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Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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starken, aufgerichteten Platte aus glänzendem schwarzem Kristall, deren Ränder an manchen Stellen eingekerbt oder abgebrochen waren und deren Sockel auf einem runden, scharlachroten Teppich stand. Bei dem Gegenstand handelte es sich wohl kaum um die künstlerische Schöpfung eines geschmacklosen Bildhauers, wenn man bedachte, dass ein Zauberer vom Range Akkurins ihm einen solchen Ehrenplatz verlieh. Aber um was dann? Ebenso rätselhaft waren all die unzähligen Ampullen und Phiolen, in uraltes Leder eingeschlagene Folianten, Bündel aus Zweigen oder merkwürdigen Kräutern und die Gefäße mit sirupartigen Flüssigkeiten, in denen manch makabere Objekte schwammen.
    Das Hauptaugenmerk der Betrachter galt jedoch denjenigen Erscheinungen, die beängstigender waren als alles, was sie in ihrem Leben bisher gesehen hatten: es waren die Karikaturen und Verballhornungen von zweibeinigen Wesen, die statuenartig unbewegt und mit wächsernen Gesichtern, die in dem Dämmerlicht einen geisterhaft fahlen Schein entfalteten, zu Hunderten in dem Raum zu finden waren. Die seltsamen, puppenhaften Körper hatten die Größe und Statur von Menschen und standen in endlosen Reihen auf jedem freien Fleck umher – auf dem Boden, auf durchhängenden Regalwänden, auf Zwischenebenen und Galerien, wo immer das gewaltige Raumgebilde eine Möglichkeit bot. Die Frage war nur: waren diese Objekte wirklich nur angefertigte Statuen aus Stein, Wachs oder Lehm? Wenn man bedachte, wie lebensecht diese Kameraden aussahen, dann konnte man fast meinen, dass es sich dabei in Wahrheit um etwas ganz anderes handelte. Doch das war ein Verdacht, der so furchtbar war, dass er selbst hartgesottenen Gemüter nicht so leicht über die Lippen kam.
    „Dies hier ist Akar-Dhûn , die Gruft der Seelen !“, sprach der Schwarze Zauberer schließlich in die angespannte Stille hinein. „Und Ihr vermutet richtig, wie ich in Euren Mienen lese: die Gestalten, die sich mittlerweile in großer Zahl in dieser Halle befinden, sind keine Statuen oder dergleichen, sondern Leichname, die Leichen von Menschen, die ich kurz nach ihrem Ableben an mich gebracht und für meine Zwecke präpariert habe! Mit meiner Magie habe ich ihnen hernach eine neue Art Leben eingehaucht, ein Leben, das allein meinem Willen unterworfen ist, denn ich bin es, der ihre Seelen verwahrt und der darüber bestimmt, ob es den Unglückseligen an einem fernen Tag gestattet sein wird, in die Welt danach überzugehen! Es sind Ghuras , Schattenkrieger , seelenlose Kreaturen aus verdorrtem Fleisch, denen eine immense Kraft zueigen ist und die weder Mitleid noch Furcht noch eine der sonstigen Schwächen der Lebenden kennen! Selbst ein Nachtelb oder ein Ghul ist im Vergleich zu ihnen ein wahrer Ausbund an Empfindsamkeit!“
    Akkurin warf Illyro einen Seitenblick zu, doch falls der Nachtelb seine Worte missbilligte, dann zeigte es nicht. Alle drei Kopfgeldjäger waren schlichtweg fassungslos, denn so etwasUnwirkliches und Grauenerregendes, solch einen Beweis der Macht der aus den dunklen Träumen Tuors geborenen Schwarzen Magie hatte keiner von ihnen für möglich gehalten. Vorausgesetzt, dass dieser finstere Zauberergeselle kein Hochstapler war und übertrieb, was seine angeblichen Schöpfungen anging. Denn immerhin hielten diese fahlen Gestalten ihre Augen allesamt geschlossen und wirkten in diesem Zustand nicht gerade sonderlich engagiert.
    „Akhûro!“, sprach Meister Akkurin, als ob er die Gedanken seiner gedungenen Helfershelfer erraten hätte. Und schon – kaum einen Wimpernschlag später – klappten die Schattenwesen, wie von einem einzigen, gemeinsamen Verstand bewegt, ihre Lider hoch und enthüllten vollkommen leere, milchige Augen, hinter denen sich weder Seele noch Wille verbarg und die nichts anderes mehr als blinden Gehorsam kannten.
    „Wenn diese Geschöpfe unter Waffen gestellt werden, dann wird ihnen keine Armee dieser Welt Widerstand leisten können“, kommentierte Illyro dieses Schauspiel mit seiner leisen, dunklen und zugleich samtig-weichen Stimme und drückte damit seine Anerkennung aus.
    „Erst recht nicht, wenn sie auch noch Horden und Schwärme von Werwölfen, Ghuls und Harpyien zu ihren Verbündeten zählen“, stimmte Akkurin triumphierend zu. „Darum seht zu, dass sich Eure Völker auf die richtige Seite schlagen, wenn mit der Kälte des Winters eine dunkle Welle des Krieges über Arthilien rollen wird! Alle lebenden Wesen werden dann vor eine einzige Wahl gestellt sein, die da

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