Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)
selbst die mit allen Wassern gewaschenen, hochgradig furchtlosen Kopfgeldjäger auf und runzelten die Stirn. Selbst Illyro kniff seine Augenlider ein wenig enger zusammen, obgleich es hieß, dass Nachtelben niemals blinzelten.
„Der Zweite wird mit unserer Arbeit zufrieden sein“, meinte Driszt mit seiner vor Falschheit triefenden, quiekenden Goblastimme. „Und vielleicht findet Ihr, wenn dieser Auftrag erst einmal erledigt ist, ja noch weitere Verwendung für Leute mit unseren Talenten, Meister Akkurin. Es wäre uns eine Freude und eine Ehre zugleich ...“
„Ich weiß Euren Eifer zu schätzen, doch wird es, noch ehe der nächste Winter vorüber ist, nichts mehr geben, das mir noch Sorge bereiten kann. Man wird Arthilien dann nicht mehr wiedererkennen, die Herrschaft Aldus wird in Trümmern liegen und einer neuen Ordnung Platz machen, und die freien Völker, die er erschaffen hat, werden unter ein Joch von Tuors Gnaden fallen! – Kommt mit, ich werde Euch etwas zeigen, bevor Ihr geht!“
Aus einem spontanen Impuls heraus entschied sich Akkurin, diesen drei gefährlichen Einzelgängern etwas zu offenbaren, das er bislang noch keinem enthüllt hatte. Nicht einmal diesen einfältigen Raffzähnen Hoss Nukrem und Gildagar Rattenfänger, die so vollständig nach seiner Pfeife tanzten, dass es ihn fast schon langweilte. Nicht mehr lange jedoch, und er würde ohnehin allen demonstrieren, über welch einzigartige, unwiderstehliche Macht er gebot, über eine Macht, der auf dem Schlachtfeld keine noch so tapfere Armee von Lebenden würde widerstehen können und die allein seinem Zauber gehorchte. Abgesehen davon würde es bis dahin außer ihm keinen einzigen Zauberer mehr auf dem nördlichen Kontinent geben, er würde der alleinige Meister und Erbe der alten Lehren und Geheimnisse Zarudins, des großen Magus, sein. Dieser Gedanke war es – neben der Rache, die er sich geschworen hatte –, der ihn von all seinen Zielen und Visionen vielleicht am meisten berauschte.
Der Schwarze Zauberer schritt zu einer der Ehrfurcht gebietenden Außenwände der Halle und zog einen purpurnen Wandvorhang zurück, woraufhin eine Pforte aus Walnussholz sichtbar wurde, die zuvor dahinter verborgen war. Auf einen Wink mit seinem langen, schwarzen Stab hin, von dem er sich nur höchst selten trennte, flog die Tür wie von Geisterhand bewegt nach außen auf. Ohne innezuhalten, glitt er ins Freie hinaus und betrat den prächtigen Garten an der Westseite des gigantischen Gildehauses, der gerade von einem Regenvorhang verschleiert war. Die drei Kopfgeldjäger mussten sich fürchterlich eilen, um mit den raschen Bewegungen ihres Auftraggebers Schritt zu halten, was sie nicht davor bewahrte, bis auf die Haut durchnässt zu werden. Dagegen blieb der Zauberer wider aller Naturgesetze davon verschont, denn der Regenguss fächerte über ihm auseinander und strömte an ihm vorbei, so als wäre sein Körper von einer unsichtbaren Glocke beschirmt.
Nach kurzer Zeit liefen die vier ungleichen Gestalten über eine hölzerne Brücke, die sich über eine künstlich angelegte Teichlandschaft schwang, die von hohem Schilf umrandet und von zahlreichen schneeweißen Schwänen besiedelt wurde. Danach hielten sie auch schon auf ein weiteres Gebäude zu, ein Nebengebäude, das sich im Schatten hoher Bäume sowie der wehrhaften Mauer duckte, die das weitläufige Gelände rahmte. Im Vergleich zu dem imposanten Haupthaus nahm es sich natürlich wesentlich kleiner und bescheidener aus, und doch war seine Größe, für sich genommen, ebenfalls beträchtlich.
Im Inneren des Gebäudes erreichten Meister Akkurin und seine Gefolgsleute ein spärlich dekoriertes Vestibül, von dem aus eine Treppenflucht empor führte und sie bis zu einer mitEisenbeschlägen verstärkten Tür beförderte. Auf einen Klopfcode Akkurins hin sprang die Pforte auf und enthüllte einen großen, in Zwielicht getauchten Raum, der offenbar so etwas wie den persönlichen Wohnbereich des Schwarzen Zauberers beherbergte. Oder vielleicht sollte man besser von seinem Arbeitszimmer sprechen, wenn man sich so umsah. Die seitlichen Wände der Kammer waren mit Ebenholz getäfelt, und dunkle Behänge und Teppiche, die den Boden wie Unkraut überwucherten, fraßen das bisschen Licht, das durch den schmalen Fensterschlitz hereinfiel. Illuminiert wurde der Raum in erster Linie von einer rauchenden Kohlepfanne, die auf einem Gestell inmitten eines Kreises stand, der auf den Fußboden markiert worden war, indem
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