Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)
ihrem Ziel trennte, denn er war der niedrigste in einer Reihe miteinander verbundener Höhen, sodass sie sich dazu entschieden, ihn zu erklimmen.
Als sie den mit verdorrtem Gras bewachsenen Kamm erreicht hatten, senkte sich die Sonne bereits rasch vom Horizont herab und schickte ein letztes verschwommenes Aufleuchten über die Anhöhen und die höheren Berge im Westen. Das Licht genügte gerade noch, um ihre Blicke über die rundum liegende Umgebung schweifen zu lassen und ein gewaltiges Staunen in ihnen heraufzubeschwören.
Vielleicht tausend Schritt nördlich von ihnen ragte der Andoluín, der Dork-Balug der Orks, in die Höhe, unfassbar hoch, steil gegen die ersten Sterne stoßend, die sich am Himmelszelt einnisteten, und so rabenschwarz wie die Nacht, die ihn in Bälde umwabern würde. Seinen Vorhof bildete ein geröllbeladener, mit einer dunklen Kruste überzogener Streifen Land, denn eben dort war es, wo drei Jahrzehnte zuvor der letzte Ausbruch des Vulkans hernieder gegangen war. Überaus knapp und nur mit Hilfe der majestätischen Greife war es der damaligen Gemeinschaft um Ulven und Marcius, Eldorin und Illidor sowie den beiden streitbaren Orks Ugluk und Uchnoth gelungen, dem Auswurf aus Lava, heißer Schlacke und glühenden Felsen, die den Erdboden mit der Wucht von Katapultgeschossen gespickt hatten, zu entrinnen. Südlich davon – und damit praktisch vor ihren Füßen – dehnte sich eine Ebene bis zum Meeresufer, wie es sie in den Weiten des südlichen Kontinents möglicherweise nur ein einziges Mal gab: es war ein grünes, von beerentragenden Büschen und Bäumen, deren Äste sich vor Früchten nur so durchbogen, bestandenes Gelände, das man sich ohne weiteres im wunderbaren Westen Arthiliens hätte vorstellen können. Die Nähe des Vulkans hatte demnach auch ihr Gutes, denn er war es schließlich, der den fruchtbaren Boden an seinen Säumen nährte. Sah man genau hin, so konnte man im nördlichen Bereich der blühenden Ebene außerdem noch die Überbleibsel geborstener Holzbauten erkennen, die einstmals Bestandteile der Piratenstadt Kargonta gewesen waren. Marcius der Rhodrim hatte in seinen Schmökern, was diesen Ort anging, demnach nicht übertrieben!
Die östliche Seite der Anhöhe, auf der die Angehörigen der Gemeinschaft weilten und von der aus sie ihren Blick in die Ferne unternahmen, war etwas abgeschrägt und bot eine passable Möglichkeit, in die Ebene hinab zu gelangen. Die anderen Flanken hingegen waren weitaus steiler abfallend, unwegsam oder mit den angrenzenden Hügeln verwachsen. In der Nähe der Stelle, an der sich der holprige Pfad nach Osten in die Tiefe wand, klaffte außerdem eine Bresche, hinter der sich, wie eine sofort durchgeführte Nachschau Neimos ergab, eine einzelne, etwa zwanzig Schritt in den Stein hineinreichende Höhlung befand. Alle waren sich darüber einig, dass diese Kaverne einen vorzüglichen Unterstand für die Nacht abgab. Gleichwohl waren sie alle zu aufgeregt, um jetzt schon an Schlaf und Ausruhen zu denken.
„Unmittelbar hinter diesem Streifen Land erstreckt sich der Ozean und damit unsere Passage für die Rückreise nach Arthilien“, meinte Faramon versonnen. Als Mitglied des elbischen Stammes der Nolori, denen man eine äußerst tiefe Verbundenheit zum Wasser nachsagte, musste ihn diese Aussicht doppelt erfreuen. „Die Piraten, die hier gelebt haben, müssen regelmäßig den gleichen Weg genommen haben. Und wenn wir sehr viel Glück haben, liegt sogar noch eines ihrer Boote vor Anker und ist von der Zerstörung, die der Vulkan gebracht hat, unbeschadet geblieben.“
„Warum sehen wir dann nicht einfach nach?“, folgerte Alva. „Ich jedenfalls würde das Meeresufer einer erneuten Nacht in einer stickigen Höhle jederzeit vorziehen.“
Wie so häufig bei einer Diskussion innerhalb der Gemeinschaft sollte die Tochter Teneas das letzte Wort behalten. Erst recht, seit es sich Sigurd nicht mehr mit ihr verderben wollte, sich scharfzüngige Erwiderungen verkniff und stattdessen lieber den Mund hielt.
Während der Kamm des Hügels außer von Gras vornehmlich von wuchernder Wolfsmilch und ein paar kleineren Sukkulenten bestanden war, war der abschüssige Pfad von bunteren Gewächsen gesprenkelt. Außerdem wuchsen ein paar knorrige Bäume mit üppigen Früchten am Wegesrand, die sich krümmten wie alte Männer oder bucklige Goblas.
Goblas? Nun, Goblas sind solcherart Fabelgestalten, mit denen gewissenhafte Elben- und Zwergeneltern schon vor Hunderten
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