Der Krieg der Zwerge
sich weitere auf, die sich in der gleichen Weise präparierten und auf der anderen Seite einen sicheren Pfeilfang für die Nachkommenden bilden wollten.
Sie handelten eigenständig, keiner fragte Tungdil danach, was sie unternehmen sollten. Wahrscheinlich würden sie Anweisungen von ihm auch nicht entgegennehmen, sondern setzten das in die Tat um, was ihnen Lorimbas aufgetragen hatte: alles zu tun, damit die drei Zwerge die Avatare erreichen und sie töten konnten.
»Bereit?«, fragte einer der Tätowierten Tungdil, der ihm mit einem Nicken antwortete. »Los.«
Sie stürmten hinein. Das Sirren von Pfeilen erklang, aber die dicken Platten hielten den Spitzen stand. Hinter ihrem Schutz aus Schilden drangen die Zwerge in den Garten vor, in dem sie von den Soldaten erwartet wurden.
Die Tücher mit den Sehschlitzen vor den Augen halfen gegen die Helligkeit, die zudem nicht mehr die gleiche Intensität besaß wie bei dem ersten Zusammentreffen. Die Zauberkraft, die in den Mondsteinen steckte, ließ aus unerfindlichen Gründen nach.
Die Dritten näherten sich den Schützen, um den Zweikampf zu eröffnen. Schon bald stellte sich heraus, dass ebenbürtige Gegner aufeinander trafen. Für einen gefallenen Soldaten rückten zwei in die Lücke nach, sie wehrten sich verbissen und mit dem Mut der Verzweiflung gegen die Zwerge und ihr weiteres Vordringen in den Palast.
»Da!«, machte sie Ingrimmsch auf den zweithöchsten Turm aufmerksam. »Was ist das?« Er deutete auf das schwache Leuchten, das von der Spitze ausging. Genaueres sahen sie nicht, weil sie im Dunst verschwunden blieb, doch der Schein drang deutlich durch die Schwaden. »Sind die Avatare da oben? Was machen sie da?«
»Einer zumindest ist hier«, sagte eine Männerstimme vom Balkon herab. Sie wandten sich um und erkannten eine Lichtgestalt. Sie hob die Hände, und zwei gelbliche Flammenkugeln leuchteten vor ihr auf. »Und dieser Avatar wird euch Störenfriede vernichten. Ihr werdet nicht dafür sorgen, dass das Böse im Geborgenen Land bestehen bleibt.«
Die brennenden Sphären flogen heran und jagten mitten in den Pulk der Dritten.
* Narmora gelangte über eine Leiter rasch auf die Mauer. Die Verteidiger warfen die Steine zu ungestüm nach ihr und erwischten sie nicht. Oben angekommen, nahm sie die Waffen von ihrem Gürtel. Eine davon sah aus, als wären zwei gebogene Sichelenden rechts und links an ein kurzes Mittelstück angesetzt worden. Die andere verfügte über gerade Klingen; die Schneiden waren auf den Innen und Außenseiten geschliffen, ein korbartiger Metallschutz barg ihre Finger vor gegnerischen Attacken.
Sie brachte sich mit einem Sprung von der Zinne zwischen die Linien der Soldaten, unter denen sie schrecklich wütete. Nach dem ständigen Umgang mit Magie genoss sie es, endlich wieder zu kämpfen, wie ihre Mutter es sie gelehrt hatte.
Das Albaeblut in ihr verschaffte sich Bahn. Sie tauchte weg, schlug zu, schien für die Gegner an vielen Stellen gleichzeitig zu sein und bemerkte dabei mit Genugtuung, dass die Albae in ihrer Nähe über ihre Art zu kämpfen verwundert waren.
Die Zwerge brauchten etwas länger, bis sie auf den Wehrgängen angelangten. Sie bewegten sich langsamer und wurden damit zu einfacheren Zielen für die geworfenen Steine, aber sie gaben nicht auf und stürzten sich mutig ins Gefecht.
Doch die fremden Soldaten stellten sich auf die Kampfweise der Albae und der Zwerge ein und behaupteten sich hervorragend. Was zuerst nach einem schnellen Sieg ausgesehen hatte, verwandelte sich in ein übles Gefecht. Narmora griff nun doch auf Magie zurück, um den Verteidigern auf diese Weise Verluste zu bescheren.
Dabei blieb sie wachsam, rechnete stets damit, dass einer der Avatare erschien und sie attackierte. Aber sie ließen sich nicht blicken.
Der Nebel des Morgens wurde von einem eisigen Wind davongeweht. Als sie zur Palastanlage schaute, entdeckte sie auf einem der sandfarbenen Türme zwei schimmernde Gestalten, die sich auf dem breiten Balkon aufhielten.
Verfluchte Avatare! Sie führen etwas im Schilde! Sie wehrte das herannahende Schwert eines Angreifers mit der Linken ab und verletzte damit einen anderen gegnerischen Soldaten, ehe sie ihm die beiden scharfen Enden ihrer Waffe in den Bauch stach und ihm das Leben nahm, als wäre es das Einfachste von der Welt. »Xamtys!«, schrie sie hinüber zur Königin und deutete mit der bluttriefenden Klinge auf den Turm. »Kommt ihr allein zurecht? Ich muss nachsehen, was sie treiben!«
Die
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