Der Krieg der Zwerge
nicht auf ihn warten«, bedauerte Tungdil. »Wir müssen ihnen Balyndis entreißen, ehe sie ihr das Geheimnis der Rüstung entlocken.« In seiner Vorstellung sah er, wie sie gefoltert, verstümmelt und gedemütigt wurde.
»Besser, wir gehen gleich. Ich kenne mich im Palast recht gut aus. Doch zuvor solltet ihr eure Scharniere ölen.« Ertil brachte den Zwergen Sonnenblumenöl, und sie brachten die quietschenden Scharniere zum Schweigen, auch wenn Ingrimmsch die Vorgehensweise beanstandete.
Der Magister technicus stand auf und trat zur Tür. Ihr gefährliches Unternehmen konnte beginnen.
Ondori sicherte die Spitze, danach kamen er und die gerüsteten Zwerge. Sie hatten Ertil angewiesen, den Eingang im Auge zu behalten und Rodario, so er denn ankam, abzufangen und bei sich unterzubringen, bis sie auftauchten. Oder gefangen genommen wurden.
Sie huschten mehr oder weniger leise durch das stille Porista.
Furgas konnte seine Besorgnis über das Fehlen von Rodario nicht verbergen. Er müsste schon längst hier sein. Was mag ihm wohl zugestoßen sein?
VII
Das Geborgene Land, Gauragar, in der Hauptstadt des ehemaligen Zauberreiches Lios Nudin, Porista, 6234./6235. Sonnenzyklus, Winter
Denk immer daran, es ist keine Probe, und die Wachen haben keine Schwerter mit zurückfedernder Klinge. Rodario gab sich einen Ruck, raffte das Reisig an sich, das er aufs Geratewohl zusammengeklaubt hatte, und marschierte auf das Tor zu, an dem er auf die Entfernung neun gelangweilte Soldaten in schimmernden Rüstungen erkannte. Sie standen um einen Feuerkorb und wärmten sich an den Flammen. Ihre nachlässige Haltung änderte sich kaum, als er sich ihnen näherte.
»Wohin?« Einer von ihnen stellte sich ihm verwehrend in den Weg, die Spitze des Speers deutete auf seinen Magen. »Und woher?«
»Ich kam von da«, antwortete er, deutete aufs freie Feld und verfiel in ein beinahe unverständliches Kauderwelsch, damit sie ihn für einen geistig Minderbemittelten hielten, »und möchte dahin.« Er deutete die Gasse hinab und zeigte dem Mann das dünne Holz. »Hab gesammelt. Für das kleine Feuer im Herd. Damit es Essen bekommt.«
Seine Hoffnung ging auf. »Oh, wir haben den Stadtdeppen gefunden«, rief der Soldat laut. Er packte einen halbverbrannten Scheit, der erloschen war, und legte ihn auf das Bündel. »Da, nimm den auch noch mit. Unser Feuer mag den Klotz nicht.«
Rodario lachte dankbar und einfältig, verneigte sich und ließ dabei wohl berechnet das Holz fallen. Fluchend raffte er es an sich, verlor dabei absichtlich Reisig und sammelte sich auf diese Weise an den lachenden Wächtern vorbei, die sich den Spaß erlaubten und kleine Äste weit in die Gasse hinein schleuderten.
Der Schauspieler tat ihnen den Gefallen und rannte den dickeren Zweigen wie ein Hund dem Knochen hinterher, doch sobald er um die nächste Hausecke bog, hörte er schlagartig auf zu lachen. Das war sehr einfach. Er warf das Holz von sich und verfiel in einen schnellen Schritt. Rennen wollte er nicht, damit würde er ungewollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die er überhaupt nicht gebrauchen konnte.
In den schmalen Straßen kannte er sich bestens aus. Sein Weg führte ihn am Curiosum vorbei, und seine Beine blieben einfach stehen. Wehleidig strich er über die verschlossene Tür und den Anschlag daran, den er sich leise vorlas: »W EGEN G ASTSPIEL VORERST GESCHLOSSEN . D ER UNGLAUBLICHE R ODARIO WIRD ABER BALD ZURÜCKKEHREN UND DEN B EWOHNERN P ORISTAS MIT SEINEN S TÜCKEN DEN A LLTAG VERSÜSSEN . S EID GESPANNT , S PECTATORES , AUF SO VIEL T ALENT UND K ÖNNEN .«
»Sehr schade, nicht wahr?«, sagte eine milde Frauenstimme hinter ihm bedauernd. »Ich hätte ihn gern einmal kennen gelernt, diesen Rodario.«
»Er heißt Unglaublicher Rodario«, bestand er auf den vollen Titel und wandte sich um, damit rechnend, vor einer betrunkenen Stadtmatrone zu stehen, die gerade von einem Streifzug aus den Kaschemmen kam.
Aber er wurde überrascht. Er blickte auf eine junge Dame in seinem Alter, die sich mit einem kostspieligen Pelz gegen die Kälte schützte. Eine Kapuze bewahrte ihren Schopf vor dem einsetzenden Schneefall.
»Er soll unglaublich gut sein«, setzte er hinzu und lächelte so einnehmend, wie nur er zu lächeln vermochte.
»Ihr seid eben erst angekommen?«, vermutete sie anhand seiner mitgenommenen Garderobe und den Bartstoppeln in seinem Gesicht. »Ist es nicht eine sehr unbequeme Zeit für lange Wanderungen?«
»Wenn einem das Pferd im Graben
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