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Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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vorstellen“, sagte Stildor, als der Abend bereits dämmerte. „Otem ist der älteste unseres Stammes und wird von jedermann wegen seiner Weisheit geachtet. Tatsächlich besitzt er nicht nur die Weisheit und das Wissen
eines
Mannes, sondern die Erfahrung vieler Leben, denn es heißt, dass der Mueddin, wenn er ahnt, dass sein Tod naht, den Inhalt seines Geistes an seinen jeweiligen Nachfolger weiterreicht. Wie das allerdings genau vonstatten geht, weiß kein Außenstehender genau, nicht einmal ein Muareb, ein Stammesführer, wie ich es bin.“
    „Klingt ja ganz schön schräg“, meinte Fredi zu Neimo, doch brachte Hermeline ihn mit einem Blick zum Verstummen.
    Das Reich der Talúregs glich einem Kaninchenbau, denn es war ein Geflecht aus engen Stollen und Kammern, die sich in einer endlosen Aneinanderreihung unter der Oberfläche des Gebirges erstreckten und in denen sich jemand, der an diesem Ort nicht geboren und aufgewachsen war, selbst nach Jahren nie und nimmer zurecht finden konnte. Immerhin wiesen die Höhlenbehausungen eine Vielzahl von Ein- und Ausgängen auf, doch waren diese allesamt in schrundigen Klippen verborgen oder durch Sandverwehungen oder auf andere Weise von außerhalb unkenntlich gemacht. Es war daher kein Wunder, dass sich das geheimnisvolle und überaus wachsame Wüstenvolk noch niemals in seiner Geschichte eines ernstlichen Angriffs erwehren musste. Was hätte dies für einen Feind auch für einen Sinn gehabt, da es bei ihnen ja nicht viel mehr als Sand und Steine zu erbeuten gab?
    Stildor sprach nicht viel, während sie für eine lange Zeit einen gleichförmigen Stollen nach dem anderen passierten, deren kühles Gestein von ihren Fackeln in ein Relief aus roten Schatten verwandelt wurde. Dann aber erreichten sie eine Mehrzahl größerer Gewölbe, in denen vieleEinheimische mit einfachen Arbeiten oder aber gestenreichen Unterhaltungen beschäftigt waren. Besonders die Frauen warfen den Fremden neugierige Blicke zu, wobei sie vornehmlich in Richtung Pandialos hinter vorgehaltener Hand tuschelten. Was für ein Bild von einem Mann musste derjenige sein, der den starken Naíb geschlagen hatte!
    Der Muareb führte seine Gäste bis in eine Kammer, in die nur ein einziger türloser Eingang führte und die sogleich einen behaglichen Eindruck verströmte. An den aus rohem Stein gefügten Wänden gab es Behänge und eingravierte Muster, die Decke wies eine eigentümlich gestaltete Malachitformation auf, und der Fußboden war mit weichen Kissen ausgelegt.
    In der Mitte des Raumes saß im Schneidersitz ein sehr betagt aussehender Talúreg und schmauchte völlig entspannt an einer Wasserpfeife, in deren Bauch sich – dem angenehmen Geruch zufolge – ein Gemisch aus Rotbusch- und Dattelaromen befand. Im Gegensatz zu den völlig schlichten Kleidern seiner einfachen Artgenossen trug er ein schönes, olivgrünes Gewand, das mit Gemmen besetzt und mit Stickereien verziert war und das in seiner Mitte von einem bronzenen Gürtel umspannt wurde. Um ihn herum saßen noch einige weitere Leute, darunter auch zwei Frauen, bei denen es sich wohl ebenfalls um hochgestellte Persönlichkeiten handeln musste.
    Mit einem Lächeln, in dem sich eine vollkommene Ruhe spiegelte, und einer einladenden Geste erbot er den Besuchern, auf den bestickten Daunenkissen Platz zu nehmen. Faramon verneigte sich, um seine Dankbarkeit und seinen Respekt auszudrücken, und die anderen taten es ihm gleich, ehe sich jeder ein lauschiges Plätzchen suchte. Obwohl das Gebaren des Ältesten auf den ersten Blick Güte und Milde ausstrahlte, lag doch ein Glanz in seinen Augen, den nur wenige ertragen konnten. Auch bei Stildor war dies den Gefährten bereits aufgefallen. Offensichtlich war diese tiefe Strenge, die hier nach außen blitzte, das Erbe von Vorfahren, die über zahllose Generationen hinweg Tag für Tag und Stunde für Stunde ihr Leben der Wüste abgerungen haben.
    „
Andáhab
“, sagte ihr Gastgeber mit einer heißeren, kratzigen Stimme, bei der man sich Mühe geben musste, um sie verstehen zu können, und machte danach eine Pause.
    Aha
, dachte Sigurd.
    „Dieses Wort bedeutet in unserer Sprache soviel wie Friede zwischen zwei Völkern oder auch eine tief empfundene Freundschaft, bei der man sich gegenseitig Vertrauen schenkt“, schickte der Alte eine Erklärung hinterher. „Und
andáhab
soll zwischen uns Talúregs und Euch weitgereisten Besuchern aus Arthilien herrschen, solange Ihr unter uns weilt, und Ihr sollt Euch frei

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