Der Krieg der Zwerge
viele Siedlungen wie möglich in Schutt und Asche legen. Der Turm der Unauslöschlichen würde mit neuem Elbenbein geschmückt werden, und der Kopf Liútasils käme ganz oben auf die Spitze.
Sieh an. Ein paar unvorsichtige Wandersleute. Unterhalb eines kleinen Solitärberges bemerkte sie ein schwaches rotes Glühen, das von einem schlecht verborgenen Lagerfeuer stammte. Sie winkte zwei Dutzend Krieger zu sich und bedeutete ihnen, sie zu begleiten. Vielleicht habe ich Glück und töte ein paar Elben.
Sie schlichen sich durch die Talsohle an den Felsen heran, dessen Wand im unteren Teil einen Vorsprung und damit einen natürlichen Schutz gegen Regen und Schnee bildete. Unter anderen Umständen wäre es ein vortrefflicher Platz für eine Rast gewesen, doch in dieser Nacht waren die beschützenden Götter nicht mit den Wanderern.
Ondori saß ab und glitt lautlos auf den Boden. Sie hörte das Schnarchen, roch den strengen Tabakgeruch ihrer Opfer. Nach wenigen Schritten stand sie hinter einem Deckung gebenden Findling und betrachtete aus seinem Schatten heraus, was sich ihr bot.
Unterirdische, staunte sie lautlos, als sie die gedrungenen Körper der Schlafenden rund um das schwach brennende Feuer liegen sah. Der Wächter hockte mit dem Rücken zu ihr auf einem Stein und schmauchte ein Pfeifchen. Gelegentlich schöpfte er mit seinem Becher aus einem Topf über den Flammen und nahm einen Schluck von der dampfenden Flüssigkeit.
Ondori zählte und kam auf zwanzig. Doch was wollen sie hier? Späher sind es keine, es gibt nichts, was sich auszukundschaften lohnt.
Sie befahl ihren Begleitern mit knappen Gesten, dass sie einen am Leben lassen sollten, um ihn auszufragen; für den Rest hatte sie keine Verwendung. Sie konzentrierte sich auf das Feuer und zwang es, kleiner zu werden. Die Flammen gehorchten und erstarben nach einem kurzen Aufbäumen.
Leise fluchend erhob sich der Wächter und warf trockenes Holz auf die Glut, ging auf die Knie und pustete, um das Feuer zu entfachen.
Ondori löste sich aus dem Schatten des Steins und huschte neben ihn. Sie bewegte sich so leise, dass er keine Zeit mehr hatte zu reagieren. Schon kappte ihre sichelförmige Waffe seinen Hals. Verblutend stürzte er in die glimmenden Reste, sein Lebenssaft ergoss sich auf die Glut und löschte sie vollends.
Ein Zwerg schreckte durch das Geräusch des fallenden Körpers aus seinem Schlummer. Kaum hatte er den verstrubbelten Kopf erhoben, beendeten drei schwarze Pfeile sein Leben; langsam sank er zurück auf die Decke, als wollte er seinen Schlaf fortsetzen.
Die Albae meuchelten sich von rechts nach links durch die Reihen der Zwerge, schlitzten ihnen die Kehlen auf, jagten ihnen schmale Dolche durch die geschlossenen Lider oder erstachen sie mit ihren Schwertern.
Währenddessen setzte sich Ondori vor den letzten Überlebenden, nahm ihm die Waffe ab, die neben ihm ruhte, und pochte mit dem Kampfstab auf dessen Schulter.
Verschlafen richtete er sich auf, und die Albin erkannte, dass es sich um eine Zwergin handelte. Augenblicklich langte sie neben sich und tastete nach ihrer Axt, doch vergebens.
»Sei still«, raunte Ondori, hielt die Zwergenwaffe hoch, damit die andere sie sah, und schleuderte sie in den Schnee. »Wenn du schreist, sterben zuerst deine Freunde und dann du. Hast du verstanden, Unterirdische?« Die Zwergin nickte, man hörte, wie ihre Zähne mahlten. »Was wollt ihr hier?«
»Nach euch sehen«, gab sie zur Antwort.
Die Albin bleckte die Zähne. »Lüg mich nicht an, Kurzbein.« Ihr kam das Antlitz vage bekannt vor. »Ich kenne dich doch. Ich habe dich bei der Schlacht am Grauen Gebirge gesehen! Du hast geschrieen und die Ablenkung beschert, damit ich flüchten konnte.« Dann lächelte sie unheilvoll. »Du bist die Frau des Königs der Meute, die in den verlassenen Hallen eingezogen sind. Schickt er ein neues Heer gegen uns? Seid ihr die Kundschafter?«
»Nein, du täuschst dich«, sagte die Zwergin trotzig. »Wir sollten nachschauen, was sich am Waldrand Dsôn Balsurs tut und danach zu den Elben gehen, um mit ihnen zu verhandeln.«
Ondori vollführte eine schwungvolle Bewegung mit ihrem Stab und drückte einen verborgenen Knopf, woraufhin am anderen Ende eine Klinge hervorschnellte und sich an die Kehle ihrer Gefangenen legte. Mit einem Klacken arretierte die Schneide. »Sag mir die Wahrheit, Unterirdische.« Sie schwenkte den Stab und hielt die Spitze an die Seite des Zwergs zur ihrer Rechten. »Denke an deine Freunde«,
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