Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Menschen von nun an nicht mehr um sich haben sollten. Mindestens genauso erging es Sigurd. Denn er, der sich eben noch über seinen Landsmann geärgert hatte, kannte diesen immerhin schon seit dem zarten Kindesalter an und wusste, dass er in dem Zauberer einen seiner wichtigsten Lehrmeister und Vertrauten hatte.
    „Immerhin braucht Ihr Euch nicht zu grämen, ob Ihr den Ort im Osten, den Ihr sucht, auch finden werdet“, warf Stildor ein. „Naíb nämlich steht bekanntlich bei Eurem großen Kämpfer Graf Pandialo in einer Lebensschuld und wird ihm daher überall hin folgen und dienen.“
    „Was wirklich eine ganz besondere Ehre ist ...“, entfuhr es Neimo, dem der junge Talúreg leid tat. Sein Leben als Schoßhund Pandialos in dessen ebenso langweiliger wie nerviger Gegenwart zu fristen, erschien ihm als ein Schicksal, das keiner verdient hatte.
    „Du sprichst mir aus der Seele“, erwiderte Naíb und warf dem Mucklin einen beipflichtenden, dankbaren Blick zu.
    „Und er kennt sich in diesem Landstrich ausgezeichnet aus und vermag in der Wüste Wege zu finden und Spuren zu lesen, die den meisten anderen verbogen sind“, fuhr der Muareb fort und nickte seinem Stammesgenossen aufmunternd zu. Naíb nickte pflichtbewusst, auch wenn er ziemlich zerknirscht wirkte. Sigurd, dem dies nicht verborgen blieb, wurde das Gefühl nicht los, dass der junge Wüstenbewohner ahnte, dass er in dem Zweikampf mit dem Grafen betrogen wurde, doch ließ seine Ehre ihm keine andere Wahl, als sich in sein Schicksal zu fügen.
    Als der Abend am Ausklingen befindlich war und sich die meisten bereits von der Gesellschaft verabschiedet hatten, nahm Lotan Faramon beiseite. „Nach unserer Trennung ist es vor allen anderen an dir, Faramon, die Geschicke der Gemeinschaft zu lenken. Neimo ist ein Kindskopf, Cord ist nicht mehr, Alva ist noch zu unerfahren, und Pandialo – na ja, der wäre wohl ein wenig überfordert. Und was Sigurd angeht, so halte ich große Stücke auf ihn und bin mir sicher, dass er für die Menschen Arthiliens dereinst ein Vorbild sein wird, denn je schwieriger die Aufgabe ist, die man ihm stellt, desto kühner strebt er den Sieg an. Außerdem ist er im Grunde selbstlos und würde sich für seine Überzeugung und seine Freunde opfern, wenn es sein müsste. Dennoch – oder gerade deshalb – musst du auf ihn aufpassen, damit sein Temperament nicht mit ihm durchgeht. Allerdings darfst du ihm das natürlich niemals offen zeigen ...“
    „Ich verstehe sehr gut, was du mir sagen willst, mein Freund“, gab der Elbenfürst zurück. „Die Bürde, die du mir und uns anderen durch dein Fortgehen auferlegst, ist größer, als ich es beschreiben kann. Umso mehr will ich alles dazu beitragen, dass diese Mission ein gutes Ende nimmt und wir alle uns irgendwann – wenn die Umstände günstiger und fröhlicher beschaffen sind – wiedersehen werden.“
    „Aber gewiss doch – schließlich haben dein Vater und ich am Schachbrett noch eine Rechnung zu begleichen“, meinte der Zauberer schmunzelnd. Danach wendete er sich ab und schlurfte überraschend flink davon.
    Der Himmel fing im Osten gerade Feuer, als die verbliebenen Angehörigen der Gemeinschaft zum Aufbruch bliesen. Lotan der Heiler war, wie Stildor ihnen bei ihrem Abschied von den Talúregs mitteilte, bereits irgendwann in der Nacht klammheimlich aufgebrochen und hatte sich nach Norden gewandt. Ebenso wie ihr bisheriger Führer verließen sie die Gebirgskette nach Westen hin, indem sie auf den Rücken ihrer Pferde, die einen gut versorgten Eindruck machten, den Harrath-Anukh hinab trabten. Danach hielten sie sich fortan nach Südosten. Schließlich wollten sie sich dem gewaltigen Andoluín, dem Dork-Balug der Orks, und dem großen Gebirge,über das der Vulkan wachte, von Süden her näher, so wie Lotan es ihnen mit seinem letzten Ratschlag geraten hatte.
    Und so begannen die neun Gestalten den nächsten Teil der langen Fahrt, die vor mehreren Monden im Ered Fuíl, dem Stillen Wald, ihren Anfang genommen hatte. Sigurd und Faramon übernahmen gleichberechtigt die Führung, und außerdem waren die drei Mucklins Neimo, Fredi und Hermeline sowie Alva und Monsegur Pandialo als Vertreter des Menschenreiches Awidon mit von der Partie. Mit Naíb, der seinen Unmut über seine Schuld gegenüber dem Grafen, der ihn bezwungen hatte, zu keinem Zeitpunkt verhehlte, wussten sie auch einen waschechten Talúreg an ihrer Seite. Und darüber hinaus war da Piruk, der Befehlsgeber der Takskalls,