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Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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im Laufe seiner über sechshundert Jahre hatte er immerhin schon eine ganze Menge gesehen ...

Dreizehntes Kapitel: Die Kopfgeldjäger
    Ich habe noch selten einen Oger oder überhaupt ein Wesen gesehen, dass so furchteinflößend, barbarisch, mies und blutrünstig ist wie dieser fette Kerl!, dachte Meister Akkurin. Doch auch mit den anderen beiden Gestalten, die er in den großen Ratssaal der Händlergilde, in dem er wenige Tage zuvor noch Königin Tenea empfangen hatte, geladen hatte, war er höchst zufrieden. Gemein hatten sie alle drei, dass sie absolut skrupellose Geschöpfe waren, die schon oft gegen Bezahlung getötet hatten, und die er außerdem für zuverlässiger und erheblich weniger anfällig für Gewinnensbisse als etwa diesen Barbaren Cord hielt. Menschen sind einfach schwache, bemitleidenswerte Kreaturen. Außer natürlich es handelt sich um einen Zauberer. Vornehmlich einen bösen wie mich.
    Der Oger hörte auf den Namen Drammnar, und er war – was seine Statur anbelangte – fürwahr ein ganz schön schwerer Brocken, ein Pfundskerl, selbst unter seinesgleichen. Wie es aussah, war er ein jüngerer Bruder dieses Jorannagar, den Akkurin jüngst für seine Zwecke geworben hatte und der so etwas wie ein Häuptling oder Anführer der Oger Arthiliens war. Dieser hier, den er nun vor sich hatte, schien deutlich weniger wortgewandt und an flüchtigen Visionen wie der Schaffung eines neuen Oger-Reiches interessiert zu sein, was allein schon sein vernarbtes, in zerschundenes Leder gehülltes Antlitz mit der riesigen Keule (bei dem es sich tatsächlich wohl um einen Baumstamm handelte, den er wie andere Leute Gänseblümchen aus der Erde gepflückt hatte) an seiner Seite erahnen ließ. Vielmehr schien er nur eine einzige Sprache zu verstehen, nämlich diejenige, die das Schaffen von Fakten durch nackte Gewalt beinhaltete und deren Klang an das Knirschen von Knochen gemahnte. Allerdings war Drammnar keineswegs dumm, sondern wusste durch das Zusammenspiel von Instinkten und so etwas wie Bauernschläue (oder sagte man: Ogerschläue ?) sehr wohl ein Ziel, das sich in seinem dicken, haarlosen Schädel einmal festgesetzt hatte, zu erreichen, selbst wenn es auf den ersten Blick kompliziert erschien. Man konnte ihn schlicht und ergreifend den perfekten Jäger nennen.
    Der zweite der Kopfgeldjäger, die der heimliche Kopf der Händlergilde gedungen und in den illustren Kreis seiner Helfershelfer und vermeintlichen Verbündeten aufgenommen hatte, war ein Wesen von gänzlich anderer Natur. Auf den ersten Blick erinnerte es an einen Elben, denn seine schlanke, filigrane Gestalt, seine fahle Gesichtshaut, auf der kein Zeichen des Alterns eingraviert war, sein feines, zu einem Schopf geknotetes schwarzes Haar und seine oben spitz zulaufenden Ohren schienen Bände zu sprechen. Und doch gab es Unterschiede zwischen etwa den Lindar und den Nolori einerseits und diesem Geschöpf zum anderen. Illyro nämlich war ein sogenannter Nachtelb , einer, dessen Ahnen in der Tat vor mehr als zweitausend Jahren mit der Velarohima von Aiura nach Arthilien gesegelt kamen, die sich dann jedoch – man konnte dies ein wenig mit den menschlichen Piraten und ihrer Entfremdung von Lemuria vergleichen – von ihrem Volk entzweit hatten. Jener Teil der elveni verweigerte sich nämlich den Bitten und Absichten des weiblichen Engelswesens Lemuriël und zog fort von den wohlbehüteten Siedlungen der Angehörigen ihrer Art. Genaugenommen war es so, dass sich die Abtrünnigen nicht als geschlossene Gruppe davonmachten, sondern es sie einen nach dem anderen hierhin und dorthin verschlug.
    Waren die Elben – ebenso wie die Zwerge – ein höchst geselliges Volk, das gemeinhin alles miteinander teilte, so gediehen diejenigen, die sich über ihre Verbannung aus Aiura verbittert zeigten, fortan zu Einzelgängern, Vagabunden und Waldläufern, die sich während der Stunden des Tages verbargen und die Nacht zur Jagd benutzten. Mit der Zeit der Entfremdung von ihren Artgenossen verblichen viele Eigenschaften, die sie einstmals als Kinder des Elbenvolkes ausgezeichnet hatten, und ihre Herzen gefroren zu Eis, ihr Lachen versiegte, allumfassende Schwärze umwölkte ihren Geist, und nur noch in seltenen Stunden vermochten sie sich überhaupt daran zu erinnern, dass sie einst Empfindungen wie Freude und Freundschaft gekannt hatten. Auf diese Weise ward die Spezies der Nachtelben geboren, voll Hass auf ihre alten Brüder und Schwestern, ihre Seelen auf ewig gemartert

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