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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Fußspuren davor waren von dem Neuschnee noch nicht gänzlich ausgefüllt worden.
    Sie haben nicht auf mich gewartet! Empört stampfte er mit dem Fuß auf. Das haben sie absichtlich getan. Ich wette, es war Ingrimmsch, der darauf bestanden hat, ohne mich zu gehen. Er rieb sich am Kinnbärtchen, seine verletzte Eitelkeit stachelte seine Verwegenheit an, und schon wandte er sich um, seine Schritte zum Palast lenkend. Ihr werdet euch wundern, versprach er den Zwergen und malte sich aus, aus welch misslicher Situation er sie bei seiner Ankunft befreien würde.
Unterwegs prüfte er den Sitz seiner Utensilien, die ihn notfalls zu Magus Rodario dem Unglaublichen werden ließen und die bereits in der Schlacht gute Dienste verrichtet hatten.
In den Taschen seiner Kleidung verbargen sich allerlei Pülverchen, die zusammen mit Feuer grelle Flammen, beißende Wolken und bunte Nebelschwaden erzeugten; die vier Glasröhrchen mit Säure lagen in einem besonders gepolsterten Bett.
Am wichtigsten waren jedoch die von Furgas entwickelten Flammenwerfer, deren Mündungen er unterhalb seiner beiden Handgelenke befestigte.
Das eine Ende mit dem kleinen Feuerstein zeigte nach vorn, am anderen Ende saß ein Lederbeutel, der mit Luft und Bärlappsamen gefüllt war. Drückte er auf den Beutel, schossen die Samen vorn heraus; gleichzeitig wurde durch das Pressen ein Mechanismus betätigt, der den Feuerstein rieb und die herausfliegenden Samen entzündete. Was Orks im Grauen Gebirge beeindruckte, half auch gegen einfache Soldaten. Mechanik konnte durchaus eine Art Magie sein.
Als die Mauer des Palasts vor ihm auftauchte, fiel ihm ein, dass er so ohne weiteres nicht hineingelangen würde. Sicher, er kannte die Losung, weil er sich damals in der Abwesenheit von Narmora um seinen kranken Freund Furgas gekümmert hatte, aber die Avatare würden sich schon wundern, wenn sich die Tore plötzlich für einen Menschen öffneten, den sie nicht hereingebeten hatten. Welchen anderen Weg gibt es noch?
»Ist Eure Probe schon beendet?«, hörte er die Stimme der unbekannten Schönen wieder hinter sich.
Er wirbelte herum und freute sich, sie so bald wieder zu sehen. »Man kann sagen, meine verehrten Schauspielergenossen haben sich entschieden, den Abend lieber mit einem Fass Wein denn mit mir und dem Einüben des Textes zu verbringen«, log er.
»Dann erweist mir die Ehre, mir bei einem Mahl Gesellschaft zu leisten und von Eurem neuen Vorhaben zu erzählen.« Sie lächelte derart hinreißend, dass er sich nicht anders zu helfen wusste, als zu nicken, während seine Imagination ihr bereits den Mantel und alle Kleider darunter auszog. Sie roch sicherlich nach Milch und Seide.
»Doch ich warne Euch, meine Garderobe lässt schwer zu wünschen übrig. Ich kam heute erst von einer Reise zurück und hatte noch keinerlei Gelegenheit, mich zu erfrischen. Oder zu rasieren«, sagte er entschuldigend.
»Das sehe ich. Wir können etwas dagegen unternehmen. In meiner Unterkunft werden wir etwas für Euch finden.« Sie kam näher, er bot ihr seinen Arm, und sie hakte sich unter. »Mein Name ist Lirkim«, stellte sie sich ihm nun vor und übernahm die Führung.
»In welchem Gasthof seid Ihr abgestiegen?«, erkundigte sich Rodario, um unschöne Szenen zu vermeiden; denn mit der einen oder anderen Wirtstochter hatte er durchaus ein persönliches Gastspiel gegeben, und es wäre ihm sehr peinlich, vor Lirkims Augen und Ohren an sein Techtelmechtel erinnert zu werden.
Die Frau blieb vor den Toren der Palastanlage stehen und schüttelte den Kopf. »Kein Gasthof, Herr Rodario.« Sie nannte eine ihm unbekannte Losung und vollführte eine sehr anmutige Geste, woraufhin sich die schweren Flügeltüren öffneten und für sie zurückschwangen. »Ich habe hier meine Bleibe gefunden.«
Er stand wie angewurzelt auf der Schwelle. »Ihr seid bei den Avataren untergekommen? Ihr seid … doch wohl kaum eine einfache Dienstbotin? Eine Zofe?«
»Ihr müsst Euch nicht sorgen, Herr Rodario. Sie sind seltsam anzuschauen, aber denen, die sie in Ruhe lassen, tun sie nichts. Und wir haben nicht vor, sie zu behelligen. Oder?« Sie hatte sich nicht aus seinem Griff befreit und ging nun voran. Rodario folgte ihr.
Nun machte er sich ernsthaft Sorgen, weniger um sich als um seine Gefährten, die nichts davon ahnten, dass sich das Tor nicht mehr mit der alten Formel öffnen ließ. Er wiederum dankte allen Göttern. Was habe ich doch für ein Glück. Er grinste. Nun käme er in den Genuss einer Liebesnacht

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