Der Krieg der Zwerge
Albin auf dem Unterschenkelknochen eines Zwerges musizierte, drehte sich ihm der Magen um.
Nichtsdestotrotz schlugen sie sich mit dem erlegten Wild die Bäuche voll. Die Arbeit am Amboss verlangte viel Kraft in den Armen, und die erhielten sie außerhalb der Gebirge am ehesten von Fleisch.
Furgas erwachte, streckte sich und schaute zu Rodario, der sich Notizen machte und immer wieder zu Ondori blickte. Er skizzierte sie mit schnellen Strichen. »Eine äußerst interessante Figur, wie ich finde«, sagte er halblaut. »Ihr Antrieb, dich vor den Feinden zu bewahren, ist, dich selbst zu töten. Das macht sich in dem Stück ganz ausgezeichnet. So viel Dramatik«, schwärmte er und klappte sein Büchlein zu.
»Dir ist schon bewusst, dass wir uns nicht auf einer Bühne befinden?« Furgas fühlte sich einmal mehr dazu veranlasst, seinen Freund daran zu erinnern, welche Aufgabe ihnen bevorstand.
»Ich weiß es sehr wohl«, winkte er ab. »Keine Proben, keine Souffleuse, keine Zuschauer und leider auch keine Einnahmen.« Er schenkte sich von dem Kräutersud ein, den ihnen die Bäuerin brachte, ehe sie sich rasch entfernte, um sich nicht lange in der Nähe der Albin aufhalten zu müssen. »Wenn mir einer gesagt hätte, dass ich bald wieder gegen das Böse ziehen müsste, ich hätte ihn ausgelacht«, seufzte er und blies über die heiße Flüssigkeit. »Ich wollte in Porista mein Curiosum betreiben, Frauen verführen und mein Leben in aller Ruhe auf der Bühne verbringen.
Aber schon hebt sich der Vorhang für ein weiteres Spiel, das mich das Leben kosten kann.«
»Nanu, Rodario?«, neckte ihn Boëndal. »Du wirst nachdenklich?«
»Schon. Es mag am Winter liegen, das ständige Grau, das ist nicht gut.« Er stieß Tungdil an. »Ihm ergeht es ebenso. Seit wir unterwegs sind, hat er beinahe nur geschwiegen. Wie wäre es mit einem Witz? Ich weiß immer noch nicht, wie der mit dem Ork und dem Zwerg geht.«
Tungdil nahm sich von dem warmen Bier. »Mich einen unterhaltsamen Anführer zu nennen wäre wohl übertrieben.«
Ingrimmsch stieß mit ihm an. »Wir machen uns alle Sorgen um Balyndis, du bist nicht der Einzige, Gelehrter. Und wir können uns denken, dass du noch mehr um sie bangst als wir. Alte Liebe rostet nicht, sagt man.« Er biss sich auf die Zunge, um nicht noch mehr zu sagen, was Tungdils Laune senkte. »Verzeih, ich war schon wieder gedankenlos.«
»Du warst schon wieder ehrlich«, verbesserte ihn Tungdil. Und du hast Recht, fügte er bei sich hinzu, darauf wartend, dass sich sein innerer Dämon gleich meldete. Der aber schwieg. Er schwieg, weil Tungdil aufgehört hatte, sich selbst zu belügen. Ich liebe sie immer noch und werde sie immer lieben. Keine wird ihr das Eisen reichen können, und so werde ich besser allein bleiben, als eine Zwergin unglücklich zu machen, weil ich ihre Liebe nicht in vollem Maß erwidere. Er trank von seinem Bier, nahm den Humpen und stand auf. »Kommt, wir wollen wieder Rüstungen schmieden.«
Weitere zwei Sonnenumläufe benötigten sie, bis die Harnische fertig waren und diese einigermaßen passgenau an ihren Körpern saßen; nach vier weiteren Umläufen waren die Arm und Beinschienen samt der Helme fertig. Die Glieder für die Handschuhe hatten sie vorbereitet und würden sie unterwegs mit Eisendraht zusammenfügen.
Nach schnellem Marsch und wenig Rast quer durch Gauragar gelangten sie schließlich in die Nähe von Porista.
Schon vom weitem sahen sie, wer die neuen Herren der Stadt waren.
Die Banner mit den unbekannten Symbolen flatterten auf den Türmen des Palasts, in der ganzen Stadt waren Zelte aufgeschlagen worden, welche die Häuser teilweise sogar überragten. Patrouillen zogen um den äußeren Rand und kontrollierten jeden, der herein oder hinaus wollte.
»Sie machen es sich einfach.« Furgas deutete auf die Kräne, die hin und her schwenkten; die Bauarbeiten gingen trotz der Besatzung voran. »Scheint so, als gefielen unseren falschen Avataren meine Maschinen.«
Er wollte noch etwas hinzufügen, da spürten sie das Beben unter ihren Füßen. Zuerst war es nicht mehr als ein Zittern, das jedoch anschwoll und den Schnee von den Bäumen um sie herum schüttelte; dann endete es.
Tungdil drehte sich um und blickte in die entgegengesetzte Richtung, um zu sehen, ob das Beben weiterlief.
Tatsächlich rollte es gleichmäßig vorwärts. So als hätte man einen Stein ins Wasser geworfen, breitete die Welle sich rundum aus. Tungdil erkannte es an dem Wippen der Äste und dem niederfallenden
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