Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)
fühlten einfach nur, dass ein Schauder sie überlief. Ihr Erschauern steigerte sich sogar zu einem ausgewachsenen Ekel, als nämlich einer aus ihrer Mitte tatsächlich auf die Idee kam, sein Hemd abzustreifen und aus freien Stücken in den See zu waten.
„Ich hab’ doch keine Angst vor einem hundsgewöhnlichen Gewässer! Ein bisschen Grünzeug bringt einen nicht um, und alles, was mir diese verdammte Hitze vom Leib wischt, soll mir recht sein“, sagte Cord, als er unter den ungläubigen Blicken der anderen in das Wasser tauchte. „Ich würde allerdings nicht empfehlen, die Brühe zu trinken – schmeckt ein bisschen ranzig, wie Lebertran oder altes Öl oder so“, fügte er hinzu, als er kurz darauf prustend und breit grinsend wieder zum Vorschein kam. Dabei klebten grüne Ranken und brauner Schlamm einfach überall an seinem muskelbepackten Oberkörper.
Er sieht so selig aus wie eine große Wildsau, die sich gerade nach Herzenslust im Schlamm gewälzt hat
, dachte Sigurd. Allerdings wollte er das lieber nicht laut sagen, denn er hatte nicht vergessen, wie der Barbar Pandialo am Kragen gepackt hatte, nachdem dieser seine vorlaute Zunge nicht hatte hüten können.
„Das ist das mit Abstand ekligste, was ich jemals gesehen habe“, stellte Alva fest.
„Hach, was gäbe ich jetzt für ein duftendes Schaumbad in einer richtigen Badewanne!“, seufzte Pandialo.
Es war bereits zu dunkel, um weiterzugehen, und der See war ohnehin viel zu groß, als dass man ihn binnen kurzer Zeit so einfach hätte passieren können. Und passieren mussten sie ihn, denn sie befanden sich auf einem schmalen Streifen Land, der auf der einen Seite vom westlichen Rand des Sees und auf der anderen von einem unwegsamen, steinernen Hügel begrenzt wurde. Das führte unglücklicherweise dazu, dass sie keine andere Wahl hatten, als dicht an dicht an den Ausläufern des Gewässers zu nächtigen. Am wenigsten recht schien dies ihren Pferden zu sein, die schon die ganze Zeit über unruhig mit den Hufen scharrten und schnaubend ihren Unmut über die Lagerstelle kundtaten. Vielleicht würde sie eine große Portion aus den Futtersäcken, die sie von einem der Piratenkarren hatten mitgehen lassen, für eine Weile besänftigen.
Neimo und Hermeline übernahmen die erste Wache, während sich die anderen in ihre Decken wickelten und etwas Schlaf zu finden versuchten. Faramon hatte zuvor unter tätiger Mithilfe von Fredi ein Feuer entfacht, das ihnen im dünnen Mondlicht zu sehen half. Darüber, von Feinden gesehen zu werden, brauchten sie sich vermutlich vorerst keine Gedanken zu machen, denn wer wagte sich schon an diesen entsetzlichen Ort, wenn selbst die Warge einen weiten Bogen darum machten?
Die beiden Mucklins unterhielten sich die ganze Zeit über mit gedämpfter Stimme über ungefährliche und heitere Dinge, um auf andere Gedanken zu kommen und sich von ihren bangen Gefühlen (wem wäre es wohl nicht so gegangen?) abzulenken. So schwatzten sie munter über das Mucklinland, über Feste und Feiern, über die gesunde, althergebrachte Rivalität zwischen Bühlsend und dem Unterdorf und darüber, welchen Kuchen Tante Petronella ihren Freundinnen dieses Wochenende wohl zum Tee reichen und über wen die alten Damen sich dieses Mal ihre Lästermäuler zerreißen würden (wobei Hermeline dies natürlich niemals so ausdrücken würde).Begleitet wurden ihre Stimmen nur von einem gelegentlichen Knacken im nahen Gehölz oder einem Rascheln in den Sträuchern, was sie zwar hin und wieder aufhorchen ließ, sie jedoch lange nicht so sehr in Furchtsamkeit versetzte wie der unheimliche See, dessen klammen Atem sie in ihrem Nacken spürten. Schließlich würden sie rasch ihre Schwerter und ein paar brennende Holzscheite zu Hand haben, falls es doch ein Raubtier wagen sollte, sie bei ihrer Nachtruhe zu behelligen!
Es war nicht mehr lange bis zu dem Zeitpunkt, da sie Faramon und Pandialo zu ihrer Ablösung wecken sollten, da vernahmen die beiden kleinen Wesen ein weiteres Geräusch, das bisher noch nicht da gewesen war. Es war nur sehr leise, doch blieb es ihnen nicht verborgen, da Mucklins einerseits scharfe Sinne besitzen und zum anderen der Nebel selbst das Heulen und Jammern des Windes erstickte und jeder fremde Laut daher beinahe so bemerkenswert wie ein Gewitterdonner wirkte.
Das, was sie hörten, war dem Anschein nach ein sanftes Rauschen, dem ein vorsichtiges Plätschern nachfolgte, ganz so als ob ein Fisch das Wasser aufgerührt hätte. Das klang auf
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