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Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Ungemach bevorstand, stahlen sich zwei Dutzend von ihnen die östliche Böschung hinab bis in eine weite Senke am Fuß des Gebirges, die von Sand geflutet war. Dorthin brachten sie auf Bahren und Laken, die sie hinter sich herzogen, die Toten, die der verstrichene Tag gefordert hatte. Natürlich ausschließlich die ihren, denn die erschlagenen Orks warfen sie wie üblich den Harrath-Anukh oder in irgendeine Kluft hinab. Neben Cord, dessen Leichnam die acht verbliebenen Angehörigen der Gemeinschaft (einschließlich Piruk) gemeinsam trugen, würden viele von Stildors Leuten ihre Höhlen, ihre Lieben und das Licht der Sonne niemals wiedersehen.
    Nachdem sie die Gebeine ihrer einstigen Freunde und Mitstreiter in die Mulde gebettet und mit einer Zudecke aus Sand und etwas Geröll bedeckt hatten, standen die Talúregs ganz still, senkten ihre bärtigen Köpfe und übten sich für eine lange Zeit in Schweigen. Dann beugte sich der Muareb hernieder, nahm eine Handvoll Wüstensand auf und ließ ihn anschließend zwischen seinen Fingern auf das Grab hinab rieseln. Dabei murmelte er einige Worte in der Sprache der Wüstenleute, die so eindrucksvoll und von einer uralten Energie beseelt erschienen, dass man glauben konnte, dass er nicht mit seiner eigenen, sondern mit einer ganz fremden Stimme spräche. Wie die Gefährten später erfuhren, bedeutete der Vers, den er rezitierte, in der Gemeinsamen Sprache in etwa so viel wie
    „Das, was Sand war, soll wieder werden zu Sand,
    und das Wasser, das den Lebenden war,
    soll als Geschenk der Wüste gegeben werden,
    damit sie die Toten behüte.“
    Als man dem Brauch Genüge getan hatte, traten die Angehörigen der Gemeinschaft nach vorne und betrachteten beklommen und zunächst schweigend die letzte Ruhestätte des Barbaren, die tatsächlich nach nichts anderem als einem gewöhnlichen Stück Wüste aussah. Ihre Herzen ballten sich zusammen, so als ob eiskalte Fäuste sie in eiserner Umklammerung gepackt hielten und gegen ihre Rippen drückten. Noch immer konnten sie nicht glauben, dass ausgerechnet der stärkste von ihnen, der sich von einem Spion in ihrer Mitte zu einem echten und unverzichtbaren Freund gewandelt hatte, nicht mehr unter ihnen weilte. Nie wieder würde er nach Arthilien, in den hohen Norden, der seine kalte Heimat war, zurückkehren, und niemals würde er erfahren, ob es für ihn und Tara eine Zukunft gegeben hätte. Nur ausgesprochen kurz hatte er von der süßen Frucht der Liebe kosten dürfen. Selbst Pandialo, den nicht gerade eine innige Freundschaft mit Cord verbunden hatte, schaute ergriffen und betreten drein ob dieses Verlustes, und den Mucklins und Alva (wie hätte es auch anders sein können?) standen allesamt bittere Tränen in den Augen.
    Sigurd hatte lange überlegt, ob es an ihm wäre, den verschiedenen Freund mit einigen letzten Worten zu ehren, denn immerhin war er es gewesen, der zuletzt an seiner Seite gewesen war und mit geredet hatte. Doch es ging einfach nicht. Der Prinz war nie in seinem Leben um einen flotten Spruch oder ein paar flüssige Sätze – selbst wenn sie geflunkert waren – verlegen gewesen, doch nun, da ein anderer für ihn gestorben war und er nichts hatte tun können, um ihm zu helfen, blieben seine Lippen verschlossen, so als wären sie aus Blei gegossen. Früher hatte er immer gedacht, dass der Krieg etwas zutiefst Ehrenhaftes und Heldenhaftes sei und überdieseine hervorragende Gelegenheit, um die Frauenwelt zu beeindrucken. In Wahrheit war er einfach nur grausam, erniedrigend und schmerzhaft. Krieg kennt nur Opfer, aber niemals Gewinner, dass wusste er nun zu gut.
    „... Es gibt Menschen, die man zwar töten, aber niemals besiegen kann. Und das gilt auch für Cord, den großen Barbarenkrieger, unseren Gefährten und Freund, dessen Mut in unseren Herzen auf ewig überdauern wird“, hörte Sigurd irgendwann Faramon sagen, wobei er nicht einmal wusste, ob er nicht schon vorher ein paar Sätze gesagt hatte. Auf jeden Fall konnte nicht einmal die einmalig schöne Stimme des Elben seine Niedergeschlagenheit und seinen Zorn aufhellen in dieser dunklen Stunde.
    Dann schritten die Talúregs und ihre Verbündeten wieder den Berg hinauf, kehrten zu ihren Stellungen zurück und sahen dem Tag beim Sterben zu.
    Im Morgengrauen schien ein Gewitter heraufzuziehen, was in diesem Teil Orgards höchst selten vorkam. Doch tatsächlich folgte ein Blitz dem anderen, und ein Grollen rollte durch die Luft und gemahnte an eine Kolonne Streitwagen,

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