Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
Vom Netzwerk:
dass auch sie den Lor Brikai meiden. Denn wenn mich nicht alles täuscht, werden wir kaum umhin können, ihn zu passieren, wenn wir weiter nach Süden wollen.“ Der alte Zauberer rieb sich seinen weißen Bart und ritt mit Hermeline, die auf dem Sattel vor ihm saß, voran.
    „Diese Gerüchte, die sich um den See ranken – dass er gefährlich und unheimlich ist und so – das ist doch sicher nur Aberglaube, oder etwa nicht?“, fragte die Mucklin leise.
    „Das will ich doch hoffen. Aber falls nicht, dann haben wir ja immer noch drei ausgewachsene Mucklins dabei“, sagte Lotan und grinste sich eins.
    „Jetzt habt Ihr mir wirklich angst gemacht!“, meinte Hermeline und seufzte vernehmlich.
    Es dauerte noch bis zum Abend des darauffolgenden Tages, ehe das eintraf, was der Zauberer vorhergesagt hatte: sie näherten sich unweigerlich dem geheimnisvollen See, der den Nordosten Orgards mit seiner immensen Fläche und dem abscheulichen Ruf, der ihm vorauseilte, spielend beherrschte.
    Den ganzen Tag über waren die Angehörigen der Gemeinschaft nach Süden getrabt, und nur ein einziges Mal hatten sie so etwas wie eine drohende Gefahr bemerkt, als nämlich Faramon auf einer entfernten Hügelkuppe drei große, vierbeinige Umrisse mit Wolfsschnauzen erspähte. Es waren Warge, die größer als alle anderen Wölfe waren und im Gegensatz zu ihren Artverwandten (selbst zu den furchtlosen Schneewölfen, die ihm Norden Arthiliens wohnten) nicht die Spur von Scheu an den Tag legten, sondern vielmehr durch eine urtypische Angriffslust und Furchtlosigkeit glänzten. Dennoch – obwohl die Warge sie zweifellos bemerkt hatten – hatten sie nicht den Eindruck, dass man ihnen nachstellte oder ihnen ein unmittelbarer Angriff drohte,zuzumindest nicht solange der Tag andauerte. Vielleicht hatten sie sich aber auch dem großen See schon so weit genähert,dass es selbst die schlimmsten Räuber vorzogen,davonAbstand zu halten.
    Dann, als die Dämmerung bereits vorangeschritten war, senkte sich mit einem Mal eine schon mehr als unheimliche Stille herab und nahm die Umgebung in ihren Würgegriff, so unwiderstehlich wie eine kalte Flut, die ein Stück Land ertränkt. Gleichzeitig ballte sich eine bleiche Wolke über dem Ort, den sie gerade erreichten, wobei der Nebel so dicht war, dass er sich wie die Berührung durch Tausende klamme Finger anfühlte. Der Dunst türmte sich zu einer hohen Mauer auf, die scheinbar bis zu den Anfängen des Horizonts reichte, und hätte beinahe dazu geführt, dass Faramon und Neimo, die wie die meiste Zeit zuvorderst gingen, unversehens in das Gewässer hineingetreten wären, das sich plötzlich vor ihnen ausbreitete und von der grauen Suppe, die es umwaberte, gut versteckt war. Erst im letzten Moment erkannte der Elbenfürst das drohende Ungemach, stieß einen Warnruf aus und hielt den Mucklin am Arm fest.
    „Das Wasser scheint am Ufer seicht zu sein, trotzdem würde ich auf ein Bad in ihm lieber verzichten, Herr Mucklin“, sagte der Sohn Thingors.
    „Das war auch nicht gerade meine Absicht ...“, entgegnete Neimo und wischte sich den Schrecken von der Stirn. In Zukunft würde er jemand anderen vorausgehen lassen, schließlich hatte er sie ja schon durch Kull-Falûm geführt und hatte sich das Recht auf etwas Zurückhaltung verdient!
    „Das ist also der gefürchtete Lor Brikai“, sagte Sigurd. „Einladender Ort. Ein echtes Idyll. Es ist mir wirklich ein Rätsel, weshalb die Orks nicht schon längst ein Kurbad daraus gemacht haben.“
    Das Wasser des immensen Sees, dessen weit entferntes, anderes Ende man im Zwielicht nur erahnen konnte, erwies sich bei genauem Hinsehen als krautig und grün, unbewegt und unheilvoll dräuend. Weder die verhangenen Umrisse des Himmels noch die letzten Strahlen des Sonnenuntergangs spiegelten sich auf seiner düsteren Oberfläche, die alle Farben vollends verschluckte. Nur ausgesprochen leise und sachte schmatzten die Wellen an den Kieseln, die den Sand am Ufer bedeckten.
    Selbst Lotan der Heiler schwieg für eine Zeitlang beklommen, dann aber steckte er das Ende seines langen Zauberstabs in das Gewässer, das in Ufernähe so schleimig wie Hafergrütze war, und rührte darin herum. „Höchst interessant“, murmelte er vor sich hin. „Allein diesen See zu sehen, war wahrlich eine Reise wert. Auch wenn das Wasser so träge ist, dass es unmöglich Leben darin geben kann. Bemerkenswert.“
    Die meisten der Gefährten waren vom Lor Brikai hingegen weit weniger begeistert und

Weitere Kostenlose Bücher