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Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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miteinander über diese und jene belanglosen Dinge. Ihre hungrigen Blicke schweiften dabei immer wieder zu dem immensen Spieß, der am westlichen Rand der Lichtung im Schutz der Böschung über einem Feuer gedreht wurde und auf dem ein gewaltiges, viele Schritt langes Stück Fleisch briet, das verdächtig nach Lindwurm aussah. Die nahen Moore dienten eben nicht nur den fleischigen Riesen, sondern auch noch anderen bemerkenswerten Geschöpfen als Lebensraum.
    Schließlich und endlich erhob sich ihr vielleicht größter und stattlichster Vertreter und stellte sich aufrecht in ihre Mitte. Jorannagar, der ein Enkel von Hologar dem großen Eroberer war, hatte im Gegensatz zu den meisten seiner Artgenossen eine blasse, rosafarbene Haut (die meisten anderen waren schilfgrün), und auffallend schwulstige Lider und Lippen. Ansonsten wirkten seine Gesichtszüge weit weniger einfältig, friedlich und gemütlich, als dies bei anderen Ogern der Fall war, sondern vielmehr von Denkfalten zerfurcht und so sehr von Wille und Entschlossenheit geprägt, wie man das lange nicht mehr bei einem der ihren gesehen hatte. Auch seineKleidung stach hervor: verbargen die gewöhnlichen Oger ihre Blößen nur notdürftig mit einigen Fellen und Pelzen, so war seine dicke Ogerwampe größtenteils unter einem dunklen, ledernen Gewand verborgen, dessen Saum mit Pelz verbrämt war. Selbst ein völlig Unbedarfter konnte erkennen, dass dieser Kerl sich für etwas Besseres hielt.
    „Fünf mal hundert Jahre ist es her, dass Hologar und viele unserer Vorfahren und Brüder durch den feigen Verrat der Menschen getötet wurden. Unsere Festung Ogaron in dem großen Gebirge im Westen hat man damals zerstört und niedergebrannt, unsere Heimat und unser Stolz wurden uns genommen, und niemals wieder hat sich ein Oger seitdem getraut, wieder nach Westen zu gehen, aus Angst, die Menschen könnten ihn sehen und jagen und töten. Wir, die größten aller Jäger –“, Jorannagar klopfte sich so fest auf die Brust, dass es dumpf polterte, „wir, die wahren Herren dieses Landes, sind seitdem auf der Flucht, müssen uns in dreckigen Sümpfen verstecken, müssen mit Lindwürmern und wilden Tieren um Nahrung kämpfen, damit wir nicht verhungern, während Menschen, Elben und Zwerge in ihren warmen Höhlen und Hütten im Überfluss leben! Gah!“ Er schnaubte verächtlich, verzog angewidert das Gesicht und ballte die Faust vor Zorn. Dabei entging ihm keineswegs, dass seine Worte ihre Wirkung nicht verfehlten und in den Köpfen seiner Zuhörer so ganz allmählich ähnliche Gedanken aufstiegen. Denn wie er natürlich wusste, waren die meisten Oger sehr einfach gestrickt und mit geschickten Worten leicht zu beeinflussen. Und außerdem erzählte er ja keinen kompletten Nonsens, sondern sprach den meisten aus der Seele, denn tatsächlich hatten viele seiner Art das abrupte Ende ihrer Herrschaft und die danach folgende Verbannung in die Bedeutungslosigkeit niemals verwunden. Schließlich wurden Oger in der Regel steinalt – über tausend Jahre waren bei ihnen keine Seltenheit –, sodass viele der Anwesenden die Niederlage gegen die Menschen selbst miterlebt hatten.
    „Das Schlimmste aber ist“, fuhr Jorannagar fort, „dass Menschen, Zwerge und andere lachen über uns, dass sie in uns nichts anderes als primitive Tiere sehen, auf die man aus sicherer Entfernung mit dem Finger zeigt und denen man nicht den geringsten Respekt entgegenbringt! Mit Schande und Erniedrigung haben sie uns gebrandmarkt, diejenigen, die unser Land genommen haben, diejenigen, die uns am liebsten wie Ungeziefer ganz von der Erde tilgen würden! Doch vielleicht, so lautet meine Hoffnung, ist das Feuer der Oger noch nicht ganz erloschen, wenngleich es seit Jahrhunderten wie eine kleine Flamme nur noch unter der Oberfläche schwelt. Und darüber will ich die Meinung des Things hören: sollen wir warten, bis unser Feuer gänzlich erstickt ist und unser Volk nur noch in der Erinnerung Arthiliens weiterlebt, oder sollen wir ihm einen Weg zurück bahnen an die Oberfläche, wo es brennen und sich weiden kann an der Furcht unserer Feinde, bis wir Oger uns aus deren Asche von neuem erheben zu einer Rasse, die stolz ist und geachtet wird und die herrscht über alles Land zwischen den beiden Gebirgen, die die Menschen das Wächtergebirge und das Goldene Gebirge nennen?!“
    Oger waren nicht gerade als Wesen bekannt, die es besonders eilig hatten oder besonders schnell zur Sache kamen. Auch dauerte es bei manchen

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