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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schlimm.«
Sie erklommen die nächsten Treppen, und nun erreichten sie den Flügel, in dem sie Boëndal wegen seinen schweren Verletzungen notgedrungen zurückgelassen hatten. In demselben Zimmer, auf einem steinernen Lager zwischen dicken Decken und auf einem weichen Unterbett ruhend, fanden sie ihn wieder.
Boïndil warf sich auf ihn, schlang die Arme um ihn und legte den Kopf auf seine Brust, um nach dem Herzen zu lauschen. »Er ist kalt wie ein Fisch«, sagte er leise, »und wenn ich nicht wüsste, dass er …« Er horchte, ein Lächeln ging über seine tieftraurigen Züge. »Da! Da war ein Schlag, ein kräftiger, lauter Schlag …« Die Fröhlichkeit erlosch. »Nur ein einzelner …«
»Wie ich es euch gesagt habe«, wisperte ihr Führer. »Es scheint, als wäre sein Blut eingefroren und zwänge sein Herz, Eis durch die Adern zu pumpen.«
Eine Heilkundige trat zu ihnen ins Zimmer, sie hatte ein Tablett mit einer Kanne dampfendem Sud bei sich. »Die meisten, die wir aus dem Schnee geholt haben, hatten nicht dieses Glück.«
»Glück?« Tungdil schüttelte den Kopf. »Wenn sich sein Zustand nicht ändert, würde ich es kaum Glück nennen.«
»Wir haben Leiber geborgen, die derartig zermalmt waren, als wären sie zwischen einen gewaltigen Schmiedehammer und einen Amboss geraten. Die Mehrzahl aber ist einfach unter den weißen Massen erstickt. Er hat überlebt. So gesehen hatte er sehr viel göttlichen Beistand.«
Die Zwergin trat an das Bett, füllte einen Lederschlauch mit dem heißen Getränk und wollte das vordere dünne Ende in den halb geöffneten Mund Boëndals zwängen, als Boïndil eingriff und den Schlauch mit eisernem Griff packte. »Was tust du?«
»Ich flöße ihm Kräutersud ein, der seine Innereien auftauen soll«, antwortete sie ihm und wollte weitermachen, was ihr Ingrimmsch jedoch nicht gestattete.
»Sud? Gib ihm heißes Bier, das wird ihn eher aus seiner Starre reißen als dieses Zeug.«
»Nein«, widersprach die Heilkundige. »Es sind Kräuter, die in heißem Wasser ihre Wirkung entfalten.«
»Wäre ein Bad nicht sinnvoller?«, mischte sich Tungdil ein. Er erinnerte sich, bei seinem alten Mentor und Ziehvater LotIonan gelesen zu haben, wie man unterkühlte Menschen nach einem Sturz in einen Wintersee vor dem inneren Eis bewahrte. Es sollte auch bei Zwergen gelingen.
»Ein guter Vorschlag, den wir bereits versucht haben. Es hat nicht geholfen.« Sie entriss Boïndil den Schlauch. »Lass mich meine Arbeit tun, Krieger. Ich verstehe mein Handwerk. Ich würde es mir niemals anmaßen, dir erklären zu wollen, wie man eine Axt führt.« Ingrimmsch kam widerwillig ihrer Aufforderung nach, wich jedoch nicht von der Seite seines Bruders. »Alles, was ich in den Aufzeichnungen gefunden habe, war die Erwähnung des Krauts. Es soll Hilfe bringen, wenn … alles andere versagt.«
Tungdil hatte den Eindruck, dass sie noch etwas anfügen wollte, es sich allerdings anders überlegte. »Und was hast du noch gefunden?«, verlangte er zu wissen. »Ich verdanke ihm mein Leben, ich werde alles für ihn tun. Sag es bitte.«
Die Zwergin vermied es, ihm in die Augen zu schauen. »Es ist eine Legende.«
»Rede«, forderte Ingrimmsch barsch, als verhöre er einen gegnerischen Spion. »Rede auf der Stelle! Bei Vraccas, ich werde nichts unversucht lassen, um die Lebensesse meines Bruders so hell und heiß lodern zu lassen, wie sie es zuvor tat.« Die braunen Augen versprühten Entschlossenheit, die Legende zu erfahren, kostete es, was es wolle.
»In den ältesten Aufzeichnungen, die unsere Vorfahren noch in Stein meißelten und die tausende von Sonnenumläufen überdauerten«, erzählte die Heilerin, »steht, dass man Erfrorene, die noch einen glimmenden Funken in sich tragen, mit einem weiteren weiß glühenden Funken zum Leben bringen kann.«
»Was kann damit gemeint sein?«, wunderte sich Balyndis. »Wie soll echtes Feuer die Lebensesse zum Lodern bringen?« Sie schaute zu Tungdil. »Es kann doch nicht bedeuten, dass man seinen Leib öffnen und sein Herz mit Funken wärmen soll?«
»Er würde an der Wunde sterben.« Tungdil überlegte. Er hatte ein unbestimmtes Bild im Hinterkopf, bekam es aber nicht richtig zu fassen.
»Woher stammt diese Weisheit? Hat sich ein Schmied dazu berufen gefühlt, Ratschläge zu erteilen?«, erboste sich Boïndil. »Soll mein Bruder denn Feuer fressen oder sich kochendes Gestein in die Adern gießen?«
Die Heilerin funkelte ihn wütend an. »Die Steintafel wurde aus dem Reich der Fünften zu

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