Der Krieg der Zwerge
der angeblichen Göttersplitter gesehen, und auf mich haben sie den Eindruck gemacht, als wären es gewöhnliche Menschen gewesen.« Sie zeigte den Zwergen die Gegenstände, welche sie den Toten abgenommen hatte. »Amulette, Ringe mit Kristallen und andere Utensilien, um Magie darin zu speichern, mehr war es nicht. Nimm sie ihnen, und sie vermögen nichts anzurichten.«
»Deshalb haben sie geglänzt?«, staunte Ingrimmsch.
Die Maga nickte. »Es muss ein Zauber sein, den sie mit Hilfe ihrer Amulette aufrechterhielten. Auf diese Weise erweckten sie den Anschein, sie wären göttlich.« Sie wies auf einen der toten Soldaten. »Sehr ihr den Mondstein, den sie alle knapp neben dem Halsschutz im Harnisch tragen? Der Zauber, der auf ihnen liegt, sorgte dafür, dass sie beinahe ebenso funkelten wie ihre Herren.«
»Betrüger«, brummelte Boïndil und nickte Rodario zu, der zu ihnen gestoßen war. »Wie du. Sie gaukelten uns vor, etwas anderes zu sein.«
»Ich muss doch sehr bitten«, protestierte er. »Ich habe mich wacker gehalten und die Feinde durchaus glauben lassen, dass sie es mit einem echten Magus zu tun hätten.« In der Tat wirkte seine Robe ramponiert und hatte den einen oder anderen Schnitt kassiert, ohne dass er dabei jedoch verletzt worden wäre.
Wie aus dem Nichts stand die Albin unter ihnen, die Finsternis schien sie geradewegs auszuspeien. Sofort riss Ingrimmsch ein Beil aus dem Gürtel und hielt es ihr drohend entgegen. »Zurück, Schwarzauge! Die Schlacht ist geschlagen, wir sind wieder Feinde.«
»Wenn es so wäre«, gab sie herablassend zurück, »lägst du schon lange mit dem Gesicht im Staub, Unterirdischer. Mir ist eingefallen, dass ich euch eine Lösung für das Mysterium der fehlenden Avatare bieten kann. Kurz bevor wir auf sie trafen, sah ich in der Nacht einen zweiten Lichtschimmer, der sich nach Westen bewegte. Vielleicht haben sie sich aufgeteilt?«
»Ohne dass wir es bemerkt hätten?«, lachte Boïndil.
»Ja. Ohne dass ihr es bemerkt hättet. Unterirdische schlafen tief und fest. Es ist ein Leichtes, sie nachts zu überfallen und sie zu töten. Oder sie zu täuschen.« Sie beobachtete ihn abwartend hinter ihrer Maske. »Ich weiß es sehr genau.«
Hätten Tungdil und Boëndal ihn nicht an den Schultern gepackt, er hätte sich auf die Albin gestürzt. So aber tobte er und beschimpfte er sie.
»Wohin wollen sie?«, richtete Tungdil die Frage an die Versammelten. »Was gibt es im Westen, worauf sie es abgesehen haben könnten? Dort leben keine Orks oder Oger.« Er dachte über die Legende nach. »Auch wenn es normale Magi sind, scheint es zu stimmen, dass sie ihre Kräfte aus der Vernichtung des Bösen ziehen. Von daher werden sie etwas suchen, das böse ist.«
Narmora wurde bleich.
»Porista«, wisperte sie.
»Porista ist das Böse?«, staunte Rodario. »So habe ich es aber niemals empfunden, ganz im Gegenteil. Die Menschen sind sehr freundlich, bis auf einige Ehemänner, denen ich …«
»Nein, nicht die Menschen. Die Quelle in den Gewölben des Palasts, die alle Magiefelder in den Reichen speist«, erklärte sie. »Nôd'onn hatte sie nach seiner Machtergreifung verändert und sie zum Schlechten manipuliert, damit er allein auf sie zugreifen konnte. Nur Andôkai – und mir – war es noch möglich, weil wir Samusin anbeten und sich uns Licht und Dunkel gleichermaßen öffnen.«
Tungdil ahnte, was die restlichen Avatare beabsichtigten. »Die Quelle hat sich nach seinem Tod nicht mehr zurückverwandelt?« Narmora schüttelte den Kopf. »Dann wäre sie ein lohnendes Ziel.«
»Welche Auswirkungen wird das auf das Geborgene Land haben?«, rätselte Boëndal. »Ich kenne mich mit Magie nicht aus, aber es wird ein Nachteil sein, wenn die Felder plötzlich … verschwinden, oder? Vielleicht gehören sie zum Land wie der Untergrund, auf dem ein Berg steht. Man sieht ihn nicht, aber er ist bedeutend.«
»Narmora, kann man die Quelle zum Versiegen bringen oder sie vernichten?«, fragte Tungdil sie alarmiert.
»Ich weiß es nicht«, gestand sie. »In den Archiven könnte darüber etwas stehen, aber … die Schriften sind in Porista.« Sie rang nach Atem, blickte zu Furgas. »Ebenso wie unsere Tochter.«
»Dann bleiben wir Waffenbrüder«, stellte Ondori kühl fest. »Gut für euch. Damit behaltet ihr euer Leben etwas länger.«
Tungdil schaute über das enorme Leichenfeld. Das war erst der Auftakt für das, was uns noch bevorsteht, Vraccas.
Von den etwas mehr als dreißigtausend Zwergen, davon
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