch darauf, für unserens Schutz und unsere Ehre einzustehen. Sollte Euer Kämpe ihn bezwingen können, so sollt Ihr als unsere Freunde willkommen geheißen werden!“
„Ich werde das für uns übernehmen!“, sagten Sigurd und Cord wie aus einer Kehle.
„Leider besagt der Brauch außerdem, dass der Vertreter unseres Volks seinen Gegner bestimmen darf“, entgegnete Naíb mit einem Grinsen auf den Lippen. Dann ließ er seinen Blick aufmerksam über einen der Gefährten nach dem anderen wandern, bis dieser schließlich an einem von ihnen haften blieb. „Den da nehme ich! Dieser Mensch sieht mir groß und geschickt aus und sollte würdig sein, Eure Interessen zu vertreten!“
„Mi..., mi..., mich???“, fragte Pandialo, auf den der sandverkrustete Finger des jungen Burschen zeigte, und wurde schlagartig ganz blass im Gesicht. „Das – äh – muss ein Missverständnis sein! Ein Adliger meines Ranges kann sich unmöglich so ohne weiteres prügeln, dazu müsste ich erst das Einverständnis von Königin Tenea einholen, und das sollte ein wenig schwierig sein, wenn Ihr versteht, was ich meine ...“
Diese Wüstensöhne haben uns ausgetrickst!
, dachte Sigurd.
Wenn sie Alva oder einen der Mucklins gewählt hätten, stünden unsere Chancen höchstwahrscheinlich besser.
„Ich denke, Ihr habt beim großen Fechtturnier von Griont gewonnen, Monsegur? Warum wollt Ihr uns und unseren neuen Freunden also nicht eine Kostprobe Eures Könnens geben? Ich persönlich würde mich jedenfalls sehr darüber freuen“, meinte Alva zu dem armen Grafen, dessen Herz so laut schlug, dass man es in der Wüstenstille beinahe wie das Schlagen einer Glocke hören
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