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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Mahr wieder auf die Hufe, unter denen die Erde aufglühte; er fletschte die spitzen Zähne und wollte sich für den Angriff rächen. Agrass senkte den Kopf und hielt sich bereit.
Estugon rief sein Reittier zurück. »Ich habe deine Lektion verstanden«, lachte er, während er aufstieg. »Dennoch wäre der Stier in einem Wettreiten unterlegen.«
»Im Kampf brauche ich seine Stärke und Wendigkeit. Als Siegerin muss ich nicht schnell sein, um vom Schlachtfeld zu reiten«, gab sie selbstsicher zurück.
Ondori ließ den Blick über Dsôn schweifen und genoss das von ihr so geliebte geheimnisvolle Funkeln, Schimmern und Leuchten. Lange Zeit würde sie es nicht sehen, und sie bat Samusin und Tion, ihr den Anblick danach nie mehr zu verwehren.

    Das Geborgene Land, sieben Meilen vor dem Reich der Fünften, 6234. Sonnenzyklus, Frühling
    Myrmiandas Hände lösten den Verband. Zufrieden besah sie die Wunden, die sich geschlossen hatten. »Du hast es geschafft, Tungdil«, sagte sie, ohne die Augen von den Verletzungen zu nehmen.
    »Nein, du hast es geschafft«, widersprach er erleichtert. »Deine Kräuter waren es, welche die Entzündung verhinderten.«
    »Aber deine Zähigkeit machte eine Inflammation unmöglich.« Sie tauschte das ausgetrocknete Moos gegen eine neue Lage aus und fixierte sie vorsichtig; der Abfall landete im Lagerfeuer, wo er knisternd verbrannte. »Wenn wir beim Grauen Gebirge angekommen sind, wirst du fast nichts mehr davon spüren«, versprach sie ihm. Jetzt hob sie den Blick. Und lächelte.
    Darauf hatte sich Tungdil gefreut, so wie ihn alles freute, was die Zwergin in seine Nähe brachte. Die Wanderung gestaltete sich durch ihre Anwesenheit als äußerst kurzweilig. Myr, wie er sie inzwischen vertrauensvoll nennen durfte, unterhielt sich gern mit ihm; sie redeten über alle möglichen und unmöglichen Dinge, was ihn sehr an die Abende in LotIonans Bibliothek erinnerte.
    Es kam viel zu selten vor, dass er Gelegenheit erhielt, mit jemandem Gedanken auszutauschen, der einen ähnlich wissensdurstigen und zugleich wissensbeladenen Verstand besaß wie er. Myrs Körper und Geist ergänzten sich so vollkommen wie Hammer und Amboss.
    Er lächelte zurück. »Ich werde dich beim Wort nehmen.« Mit ihrer Hilfe schlüpfte er in sein Lederwams und das Kettenhemd, das ihm Gemmil gegeben hatte, und setzte sich neben das Feuer.
    Vraccas schien es gut mit ihm zu meinen, dass er ihm diese Zwergin sandte, um Balyndis zu vergessen. Schon bangte er vor dem Sonnenaufgang, an dem Myr das Graue Gebirge verlassen würde. Auf der anderen Seite durfte er auch nicht ewig in den unterirdischen Gefilden der Geisterzwerge bleiben, da er geschworen hatte, das Reich der Fünften neu aufzubauen. Allerdings hatte er den Grundstock ja gelegt, der Rest war Glaïmbars Angelegenheit.
    Was soll ich tun?, grübelte er und betrachtete Myr über die Flammen hinweg, wie sie ihre Verbandstasche packte. Er wunderte sich selbst über die Gefühle, die in ihm tobten.
    »Eine kleine Schwärmerei, Gelehrter?«, neckte ihn Boïndil, der ein Stück Käse an einem Stöckchen röstete. »Bewahrt dich dein wacher Verstand nicht davor, dich von einem Rock an den nächsten zu hängen?«
    Der Unterton in seiner Stimme machte Tungdil aufmerksam. »Bist du eifersüchtig?«
»Pah, eifersüchtig. Das ist der falsche Ausdruck.« Boïndil kostete vom Käse, brummte unzufrieden und schwenkte ihn wieder übers Feuer. »Ich bin kein Weib, sondern ein Krieger. Weiber sind eifersüchtig, ich bin … enttäuscht.« Er nickte hinüber zu der Zwergin. »Du hast dich die ganze Zeit nur mit ihr unterhalten. Deinen alten Freund hast du ganz allein zwischen den Ausgestoßenen marschieren lassen.« Er fuchtelte mit dem Käse vor seiner Nase herum. »Und die sind alles andere als unterhaltsam, das sei dir gesagt.« Beleidigt biss er vom Käse ab und stopfte Brot hinterher.
»Über was hätten wir denn reden sollen?«
»Über so manches«, gab Boïndil mit vollem Mund zurück. »Über die Albae, die uns angegriffen haben, was das für eine seltsame Kuh war, was nun ohne die Feuerklinge werden soll, wie es Boëndal geht und ob die Schweineschnauzen vor den Toren stehen oder was die Rune der Untergründigen im Jenseitigen Land zu bedeuten hatte«, zählte er auf und wurde dabei immer lauter. »Stattdessen stolzierst du um dieses bleichhäutige Wesen mit den karnickelroten Augen herum, sprichst so gebildet daher, dass sich deine Zunge um die Zähne wickelt, und vergisst beinahe,

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