Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
Vom Netzwerk:
Stimmung sein würde. Nicht auszuschließen, dass sie schon bald wieder auf ihr hohes Ross zurückkehren würde oder sie wegen einer Nichtigkeit miteinander in Streit gerieten. Bei Frauen kann man das ja nie wissen , seufzte er innerlich. Gleichzeitig senkte sich seine gute Laune, je länger er den vor lauter Zufriedenheit breit lächelnden und sich ständig den langen, weißen Bart zwirbelnden Lotan in seiner Nähe sah. Wenn einer das Talent besaß, einem so ganz nebenbei den Abend zu vermiesen, dann er, so viel stand für den Sohn Arnhelms fest.
    Hin und wieder vermochten die Talúregs ihre Besucher durchaus angenehm zu überraschen: zum Abendmahl wurden in der Wohnhöhle des Mueddin, in der der Boden geradezu gepflastert war mit flauschigen Sitzkissen, Platten mit zahlreichen ausgefallenen, raffiniert zubereiteten Speisen gereicht. Weibliche Angehörige des Wüstenvolkes gingen ein und aus und schleppten unermüdlich neue Platten herbei, auf denen sich Berge von Leckereien nur so stapelten. Eine der Frauen hatte ihre bronzefarbene, ebenmäßige Gesichtshaut bis auf die Augenpartie mit einem Tuch verhüllt, und doch konnte man erkennen, dass es sich bei ihr um Tara, die Tochter Stildors, handelte. Sie war es, die ein solch enges Verhältnis mit Cord eingegangen war und dem Barbaren am Ende seines von Gewalt erfüllten Lebens noch einmal Zuversicht eingehaucht hatte. Wie winzige Perlen reflektierten Tränen das Licht der vielen Kerzen in ihren Augenwinkeln, was ein offensichtlicher Ausdruck ihrer Trauer war.
    Dessen ungeachtet waren die Angehörigen der Gemeinschaft so hungrig, dass sie nicht einmal darüber nachsannen, aus welchen Zutaten die Speisen, die man ihnen reichte, im Einzelnen bestehen mochten. Was wohl auch das Beste so war. Und auch im Anschluss an das Mahl, das für die genügsamen Gastgeber ein Festmahl sondergleichen darstellen musste, hatten die Talúregs zur Verdauung etwas ganz Feines anzubieten: auch sie kannten ein hochprozentiges Gebräu, das sie ebenso wie die Orks das ihre Dschagga-Dschagga nannten. Das Destillat hatte eine appetitliche, orange Färbung und war so stark, dass einem der kleinste Tropfen, den man sich auf der Zunge zergehen ließ, ein sich warm anfühlendes, wohliges Erschauern durch den Körper jagte. Selbst Piruk, dem die Art Branntwein, die man sich auf dem südlichen Kontinent zu Gemüte führte, gut vertraut war, verzog das Gesicht, als er den ersten Becher in einem Zug hinunter kippte.
    „Ui, der geht in die Knochen!“, meinte der Takskall und rülpste vernehmlich. „Verzeihung. Ihr müsst mir unbedingt einen Krug von dem Zeug als Mitbringsel für meinen Stamm mitgeben. Ein paar Becher davon an die richtigen Orks verteilt, und schon ist die schönste Rauferei im Gange! Ich kann’s kaum erwarten, das zu sehen ...“
    Otem, der steinalte Mueddin, wie die Wüstenbewohner ihren Ältesten und Weisesten und obersten Geheimnisträger nannten, schmauchte an seiner Wasserpfeife, die die Luft in der geräumigen Kammer mit Dattel- und Rotbuscharomen füllte, und begnügte sich die meiste Zeit damit, zufrieden vor sich hin zu lächeln. Der zweite altehrwürdige Anwesende in dem Raum vertrieb sich die Zeit derweil auf seine Weise: Lotan der Heiler saß am Rande der Gesellschaft auf einem schneeweißen Sitzkissen und klapperte die ganze Zeit über mit zwei Stricknadeln vor sich hin, zwischen die er eine Rolle Bindfaden gespannt hatte. Wie es aussah, war er damit beschäftigt, eine Kopfbedeckung, einen Schal, einen Topflappen oder etwas ähnliches zu stricken.
    Sigurd musste seinen Blick immer wieder zu seinem wunderlichen, alten Landsmann schweifen lassen, so absonderlich erschien ihm die Szene. Vielleicht strickte er nicht, sondern häkelte ? Aber woher sollte er das wissen? Schließlich verstand er davon ungefähr so viel wie ein Ork von den Tischmanieren in Taliska. Oder Monsegur Pandialo von körperlicher Arbeit. Oder von Bescheidenheit. Oder überhaupt von irgendetwas.
    Aber um auf den weißhaarigen Zauberer zurückzukommen: so ungekämmt, so sanftmütig, so abwesend und so zerstreut er auch wirken mochte, so waren seine Augen, wenn man darauf Acht hatte, doch stets ähnlich wachsam wie die einer Eule und von einer solch ausgesprochenen Klugheit geprägt, dass man sicher gut daran tat, sich auf seinen Rat – wenn er denn einen zum Besten gab – zu verlassen. Trotzdem könnte er so langsam mal mit der Sprache rausrücken und uns von seinen weiteren Absichten berichten.

Weitere Kostenlose Bücher