Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)
Zeit.
Ohne Erbarmen fegte Monsegur Pandialo, von dem jedwede Müdigkeit und Schwäche plötzlich abgefallen zu sein schienen, nunmehr nach vorne, fuchtelte mit seinem nadelspitzen Degen wie ein Irrwisch oder ein leibhaftig gewordener Rachegeist mit einer tödlichen Präzision herum, sodass es dem Wüstenbewohner schier den Atem raubte. Die aus leichtem Stahl gefertigte Waffe des Menschen stieß von links heran, nur um einen Wimpernschlag später von der entgegengesetzten Seite aus einen Hieb zu führen. Dieser Teufel schien überall zugleich zu sein! Währenddessen herrschte in dem Zuschauerrund eine atemlose Stille, das Klimpern der metallenen Waffen, die in einem schnellen Takt aufeinander schlugen, blieb das einzige Geräusch.
Sigurd bedachte den an seiner Seite liegenden Lotan die ganze Zeit über mit bangenden Blicken und betete zu Aldu, dass seine Kraft dieses Mal reichen würde. Er konnte allerdings nicht verkennen, dass mittlerweile ganze Sturzbäche von Schweiß am Kopf des weißhaarigen Mannes herabliefen und augenblicklich in einem brodelnden Dampf verdunsteten, so heiß war die Stirn des Kranken geworden. Schließlich wurde das Zittern des Zauberers immer stärker, sodass man befürchten musste, sein Körper würde gleich explodieren und seine Einzelteile in alle Himmelsrichtungen verstreuen.
Mit einem Mal bäumte sich Lotan der Heiler mit seinem Oberkörper in eine hockende Stellung auf, entließ seiner Kehle einen krächzenden Schrei und schwang dabei mit beachtlicher Kraft seinen dürren Arm zu einem waagerechten Hieb. Sigurd konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen, doch traf der weiterhin in seinen Fieberfantasien schwelgenden Zauberer stattdessen den kleinen Fredi, der daraufhin kreischend nach links geschleudert wurde und bäuchlings auf den Schößen von Neimo und Hermeline zum Liegen kam. Dann verließen den alten Lotan seine vorübergehend erweckten Kräfte wieder, und er erschlaffte, klappte auf den Rücken zurück und fiel von neuem in einen hoffentlich erquickenden Tiefschlaf.
Exakt zur gleichen Zeit von Lotans Aufbäumen unternahm Pandialo einige Schritt weiter entfernt eine letzte, alles entscheidende Anstrengung. Mit einem weiten, federnden Schritt kam er nach vorne und duckte sich unter dem hilflos nach vorne tastenden Säbel seines Gegners hinweg. Dann unternahm er einen Stich in Richtung der feindlichen Schwerthand, führte seine Fechtlinge anschließend in einer kreisförmigen Bewegung durch die Lüfte, nahm den Säbel des Talúregs dabei mit sich und entwaffnete ihn auf diese Weise. Zitternd kam seine Waffe vor dem Gesicht des nun wehrlosen Naíbs zum Halt und ließ seine stählerne Spitze an dessen Kehlkopf ruhen.
„Der Kampf ist entschieden, der Fremde hat gesiegt!“, erhob Stildor seine tiefe, aufrichtige Stimme. „Du hast nun die Wahl, Graf Pandialo aus Awidon, ob du deinen Gegner töten willst oder aber ob du ihm gestattest, seine Schuld durch eine ewig treue Gefolgschaft zu begleichen.Denn das Leben des Besiegten im Zweikampf, das durch die Gnade des Siegers verschont wurde, soll von da an seinem Bezwinger gehören, so will es unser Brauch!“
Der Graf schien eine Sekunde zu überlegen, dann aber hörte er Alva mit einer Stimme rufen, die keinen Widerspruch duldete. „Lasst ihn in Ruhe, Pandialo, einen treuen Helfer können wir ganz bestimmt gut gebrauchen!“
„Gut, äh ..., ich nehme das Angebot an und will dich in Zukunft als meinen Leibeigenen betrachten! Im Adelsclub in Taliska werden die bestimmt Bauklötze staunen, wenn ich einen waschechten Talúreg als Andenken mitbringe! Und jetzt geh mir aus den Augen und wasch dich gefälligst, so jedenfalls kannst du meinen Freunden nicht unterkommen!“ Keinesfalls wollte er diesem ungebildeten, den heiligen Wüstensand oder sonstwas anbetenden Jüngling erlauben, sich noch länger in seinem Glanz zu sonnen! Schließlich war er ihm nicht einmal ansatzweise ein würdiger Gegner gewesen! Ach, wenn man es erst einmal bis an die Spitze geschafft hatte, war es wirklich einsam um einen herum ...
Naíb nickte gehorsam und schritt davon. Es war nicht so leicht zu erkennen, ob er wahrhaftig froh darüber war, dass man ihm das Leben gelassen hatte. Dafür kamen die übrigen Gefährten nun allesamt in das Kampfrund gestürmt und überschütteten ihren Kämpen mit überschwänglichen Glückwünschen.
„Hab ich Euch nicht gleich gesagt, dass ich ein Meister des Lachkrampfes, äh ... des Fechtkampfes bin, hmmm?“, meinte er
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