Der Krieg der Zwerge
Schäfte zu zerschlagen versuchte. Irgendwo dahinter lag Djerůn.
»Ho, jetzt habt ihr es geschafft! Ihr werdet gleich erfahren, was es heißt, den Zorn eines Zwerges auf sich zu ziehen«, rief Ingrimmsch wütend und wollte angreifen, aber sein besonnener Bruder hielt ihn zurück.
»Sie würden dich aufspießen wie ein Brathuhn«, warnte er ihn und verstummte, als sich mehrere hoch gewachsene Gestalten um sie herum postierten, die Langbögen im Anschlag und auf die Pikenträger zielend. Kurz darauf schwirrten die Pfeile in die Feinde, töteten etliche von ihnen und schufen eine Schneise von knapp zwei Schritt Breite.
»Lasst euch nicht aufhalten«, sagte eine weibliche Stimme, und Tungdil erkannte die Tochter von Sinthoras. »Beeilt euch.«
»Das schmeckt mir nicht.« Boïndil betrachtete sie argwöhnisch. »Wir hätten sie mit ihren verfluchten Bögen in unserem Rücken«, zischte er seinem Bruder zu.
»Ja. Wir könnten euch jederzeit erschießen«, bestätigte Ondori lächelnd. »Aber warum sollten wir? Im Augenblick haben wir dieselben Feinde.« Sie schaute zu den Gegnern und befahl ihren Leuten, eine zweite Salve abzuschießen, da sich der Wald aus Eisenspitzen bereits wieder schloss. »Los, Goldhand.« Sie nahm sich einen Bogen und legte einen Pfeil auf die Sehne. »Ich wache persönlich über dein Leben, damit ich es mir ein anderes Mal nehmen kann.« Die grauen Augen waren voller Hass.
Tungdil blieb keine Wahl, wollte er Djerůn retten. Ein stummes Schutzgebet an Vraccas richtend, stürmte er in die Bresche, die Zwillinge und die Dritten folgten ihm. Auch wenn er sich fest vorgenommen hatte, es nicht zu tun, drehte er dennoch den Kopf, um nach der Albin zu sehen.
Sie stand aufrecht, hatte den Bogen gespannt und zielte genau auf ihn. Schon gaben ihre Finger die Sehne frei, und das Geschoss schnellte heran. Er bildete sich ein, bereits den Schmerz zu spüren, aber wie durch ein Wunder verfehlte ihn der Pfeil.
Sie senkte den Bogen und deutete nach vorn.
Tungdil drehte sich um und sah, dass sie einen Gegner unmittelbar vor ihm mit einem Schuss getötet hatte. Weil er sich zu ihr umgewandt hatte, wäre er geradewegs in dessen Schwert gelaufen. Ich werde auf ihren Hass vertrauen. Er ist mein bester Schutz, dachte er, sprang über den Toten und attackierte die Soldaten, um zu Djerůn vorzudringen. Doch von dem Leibwächter der Maga fehlte jede Spur.
Jetzt, da sie sich mitten unter den Kriegern befanden, gab es kein Halten mehr für Ingrimmsch. Die Pikenträger führten Kurzschwerter als zweite Waffe mit sich, die so gar nichts gegen die wuchtigen Keulen, Beile, Äxte und Hämmer der Zwerge taugten. Mit einem Mal besaßen die Zwerge die Übermacht. Sie gewährten ihren Feinden keinerlei Schonung und hatten auch nicht vor, Gefangene zu machen. Es dauerte bis zum Einbruch der Nacht, und der Rest des Heeres der Avatare lag erschlagen vor dem Wald Dsôn Balsurs.
Schließlich fanden sie Djerůn.
Er lag umgeben von getöteten Soldaten und regte sich nicht mehr. Weder sprach er auf lautes Rufen an noch auf heftiges Rütteln an seiner Schulter. Aus den zahlreichen Löchern seiner Rüstung rann das unheimliche, grellgelbe Blut und bildete eine enorme Lache um ihn herum. Tungdil rief Narmora herbei.
»Geht alle zehn Schritte zurück«, befahl sie. »Niemand darf sehen, was ich tue. Es ist Magie, die euch den Tod bringen kann.« Sie legte einen Mantel über sich und den Kopf Djerůns. Im Verborgenen öffnete sie das Visier.
Die Augenhöhlen in dem grauenvollen Bestiengesicht waren leer, nichts glänzte mehr darin oder kündete von Leben. Narmora empfand kein Mitleid, aber auch keine Genugtuung, war Djerůn für sie doch lediglich ein Handlanger der verhassten Andôkai gewesen.
So hast du deine Strafe für das erhalten, was du mir und Furgas angetan hast. Sie schloss die Maske wieder und ließ den Mantel sinken, dann erhob sie sich. »Er ist tot«, verkündete sie laut. »Djerůn hat sein Leben gegeben, um zwei der Avatare zu vernichten. Wir werden ihn in Erinnerung behalten.« Sie ging hinüber zu Tungdil. »Habt ihr Balyndis gefunden?«
Boïndil verneinte verärgert. »Das verstehe ich nicht. Wohin haben sie sie bloß gebracht?«
»Und ich verstehe nicht, dass es nur zwei selbst ernannte Avatare waren«, fügte Tungdil hinzu. Die Sorge um das Schicksal der Schmiedin bedrückte ihn sehr. »Wo sind die anderen neun hin verschwunden?«
»Vielleicht waren es niemals mehr als zwei«, gab Narmora zu bedenken. »Ich habe die Leichen
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