Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)
Leben, und Ihr alle habt mir gegeben, was ich vorher nicht kannte. Ich bin froh, dich kennen gelernt zu haben, Sigurd, denn du bist ein guter Mensch und wirst deinen Weg hoffentlich gehen –“
Schließlich legte sich ein zufriedener Ausdruck über sein Gesicht, und ein allerletzter, sanfter Atemhauch entströmte seinen Lippen. Und dann starb er in einem einzigen, ebenso furchtbaren wie seltsam friedlichen Augenblick, bis sein riesiger Leib tot und ganz ruhig da lag.
„Nein! Du kannst uns nicht verlassen, deine Aufgabe in dieser Welt ist noch nicht vorbei!“ Sigurd begann den leblosen Körper des Gefährten und Freundes, der dahingegangen war, zu rütteln und zu schütteln und ihm das Herz stoßweise zu massieren, wie er es einmal bei einem Heiler gesehen hatte, sodass er beinahe wie ein trotziges Kind wirkte, das noch zu klein war, um das Unvermeidliche zu begreifen. Als alles andere nichts halft, hob er flehentlich die Hände und schickte Stoßgebete zu dem Einen und zu Lemuriël und allen anderen Engelswesen empor, in denen er verzweifelt darum bat, dass Cord nur verletzt und bewusstlos und bald wieder ganz der Alte sein möge. Jedoch wurden seine Gebete nicht erhört. Alles, was zu ihm in die Senke drang, war der in diesem Moment scheinbar Äonen entfernte und völlig unbedeutende Lärm des Schlachtfeldes.
Eine Träne nach der anderen rann über das reglose Gesicht des Prinzen, verdunstete im Sonnenlicht und hinterließ eine salzige Kruste auf seiner Haut, während er da saß und für denjenigen, der für ihn gefallen war, eine Zeitlang die Trauerwache hielt.
„Ich hätte an deiner Stelle sein sollen ...“, sprach er mehr als ein Mal vor sich hin, wobei seine Stimme kaum mehr als ein gepresstes Flüstern war.
Dann erhoben sich die Geräusche der Schlacht, die nach wie vor auf dem Hügelkamm wogte, zu einem Brausen, und er wusste, dass es Zeit für ihn war, zurückzukehren. Zurückzukehren in die Welt der Lebenden.
Am Abend saß das kümmerliche Häuflein, das von den Verteidigern des Harrath-Anukh noch übrig geblieben war, beisammen und sah dem Tag beim Sterben zu. Niemand sprach ein Wort, niemand – nicht einmal die Mucklins – sorgte auch nur für die geringste Aufheiterung, während über ihnen dunkle Wolken dräuten, ungerührt und unberührbar.
Es war kaum zwei Stunden her, dass sich die Talúregs und ihre Verbündeten des bisher erbittertsten Angriffs der Orks hatten erwehren müssen. Nicht wenige von ihnen hatten gedacht, dass nun unweigerlich ihr letztes Stündlein geschlagen und ihr geradezu lächerlicher Versuch, mit einer Handvoll Kämpfer einer ganzen Armee standzuhalten, endgültig gescheitert wäre. Allein mit dem schrecklichen Wesen in der schwarzen Kutte, diesem einen der Schattenkönige, dem sie sich gegenüber gesehen hatten, hatten sie alle Hände voll zu tun gehabt. Dann aber war es eben jene Kreatur gewesen, welche dem Gefecht völlig überraschend eine Wende gegeben hatte: der Ghura hatte sich plötzlich aufgebäumt, wie wenn ihn eine unsichtbare Klinge gemartert hätte, seine dünne, kalte Stimme zu einem schaurigen Heulen erhoben und sich dann zur Flucht den Hang hinab gewandt, wie eine Katze, der man gerade auf den Schwanz getreten hatte.
Kurz darauf war Sigurd aufgetaucht und denjenigen, die ihn kannten, ziemlich verändert erschienen. Wobei schwer zu sagen war, ob die anderen dies gut oder schlecht finden sollten: ein Zorn, dessen Ursprung sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannten, hatte ihn wie eine Woge Eiswasser überschwemmt, und er trug diese unbändige Wut, die in ihm entfacht war, wie einen Schild vor sich her, dem sich niemand zu nähern getraute. Der Sohn Arnhelms und Merians warf sich mitten hinein in das Kampfgetümmel, erschlug einen Ork nach dem anderen und trieb die grünhäutigen Krieger beinahe im Alleingang zum Rückzug, wie es schien. So hatte auch der zweite Tag der Schlacht um den Harrath-Anukh damit geendet, dass es der Horde StromGorkrais nicht gelungen war, den Pass einzunehmen und den Gefährten ihr Hab und Gut zu nehmen. Niemand unter den heldenhaften Verteidigern jedoch empfand auch nur das leiseste Gefühl von Sieg und Triumph, denn den Tribut, den sie dafür entrichten hatten, war allzu hoch.
Die nächtliche Stille legte sich nach dem Tumult des Tages wie Watte auf die Ohren der Krieger. Als die Stunde nach Mitternacht anbrach und das kleine Heer der Wüstenbewohner annehmen konnte, dass ihnen für die nächsten Stunden kein weiteres
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