Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)
verschaffen. Selbst als Untoter hatte der listige Dassios seinen Sinn für solch feine Manöver nicht verloren.
Sein langer, schwarzer Umhang flatterte wie ein Banner hinter dem Schwarzen Thorold (oder besser gesagt: hinter dessen seelenlosen, wandelnden Leichnam) her, als er dasjenige erspähte, nach was er suchte: im hinteren Bereich des Berggrates standen drei kleine Wesen auf einem runden Felsen und schossen mit ihren flinken Händen mit Steinschleudern nach ihren Gegnern. Und einer dieser Winzlinge musste, nach dem, was sie mittlerweile in Erfahrung gebracht hatten, die Edelsteine in seinem Besitz haben, die Meister Akkurin unbedingt für sich beanspruchte. Möglicherweise hatten diese Unwürdigen mittlerweile bereits den dritten und letzten der Steine Aldus gefunden, was den Triumph, sich ihre Habe gewaltsam anzueignen, vollkommen machen würde.
Der Ghura hielt den Griff seines langen Schwertes locker in seinen verschorften Händen, als er auf den Standort der Mucklins zuhielt. Seine Schritte waren dabei seltsam leise, so als würden sie von irgendeinem Zauber gedämpft, und aus irgendeinem Grund entzog sich sein Antlitz den Blicken aller derjenigen, die sich ihm hätten in den Weg stellen können, obgleich sein rasselnder, keuchender Atem kaum zu überhören war. So hatte er sich seinen Opfern bald bis auf weniger als ein Dutzend Schritt genähert, und noch immer hatten sie ihn nicht entdeckt, was hieß, dass es für die Unglücklichen mittlerweile längst zu spät zum Reagieren war. Denn wie der einstige Menschenkrieger, der nun einzig noch dem Schwarzen Zauberer Treue schuldete, wusste, würde der Bann, der ihn wie ein unzerreißbares Spinnennetz umwehte, seine Gegner unweigerlich in eine lähmende Hilflosigkeit versetzen und sie jeglicher Aussicht auf Widerstand oder Flucht berauben.
Vermutlich wäre der Plan, den Dassios ausgeheckt hatte und den Thorold vollenden sollte, auch genauso aufgegangen, und letzterer hätte die Mucklins erschlagen, ihnen die Steine geraubt, und die ganze schöne Geschichte wäre vorüber gewesen. Doch dann sprang völlig überraschend eine Gestalt herbei, ein Mensch genaugenommen, dem das hintergründige Wegschleichen des Kuttenträgers offenbar als einziger eben nicht entgangen war, und verstellte dem Ghura den Weg.
„Du hast wohl gedacht, dass Eure linken Zauber uns so einfach täuschen können!? Aber nicht mit mir, du Scheusal!“, rief Sigurd, der Sohn Arnhelms, der unversehens an der Seite des dahinschleichenden Feindes auftauchte und ihn sogleich darauf mit einer Serie von Hieben attackierte.
Rechtzeitig jedoch riss die schwarz gewandete Kreatur mit dem entstellten Gesicht, das von Schatten umhüllt war, ihr Schwert hoch und parierte jeden einzelnen Schlag, der auf sie einhämmerte, mit Bravour, wie man zugeben musste. „Ich kenne dich, du Narr! Sigurd, Spross einer unglückseligen Dynastie – du solltest den Plänen meines Meisters zufolge eigentlich schon längst tot sein! Aber das können wir auf der Stelle nachholen ...“, krächzte die wie aus einer tiefen Höhle heraufdringende Stimme des Schattenkönigs – langsam, voll Überzeugung und sich wie mit einem Schmiedeeisen in den Verstand einbrennend.
Doch der lemurische Prinz war bekanntlich keiner, der sich so leicht ins Bockshorn jagen ließ. „Du könntest ruhig etwas deutlicher reden. Aber soweit ich dein Nuscheln verstanden habe, willst du dir eine ordentliche Abreibung einfangen. Die kannst du haben!“
Dann begann er, mit all der eindrucksvollen Kraft und Finesse, die er sich in seinem noch jungen Leben angeeignet hatte, nachzusetzen und den Widersacher mit einem Wirbel aus Schlägen und Stichen einzudecken. Hieb, Finte, Ausfallschritt, Stich, ... und danach das gleiche in leicht verändertem Takt wieder von vorne. Eine ganze Zeitlang hielt Sigurd ein unwahrscheinlich hohes Tempo aufrecht, während seine Klinge silberne Gespinste in die vor Hitze flirrende Luft zeichnete und immer dann, wenn sie auf den Stahl des Feindes traf, einen von klingenden Lauten untermalten Funkenreigen aufstieben ließ.
Irgendwann jedoch, als der Erfolg weiter auf sich warten ließ und sein Widersacher nicht das geirngste Anzeichen von Erschöpfung erkennen ließ, machte sich eine bittere Erkenntnis in ihm breit: dieser untote Kerl ist einfach zu stark für mich .
Einige wenige Male war es dem Menschen gelungen, die Deckung der feindlichen Kreatur zu durchdringen und sie mit seinem Schwert immerhin anzukratzen, gleichwohl
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