Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

auszubreiten.
    „Es ist nicht leicht mit einem berühmten Vater wie meinem, das kann ich dir sagen“, meinte Sigurd, dessen harte, mit Sarkasmus verzierte Schale sich eine Auszeit nahm. „ Arnhelm der große Retter der Welt der Menschen, Arnhelm, der Erbe Theron Goldklinges, Arnhelm, der Mensch, Elb, Ork und Zwerg miteinander vereinte, Arnhelm, der größte Schwertkämpfer seit Gedenken – weißt du, wie oft ich mir diesen Mist anhören musste? Nicht, dass mein Vater etwas dafür gekonnt hätte. Ebenso wie meine Mutter hat er mich niemals unter Druck gesetzt und mir stets gesagt, dass ich in erster Linie nicht der Sohn von irgendjemandem sei, sondern eben Sigurd und meinen eigenen Weg finden müsse. Das ändert jedoch herzlich wenig daran, dass ich der Thronerbe Lemurias bin, dass das ganze Volk immense Erwartungen in mich setzt und in mir meinen zweiten Vater sehen möchte. Ich bin allerdings kein fehlerfreier Gutmensch wie er und wollte nie einer sein! Tatsächlich hängen mir die ganzen höfischen und staatstragenden Pflichten zum Hals raus! Am liebsten wäre ich ein einfacher Waldläufer – etwa so wie BraccasRotbart einer war –, würde mich in ein zerlumptes Gewand hüllen und die Welt bereisen, auf dass niemand mich erkennt und mir nervige Fragen stellt!“
    Solcherlei offenherzige Worte trugen nicht wenig dazu bei, dass Alva den Lemurier, der kaum älter war als sie und den sie am Anfang ihrer Bekanntschaft überhaupt nicht hatte leiden mögen, nunmehr weitaus besser als zuvor verstand. Und so ganz nebenbei waren sie auf dem Sofa mittlerweile ziemlich nahe zusammen gerückt, und Sigurd fand diese Nähe behaglich und fragte sich, ob sie wohl darauf wartete, dass er ihre Hand fasste. Vielleicht sollte ich es sogar wagen, mich zu ihr hin zu beugen und auf einen Kuss zu hoffen? Aber wenn ich stattdessen eine schallende Ohrfeige kassiere?
    Dann fasste er sich ein Herz, nahm die Hand der jungen Frau geradezu zärtlich in die seine ...
    ... und musste mitansehen, dass die Prinzessin ihre Hand flugs zurückzog, so als ob sie einer Flamme zu nahe gekommen wäre, ein Stück von ihm wegrutschte und einen möglichst förmlichen und unverfänglichen Gesichtsausdruck aufsetzte. Was soll denn das nun wieder?, dachte der Prinz überrumpelt.
    „Ah, wie schön zu sehen, dass Ihr Kinderchen Euch nach den Streitereien, die Ihr ja untereinander hattet, mittlerweile wieder vertragt! Ja, man sollte dem anderen verzeihen können, denn sind wir manchmal nicht alle ein wenig wunderlich?“, fragte Lotan der Heiler, der heimlich und still und leise (und natürlich ohne jede vorherige Ankündigung) in das Zimmer geschlurft gekommen war.
    „Jaaa, da hast du ganz sicher recht“, erwiderte Sigurd gedehnt. Ich ahne schon, dass es das mit unserer abendlichen Zweisamkeit gewesen war , dachte er einigermaßen verärgert. Wenn der alte Lotan ungefragt auftaucht, hat das noch selten etwas Gutes verheißen.
    „Hopp, hopp“, sagte der Zauberer daraufhin und klatschte in die Hände. „Die Talúregs haben im Gemach des Mueddins eine bescheidene Feierlichkeit für uns vorbereitet. Nichts Großes zwar – diese Wüstensöhne haben es nicht so mit zünftigen Festen –, doch sollten wir unsere Gastgeber dennoch nicht unnötig warten lassen! Außerdem müssen wir untereinander noch ein paar Takte bereden, denn wenn mich meine alten Sinne nicht täuschen, dann liegt bereits neues Ungemach in der Luft, und es ist nicht ratsam, wenn unsere Gemeinschaft sich länger als unbedingt nötig weiterhin hier aufhält.“
    „Deine alten Sinne interessieren mich nicht die Bohne! Scher dich raus mit dem, was deiner Meinung nach hier in der Luft liegt, und klopf nächstes Mal gefälligst an! Siehst du vor lauter Haaren im Gesicht nicht, dass sich hier ein Herr und eine Dame unterhalten?!“ – Das war es, was Sigurd auf der Zunge lag. Was er dann aber tatsächlich sagte, war ein gepresstes: „Genau darauf haben wir uns doch schon die ganze Zeit gefreut. Außerdem war uns sowieso gerade langweilig ...“
    „Dann ist ja alles bestens! Also auf dann, Abmarsch zum Essenfassen! Ich kann meinen Bauch schon grummeln hören ...“, meinte Lotan und streichelte sich die Stelle seiner grauen Robe, unter der man seinen flachen Bauch vermuten konnte.
    „So genau wollten wir das zwar nicht wissen, aber dann gehen wir eben mal los“, sagte Alva, sprang auf und schritt flink voraus.
    Sigurd fragte sich derweil, ob sie morgen wohl auch noch in einer solch gelösten