Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)
Kraft und Brutalität nach vorne und traf den axtschwingenden Angreifer genau auf die Stirn. Das Knacken, als der Schädel und das Genick des Orks unter dem gewaltigen Hieb zerbrachen, erinnerte an einen Baumstamm, der unter dem heranfliegenden Leib eines Drachen wegknickte. Tatsächlich explodierte die Hirnschale in einem Regen aus Blut und einer zähen, bräunlich Masse. Von dieser Seite drohte also schon einmal keine Gefahr mehr.
Im nächsten Augenblick wandte sich der hilfreiche Geist, der Faramon zur Seite gesprungen war und der verdächtig nach Ork aussah, nach links und rammte dem einen der beiden Kettenträger den schweren Schaft seiner Waffe gegen den Kiefer. Auch hier ertönte ein knirschendes Krachen, der Schädel des Getroffenen, für den die Attacke wohl ziemlich unerwartet kam, verschob sich zu einem unnatürlichen Winkel, und eine Sekunde später war er schon regungslos im Staub gelandet. Den dritten im Bunde zu erledigen, erwies sich da schon als um einiges schwerer: dieser Bursche nämlich ließ die Kette, die er gehalten hatte, augenblicklich fallen, da er das Schicksal seiner Kameraden gewahrte, und machte sich auf und davon. Allerdings kam er nicht weit, denn, wie Faramon sehen konnte, fällte ihn auf halbem Weg zurück in die eigenen Reihen ein Schlag von Cords Breitschwert, dessen Klinge sich tief in seinen Nacken bis zum Rückgrat grub.
„Du hast zwei deines eigenen Volkes erschlagen, um einen Elben zu retten. Dafür bin ich dir sicher einen größeren Dank schuldig, als irgendjemand ermessen kann“, sagte der Elbenfürst zu Piruk, der seine Keule geschultert hielt und für einen Moment durchschnaufte.
Der Takskall schnaubte, wie wenn ihm dieser Einwand höchst albern vorkam. „Kann sein, dass das für Euch Elben gilt. Bei uns Orks ist es hingegen völlig normal, mit den Angehörigen fremder Clans im Krieg zu liegen. Streitigkeiten werden in Dantar-Mar mit der Waffe in der Hand und durch den Tod des anderen entschieden – so ist das nun einmal, und da ist nichts Besonderes dran. Sollte jemals eine Nachricht über diese Schlacht zu meinem Stamm dringen,so wird man ein Horn Horbut-Wein auf mich trinken für jeden Vanarrwarg, den meine Keule zerschmettert hat!“
So ist das nun einmal , wiederholte Faramon die Worte seines Gefährten innerlich. Kein sehr schöner Gedanke. Und wenn man bedenkt, dass Illidor Nachtbringer und Furior Feuerzorn ihre Schuld am Tod ihrer Stammesbrüder niemals verziehen wurde, dann ist so etwas bei uns Elben in der Tat etwas Besonderes. An die Notwendigkeit, einen Elben zu erschlagen, selbst wenn dieser komplett wahnsinnig geworden wäre, beispielsweise um einen orkischen Freund in der Not zu retten, wollte er lieber gar nicht erst denken.
Als die Schattenkönige nahten, galoppierte ihnen ein namenloses Entsetzen vorneweg. Es war wie eine beklemmende Aura oder die Nähe eines eisig kalten, winterlichen Baches, der sich bald in einen strömenden Fluss verwandelte und sich schließlich zum Branden eines wütenden, von Wellen gekrönten Meeres potenzierte. Die zahllosen Scharen der Orks, die sich die ganze Zeit über befleißigten, den Harrath-Anukh empor zu strömen und dabei nicht so richtig vorankamen, da der Pass am oberen Ende nach wie vor von den Talúregs versperrt wurde, flossen eilig auseinander, um die unheimlichen Verbündeten hindurchzulassen und ihnen ja nicht im Weg zu stehen. Dann gelangten die beiden von schwarzen Kapuzenmänteln verhüllten Gestalten bis zum oberen Absatz des Passes, tauchten ein in das dortige Handgemenge, so wie Haie in einen Teich mit viel kleineren Fischen, und schickten sich an, Furcht unter Freund wie Feind zu verbreiten.
Stildor wies seine besten Streiter an, die beiden neuen Angreifer würdig zu empfangen, und auch Faramon und Piruk, die ihr Zusammenspiel ja gerade schon erfolgreich erprobt hatten, waren in der Nähe und eilten demjenigen der Ghuras, der ihnen am nächsten war, entgegen. Der andere jedoch – der größere der beiden – schien in dem Tumult mit einem Mal verschwunden zu sein, so als ob er willentlich untergetaucht sei und ein ganz bestimmtes eigenes Ziel verfolge.
Und genauso war es auch. Denn tatsächlich hatte derjenige Schattenkönig, der, eingerahmt von mehreren kampfstarken Orks, weiterhin gut zu sehen war und damit die Aufmerksamkeit auf sich zog, sein Fechten in vorderster Front lediglich inszeniert, um seinem verschwundenen Kompagnon den nötigen Freiraum für ihr eigentliches Vorhaben zu
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