Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)
Hochland ein, das von dahinziehenden Wolken gekrönt wurde und in dem sich Anhöhen aus verwittertem Fels abwechselten mit abfallenden Ebenen, die hier und dort wiederum durchschnitten wurden von grabenartigen Rinnen und tiefen Klüften. Bald sahen sie die Sonne nur noch als obere Hälfte eines bleichen Medaillons, das im Westen über den gekrümmten Horizont hinausragte.
„Als mein Bruder Nurofin und die Lindar Eldorin und Telorin seinerzeit nach Orgard wanderten, um den unglücklichen Illidor Nachtbringer aus seinem Kerker unter dem Vulkan Andoluín zu befreien, waren sie klüger als wir. Sie gingen nämlich, gleich nachdem sie den Orkland-Pass überschritten hatten, in das Dorf des orkischen Clans der Ashtrogs, die gegenüber den Bewohnern Arthiliens noch so einiges gutzumachen hatten. Bullwai, der Häuptling der Orks, gab ihnen anschließend zwei seiner besten Leute mit, die sie quer durch den südlichen Kontinent führten und mehr oder weniger sicher an ihr Ziel brachten“, sagte Faramon.
„Ich glaube, wir haben uns die Berichte von dem Rhodrim Marcius, der bei dieser lustigen Reise mit von der Partie war,alle zu Gemüte geführt“, erwiderte Sigurd.„Das Problem ist nur:wir kennen hier keine Orks, die uns freundlich gesonnen wären. Es würde mich nicht einmal wundern, wenn dieser Akkurin sie mit seinem Zaubergetue längst auf seine Seite gezogen hätte.“
„Dann wäre es sicher besser, wenn wir einen weiten Bogen um diese grünen Kerle schlagen würden, hmmm?“, meinte Pandialo.
„Was glaubst du, was wir gerade tun, du Schlaumeier?“, erwiderte Cord, der den Grafen immer noch nicht leiden konnte. Der Barbar hatte entweder nicht verstanden, dass Pandialo sich einfach nur netterweise an dem Gespräch beteiligen wollte, oder aber es war ihm egal.
„Aber man sagt doch, dass die einzelnen orkischen Clans höchst unterschiedlich und untereinander zerstritten sind. Wäre es da nicht möglich, dass wir einigen zwar in der Tat besser aus dem Weg gehen sollten, aber andere bereit wären, uns zu helfen? Das wäre doch immerhin möglich“, warf Alva ein.
Schätzchen, du hast scheinbar noch nicht genug miese Kerle in deinem Leben getroffen, wenn du so leichtgläubig bist
, dachte Sigurd, behielt seine Meinung jedoch für sich. Und wieder ertappte er sich dabei, wie sein Blick einen Augenblick zu lange auf der jungen, schönen Gestalt der awidonischen Prinzessin haften blieb. „Was ist los?“, fragte er Fredi scharf, als er bemerkte, dass der rothaarige Mucklin ihn und Alva nacheinander ansah und er sich ertappt fühlte.
„Ach, nichts“, entgegnete der kleine Kerl und zuckte unschuldig mit den Schultern.
„Seht mal, da vorne!“, rief Neimo mit einem Mal und klang interessiert. „Da steigt Nebel auf, jede Menge Nebel, und darunter scheint Wasser zu fließen. Das sieht ziemlich unheimlich aus!“
Und in der Tat war es nicht zu übersehen: sie hatten ein steiniges Tal erreicht, ein ödes Land zwischen Hochmooren, in dem Seen, Tümpel und Bäche mit spiegelnden Oberflächen glitzerten und mit wattigen Nebelschwaden verhangen waren. Hoch aufgetürmte Wolken dräuten über der geduckt daliegenden Ebene, und obwohl sie die erste Abendstunde noch nicht erreicht hatten, glitten Dunkelheit und Licht in riesenhaften Spiralen ineinander und warfen immer wieder zerfließende und neu zusammenfindende Schatten wie eine bitter ernst gemeinte Drohung. Ein beißender Wind rauschte zwischen den Höhen und fuhr ihnen durch Kleidung und Haar, doch gelang es selbst ihm nicht, den Nebel zu lichten, der das wüste Land wie ein gigantischer Brautschleier verhüllte.
„Die Gegend, die wir jetzt durchqueren müssen, enthält eine für Orgard fürwahr ungewöhnliche Sumpflandschaft“, schickte sich Lotan der Heiler zu einer Erläuterung an. „Sie ist gekennzeichnet von Hochmooren und von vielen kleinen Bächen zerfurcht, und in ihrer Mitte liegt ein berüchtigter See, über dem das ganze Jahr über dichte Nebelschwaden lagern und der das größte Gewässer im Norden des Kontinents ist. Man nennt ihn den
Lor Brikai
, den
Nebelsee
. Niemand wagt sich in seine Nähe, so sagt man, da es dort dunkel und kalt ist und er selbst den gestandensten Kriegern Furcht einflößt. Aber noch aus einem anderen Grund sollten wir von nun an besonders auf der Hut sein: hier, nördlich der Geisterwüste, befindet sich das Hoheitsgebiet der Warge und der Buloks, der schlimmsten Raubtiere, die man sich nur denken kann. Immerhin heißt es,
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