Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)
Heiler als Ghuras bezeichnet und auf die Umtriebe eines bösen Magiers zurückgeführt hatte, kletterten den Pass empor und bedrängten die Wüstenbewohner mit vielen zornigen Orks an ihrer Seite.
Auch der Barbar hatte sogleich zu derjenigen Stelle hasten wollen, an der sich der neue Feind wie eine Lanze in das Fleisch seiner Mitstreiter bohrte. Dann aber hatte ihn irgendein unbestimmter Impuls zurückgehalten. Er war es mittlerweile gewohnt, dass sich seine in der eisigen Kälte des arthilischen Nordens geschärften Instinkte zuweilen ungefragt zu Wort meldeten, und er hatte gelernt, auf sie zu hören, da sie ihn noch kein einziges Mal getrogen hatten. Also blieb er vorerst als einer der wenigen im hinteren Bereich der kleinen Ebene auf dem Hügelgrat zurück und sah sich misstrauisch um.
Und dann sah er es: eine der beiden schwarzen Gestalten stahl sich, auf irgendeine Weise ungesehen und vielleicht von einem magischen Schleier verborgen, vom Mittelpunkt der Schlacht hinfort und hielt auf einen Felsen zu, auf dem die drei Mucklins mit ihren Steinschleudern auf ein freies Schussfeld warteten. Es gab keinen Zweifel, dass der Kerl sozusagen ein Attentat verüben wollte. Und das war ein Handwerk, auf das sich Cord, wie er gestehen musste, ebenfalls bestens verstand, da es ihm ja lange genug als Broterwerb gedient hatte.
Der Barbar wusste, dass er etwas tun musste. Doch wie sich herausstellte, war er nicht der einzige, der die Gefahr, die von dem Schattenkönig ausging, bemerkt hatte. Und noch ehe er selbst reagieren konnte, stellte sich Sigurd der Kreatur in den Weg, warf sich mit dem Mut eines Löwen auf ihn und traktierte ihn mit Salven von Schwerthieben. Nur um zu guter Letzt doch den Kürzeren zu ziehen und waffenlos einen Hang hinabzustürzen.
Noch selten war Cord so schnell gerannt wie bei dieser Gelegenheit, seine langen Beine, die mit schweren Muskelbergen wie mit Gewichten beladen waren, schienen über den holprigen Untergrund zu schweben, so wie man es normalerweise nur von Faramon oder den Mucklins gewohnt war. Auch als er das abschüssige Stück erreichte, über das die Zweikämpfer verschwunden waren und das in eine Mulde hinabführte, behielt er seine hohe Geschwindigkeit bei, sodass er mehrfach ins Schlittern und Straucheln geriet und die ganze Zeit über befürchtete, sich der Länge nach hinzulegen, wie ein Tölpel talwärts zu rollen und vor allen Dingen zu spät zu kommen. Ich schaffe es nicht! Ich komme zu spät, und dieses Ding wird ihn töten ... , schoss es ihm immer wieder wie Hammerschläge durch den Kopf. Währenddessen musste er aus der Entfernung mitansehen, wie das Schwert des Ghuras auf den Prinzen niederfuhr, dieser sich mit einem aufgeklaubten Schild schützte und die Schutzwaffe ihm dann wieder entrissen wurde.
Neuerlich nahm der untote Feind Maß, und noch immer hatte der Barbar mehrere Schritt zu überwinden, um in das ungleiche Gefecht eingreifen zu können. Inzwischen machte der Angreifer eine weitere Ausholbewegung, nuschelte noch ein paar letzte Silben, und dann ...
... sprang Cord ohne weiter nachzudenken mit einem weiten Satz herbei und schob seinen gewaltigen Leib zwischen die bösartige Kreatur und ihr wehrloses Opfer. Und dies hatte zur Folge, dass die schwarze Klinge, die für den lemurischen Thronerben bestimmt war, stattdessen die ungeschützte Brust des Nordmannes traf, sein vernarbtes Fleisch und seinen Brustkorb durchdrang und ihm mitten ins Herz stieß.
Man konnte wohl kaum sagen, dass Sigurd ob des plötzlichen Erscheinens seines Gefährten auf der Bildfläche weniger überrascht war als der Schattenkönig. Dennoch reagierte er nun, da sich seine Lebensspanne völlig unerwartet doch noch verlängert hatte, schneller als sein Feind. Mit einem Ruck setzte er sich auf, packte Cords riesiges Breitschwert, das dieser gerade fallen gelassen hatte, sprang empor und rammte die Klinge mit der Spitze vorneweg dem Ghura genau in den Sehschlitz, der zwischen den Falten seiner weit ins Gesicht gezogenen Kapuze klaffte.
Der spitze Schrei, der darob ertönte, war so markerschütternd laut und jämmerlich, dass er die Wolken am Abendhimmel ebenso wie die Grundfeste der Berge zu zerschneiden drohte und an das gemeinschaftliche Kreischen eines ganzen Harpyienschwarmes erinnerte.
Endlich frei! , dachte der Schwarze Thorold unterdessen. Dabei bemerkte er etwas in seinem Innern, das ihm wie eine wunderbare Blüte erschien, die für unendlich lange Zeit im Kokon seiner
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