Der Krieg der Zwerge
oder zumindest eines Bades und guten Essens; danach könnte er sich im Palast nach Balyndis und Dorsa umschauen. Ich werde ein Held sein, Balyndis und Narmoras Tochter retten. Das wird dem kleinen Haudrauf endgültig die große Klappe stopfen. Die Augen werden ihm aus dem Kopf fallen, wenn der Schwätzer mehr ausgerichtet hat als er!
»Was ist, Herr Rodario?«, erkundigte sich Lirkim neugierig. »Eure Sorge hat sich rasch zu Zufriedenheit gewandelt …«
»Mir ist etwas vergönnt, was wenige mit eigenen Augen gesehen haben. Ich darf den Palast von innen betrachten«, erklärte er seinen Gesichtsausdruck.
Sie wunderte sich offensichtlich, während sie die breite Treppe hinaufstiegen. Die Wachen machten ihnen Platz. »So? Ihr als Miterbauer der Stadt seid niemals bei Andôkai gewesen?«
»Leider nein. Sie hat ein großes Geheimnis aus den Gebäuden gemacht und fürchtete, dass das Wissen Kreise zöge und Anschläge erleichterte, gerade nachdem die Avatare ihr einen Attentäter sandten«, log er fröhlich weiter.
»Wisst Ihr denn, wo sie sich derzeit aufhält?«
»Ihr meint ihre Nachfolgerin, Narmora, nehme ich an? Sie ist abgereist, irgendwo nach Norden. Ihre Anweisung lautete, ich solle mich weiter um den Ausbau Poristas kümmern.« Automatisch schlug er den Weg zu Furgas Zimmer ein, was Lirkim dazu veranlasste, ihn am Arm festzuhalten.
»Halt, halt! Wohin wollt Ihr denn? Habt Ihr vergessen, dass ich Eure Führerin bin?«
Rodario lachte verlegen. »Nein, ich war in Gedanken.« Mehrere Gerüstete schritten an ihnen vorbei, sie grüßten Lirkim und schenkten Rodario einen verwunderten Blick.
Er nickte ihnen jovial zu, als handelte es sich bei ihnen um alte Bekannte. Überall entdeckte er die kleinen Stücke Mondstein in ihren Panzern, doch sie glänzten nicht. Offenbar taten sie es nur, wenn es der Träger verlangte.
Er fühlte sich großartig und befand sich kurz davor, übermütig zu werden. Er saß mitten in der Höhle des Orks und war dennoch sicher wie in Palandiells Schoß. Lirkim geleitete ihn in den Trakt der Dienstboten, rief zwei Mägde, die Rodario noch nie gesehen hatte, und wies sie an, sich um ihn zu kümmern.
»Ich lasse ein Essen für uns beide anrichten, in einer Stunde unterhalten wir uns«, verabschiedete sie sich von ihm, zog ihren Handschuh aus und hielt ihm den weißen Handrücken hin.
»Ich freue mich darauf, edle Dame.« Er küsste die weiche Haut und bildete sich ein, Milch und Seide zu schmecken.
* Furgas hatte von Anfang an vorgesehen, nicht durch das Haupttor zu gehen, was auch geschickter war. Die Avatare umgaben sich sicherlich mit Wachen, die am Eingang zu finden wären und ihr Eindringen sofort bemerken würden. »Es gibt zwei Nebenpforten, wie mir Narmora erzählte. Sie sind für das bloße Auge unsichtbar, aber ich kenne eine davon. Jedenfalls ungefähr.«
»Ungefähr. Das ist ja reizend«, brummte ein sichtbar unzufriedener Boïndil.
»Ich weiß, ginge es nach dir, wären wir durch das große Tor gestürmt, hätten uns zu Balyndis und Dorsa durchgekämpft und wären wieder gegangen«, sagte sein Bruder tadelnd. »Zügle dich. Wir haben es mit Gegnern zu tun, die über deine Beile lachen.«
Furgas tastete die Mauer ab. »Hier ist es.« Er nannte eine Formel, doch nichts tat sich.
»Bist du dir sicher?« Tungdil fuhr mit den Fingern prüfend über die Steine, fühlte jedoch weder eine Fuge noch eine besonders markante Unebenheit.
Ondori wiederholte die Worte, und die Umrisse einer Tür wurden im Mauerwerk sichtbar.
Ingrimmsch wandte sich zu ihr. »Wie hast du das gemacht, Bohnenstange?«
»Geh«, wies sie ihn gönnerhaft an. »Ihr Unterirdischen versteht nichts von Magie.« Sie schaute zu Furgas. »Und die meisten Menschen auch nicht.«
»Aber du schon, ja?« Boïndil wollte sich keine Anweisungen von einer Albin geben lassen und schon gar nicht in einem gönnerhaften Tonfall.
»Sicher. Jedenfalls mehr als du«, sagte sie achselzuckend. »Was nun? Geh voran oder mir aus dem Weg.«
Boëndal schob seinen Bruder vorwärts, um weitere Diskussionen zu verhindern. Nacheinander betraten sie den kleinen Garten des Palasts, der im Norden des weitläufigen Areals lag. Niemand kümmerte sich um die Eindringlinge.
»Wir müssen schnell sein«, riet die Albin. »Wenn eine Patrouille eure Fußspuren entdeckt, wird sie wissen, dass sich Personen im Palast aufhalten, die keiner eingeladen hat.«
Furgas setzte sich an die Spitze der Gruppe und leitete sie über Umwege durch den vermeintlich leeren
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