Der Krieg der Zwerge
mit etwas mehr Macht«, murmelte sie und hob den rechten Arm, woraufhin sich sämtliche Flammen im Zelt zwischen ihren Fingern sammelten und zu einem heißen Feuerball vereinigten, den sie gegen ihn schleuderte.
Wieder verschwand der Koloss in dem Angriff, dieses Mal ging er durch die Wucht des Aufpralls in die Knie, doch nachdem die Lohe erstarb, erhob er sich und knurrte etwas.
»Er sagt, er spürt die Wärme, doch sie vermag ihm nichts anzuhaben«, übersetzte sie, völlig außer Fassung geraten. Ein Zeichen ihres Fingers genügte, und die Dochte entfachten sich von selbst, das Licht kehrte ins Zelt zurück. »Damit niemand denkt, ich hätte ihn geschont, sei euch allen gesagt, dass ich mit diesem Feuer Eisen zum Schmelzen bekomme.« Narmora trat zu ihm, betrachtete kopfschüttelnd seinen Harnisch und legte die Hand darauf. »Er ist warm, mehr nicht. Und die Runen schimmern ein wenig nach.« Sie wandte sich an die Zwerge. »Ich bin mir sicher: Balyndis hat ihm einen Panzer angefertigt, der nicht nur gegen herkömmliche Waffen taugt.«
Tungdil stieß erleichtert die Luft aus. »Vraccas, einmal mehr gibt uns die Kunst, die du in unser Blut legtest, die Möglichkeit, das Geborgene Land zu schützen. Wir danken dir.« Er ließ sich auf Knie herab und bedankte sich mit einem lauten Gebet; die anderen Zwerge bis auf Lorimbas fielen ein.
Er wird aber nicht erscheinen, um euch vor mir zu retten. Abschätzig glitten die dunkelbraunen Augen des Dritten über die geneigten Häupter, die er am liebsten von den Hälsen geschlagen hätte, doch das durfte er nicht. Noch nicht.
Tungdil erhob sich als Erster. »Wir müssen Balyndis herschaffen, so schnell wie möglich«, sagte er laut und erleichtert, einen Hoffnungsschimmer gefunden zu haben. »Senden wir ihr eine Nachricht, dass wir die Rezeptur von Djerůns Rüstung benötigen.« Es scheint mein Fluch zu sein, ihr immer wieder begegnen zu müssen.
»Am besten schmieden wir gleich zehntausend Stück davon, um uns vor den Avataren zu schützen«, sagte Boëndal, die Hand auf seinen Krähenschnabel gestüt zt. »Ich bin gewiss kein Feigling, doch ich denke, dass wir ohne diesen Schutz erst gar nicht gegen sie ins Feld ziehen brauchen. Bedenkt, wie viele Überlebende es bislang gab.«
Tungdil sandte sogleich vier Boten in Richtung des Grauen Gebirges, damit Balyndis ihre Nachricht auch sicher erhielt. »Wir sehen uns morgen das Schwarzjoch an, danach entscheiden wir, was wir tun«, empfahl er. »Mir wäre es auch lieber, wenn wir die Rüstungen schon hätten, doch unter Umständen müssen wir vorher angreifen.« Er deutete auf die Karte, auf der Dsôn Balsur drohend mit dicken, schwarzen Strichen eingezeichnet war. »Wenn sie die Albae vernichten, wächst ihre Kraft, weil sie ihre Macht aus dem Bösen ziehen, das sie vernichten. Wer weiß, ob die Rüstungen dann noch halten.«
»Aber es gibt Hoffnung«, freute sich Ingrimmsch. »Ho, was werde ich den Avataren meine Beile um die Ohren dreschen, wenn ich erst einmal in dem feinen Eisenkleid stecke! Die ersten zehn gehören mir, damit das klar ist.«
»Es sind nur elf Avatare«, machte ihn sein Bruder aufmerksam, und die anderen lachten.
Boïndil bleckte die Zähne und prostete ihm zu. »Na und? Ich kann nichts dafür, dass sie nicht für alle reichen.«
* Die gute Laune des Abends wollte angesichts des Tafelbergs, den sie am Nachmittag des folgenden Sonnenumlaufs erreichten, nicht lange vorhalten.
Als sie sich dem Schwarzjoch auf Sichtweite näherten, sahen sie, dass die dunklen Wolken am grauen Winterhimmel keine Schneewolken, sondern Rauchschwaden waren. Und woher sie kamen, war bald offensichtlich.
Der Berg mit dem abgeschnittenen Gipfel brannte lichterloh.
Das Feuer schlug nicht aus einzelnen Spalten oder Öffnungen, nein, der ganze Fels stand in Flammen. Der Qualm verdunkelte die Sonne, trübte die helle Scheibe und machte den Tag zum Abend. Krachend platzten große Stücke des Jochs ab und stürzten in den Staub; rund um den Berg war die einst winterliche Erde ausgedörrt. Die Lohen schossen höher und höher und schienen die Sonne selbst entzünden zu wollen.
»Ich hätte niemals geglaubt«, presste Xamtys hervor, »dass ich so etwas sehe.«
»Wie geht das an, Maga?«, fragte Ingrimmsch ungläubig. »Haben die Avatare den Granit in Kohle verwandelt?«
Narmoras Augen wurden schmal. »Es ist eine Warnung«, sagte sie. »Eine Warnung an alle, die ihnen folgen. Eine Zurschaustellung ihrer Kräfte.«
»Wie soll ich das auf der
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