Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)
Träumen, die weit im Norden, im malerischen Mucklinland spielten, was im Lärmen des allgemeinen Aufbruchs jedoch unterging.
Sie folgten dem bärtigen Stammesführer durch ein Geflecht aus Tunneln und Höhlen, wobeisie die meiste Zeit über abschüssig gingen. An manchen Stellen ließ sich Stildor zu Erklärungen über den Sinn und die Funktion der einzelnen Bereiche oder die tagtäglichen Arbeitsabläufe der Gemeinde der Wüstenbewohner hin, und manchmal stellten seine Gäste ihm Fragen, die er ausführlich beantwortete. Unterwegs trafen sie viele andere seines Volkes, die allesamt mit bestimmten Aufgaben betraut und beschäftigt waren. Die meisten von ihnen trugen Waffen, was wohl bedeutete, dass sie entweder zur Jagd oder als Wachen eingeteilt waren. Außerdem waren sie mit sandfarbenen Kleidungsstücken angetan, die sie im Freien beinahe unsichtbar machten, wie die Gefährten bei ihrer Ankunft ja selbst schon erfahren hatten. Auf alle Fälle schien Müßiggang hier ein Fremdwort zu sein, während sich andererseits auch keiner einer übertriebenen Hast verdächtig machte.
Wie sie mittlerweile festgestellt hatten, unterschieden sich die Talúregs rein äußerlich gar nicht so sehr von Menschen oder Elben, absehen von ihren abgehärmten Gesichtern und ihren drahtigen, sehnigen Körpern, an denen kein Gramm Fettgewebe zuviel war. In ihrem Wesen und ihrem Denken jedoch unterschieden sie sich von den Bewohnern des grünen und wunderbaren Arthiliens so sehr, wie man es sich nur vorstellen konnte. Eine unbarmherzige Strenge, Pflichtbewusstsein und Selbstdisziplin kennzeichnete ihren Geist und zudem ein altruistischer Sinn für das Kollektiv, dessen Fortbestand nur die Stärksten gewährleisten konnten. In einem solchen Maße war dies selbst den Orks unbekannt, wie Piruk den anderen gegenüber zugab. Ganz zu schweigen davon, dass bei den Wüstenbewohnern eiserner Zusammenhalt und größtmöglicher Respekt gegenüber Autoritäten wie dem Mueddin oder dem Muareb herrschten, während innerhalb der orkischen Clans doch häufig Zank, Ehrgeiz und Eifersüchteleien das Leben prägten.
Dann hatten sie das Ziel ihrer Wanderung durch den Berg erreicht. Die Angehörigen der Gemeinschaft zwängten sich hinter ihrem einheimischen Führer durch einen schmalen Spalt hindurch, der zwischen zwei gewaltigen Felsbrocken klaffte. Danach sahen sie, dass sie sich auf einem Felsgesims am östlichen Fuß der Hügelkette befanden und damit an die Grenze zur Kroak-Tanuk getreten waren.
Sigurd, Faramon, Alva, Pandialo, Cord, Neimo, Fredi, Hermeline und Piruk beschirmten ihre Augen mit ihren Händen und blickten in die Ferne. Gigantische Wolken aus Staub und Sand lagerten in Bänken, die scheinbar endlos weit voneinander entfernt waren. Die umliegenden Gipfel leuchteten gelb und grau durch einen dünnen Dunstschleier, den die Spätnachmittagssonne in rosanen und purpurnen Tönen färbte. Der Himmel hingegen war wie mit glitzerndem Gold gefüllt, denn Ströme von überaus klarem Licht hingen herunter wie Vorhänge, die an unsichtbaren Haken in hunderten Meilen Höhe befestigt waren. Innerhalb jener Umgebung, die sowohl eine einmalige Schönheit wie auch eine unleugbare Feindseligkeit gegenüber allem Leben offenbarte, erschien alles endlos und zeitlos zu sein, während sich bei ihrem Anblick selbst der Mächtigste gering an Bedeutung fühlen musste.
„Ich wollte Euch die Wüste zeigen, damit Ihr unser Volk und unsere Abgeschiedenheit von der übrigen Welt, die wir selbst gewählt haben, anschließend vielleicht besser verstehen könnt“, sagte Stildor. „Die Legende sagt, dass unsere Vorfahren vor Tausenden von Jahren nicht hier, sondern im Westen des südlichen Kontinents lebten und dort mit vielen anderen Völkern und Wesen um die Vorherrschaft rangen. Einer unserer Ahnen war ein Mann namens Sakhan, und trotz seines Mutes und seiner Unerschrockenheit wollte er lieber Frieden und dem ewigen Kämpfen, Streiten und Flüchten ein Ende bereiten. Da seine Artgenossen dies jedoch nicht gerne hörten, erhoben sie Klage gegen ihn wegen angeblichen Verrats und anderen erfundenen Vorwürfen, was sie durch falsche Beweise untermauerten. Sie verurteilten den Störenfried anschließend zum Tod in der Wüste, sodass sie ihn an diesen Ort schleppten und irgendwo im Meer des ewigen Sandes aussetzten.
Die Richter waren sich sicher, dass sie den Verurteilten damit unweigerlich dem Tod überantwortet hätten, und doch starb Sakhan nicht. Ganz im Gegenteil
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