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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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uns gebracht. Ich weiß nicht mehr, als ich darauf lesen kann. Und ich habe dir vorher gesagt, dass es eine Legende sei.«
Balyndis wollte die Hoffnung nicht aufgeben, so abstrus der Ratschlag klang. »In den Legenden unseres Volkes steckte stets ein wahrer Kern«, hielt sie dagegen. »Du hast es mit Bädern versucht, du flößt ihm Heißes ein, und dennoch springt die Hitze nicht über. Was kannst du noch tun?«, richtete sie sich an die Heilerin.
»Ich?« Die Zwergin schlug die Augen nieder. »Außer den Gebeten an Vraccas und dem, was ich ohnehin tue, nichts weiter.«
»Nichts weiter?« Ingrimmsch stand kurz davor, in seinen Wahn zu verfallen, so sehr regte ihn das Schicksal seines Zwillings auf. »Gibt es denn kein verdammtes Wunderkraut in all diesen Höhlen, um ihn …«
»Drachenbrodem …« Tungdil verstand nach langem Nachdenken den möglichen Zusammenhang zwischen dem weißen Funken und dem Reich der Fünften. »Aber natürlich! Die Legende meint die heißeste Esse, die im Geborgenen Land brennt!« Er schaute in die fragenden Gesichter seiner Freunde. »Es ist möglich, dass sie über besondere Kräfte verfügt. Wisst ihr noch? Sie wurde mit dem Odem des Großen Drachen Branbausíl entfacht.«
Tungdil und Balyndis erinnerten sich genau an die enorme Hitze der Esse; keiner von ihnen hatte etwas Vergleichbares zuvor ges pürt, obwohl sie beide in ihren Leben viele Stunden am Amboss verbracht hatten. Die weiße Glut schmolz alles, vom schwarzen Tionium, das von Gott Tion erschaffen worden war, bis zum reinen, weißen Palandium der Göttin Palandiell oder dem Vraccasium des Zwergengottes. Kein Metall, keine Legierung vermochte ihr zu widerstehen.
»Ich sehe den Sinn in deinen Worten, aber was ist zu tun?« Die Heilerin setzte den Schlauch ab und fühlte nach der Stirn des unterkühlten Zwerges. »Wenn es eine Anleitung zur Behandlung eines Kranken sein soll, erkenne ich sie nicht.«
»Die Steintafel stammt aus den Hallen der Fünften, und unser Weg führt ebenso dorthin.« Tungdil schaute den wie tot daliegenden Boëndal an. »Wir nehmen ihn mit. Nur dort können wir seinen Zustand verändern, hier ist alles für ihn getan worden«, entschied er. Er gesellte sich an Ingrimmschs Seite und legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. »Vertreibe deinen Kummer. Vraccas ließ nicht zu, dass die Pfeile eines Albs ihn töteten und er dem Weißen Tod zum Opfer fiel, also erlauben wir nicht, dass er bis zum Ersterben seiner Lebensglut in einem Bett liegen muss. Ich werde die Gänge des Grauen Gebirges so lange durchsuchen, bis ich einen Hinweis gefunden habe, wie wir ihn mit Hilfe der Esse wieder zu dem machen können, den wir lieben und zurücksehnen.«
Boïndil fasste seine Hand und drückte sie ergriffen. »Es ist gut, auf einen gelehrten Freund wie dich vertrauen zu können.« Er ließ die Hand wieder los und fuhr seinem Bruder zärtlich über die Wange, danach schob er sich einen Schemel neben das Lager, hockte sich darauf und verharrte.
»Du solltest dich ausruhen«, empfahl ihm Tungdil, der zusammen mit Balyndis auf dem Weg nach draußen war.
»Du auch«, sagte die Schmiedin zu ihrem Gefährten. Sie bat die Heilerin darum, Ingrimmsch etwas zu essen zu bringen und ihm bei Bedarf eine Unterkunft zu geben. »Komm, wir essen und legen uns hin.«
»Aber die Königin …«, begehrte Tungdil auf, doch sie schüttelte energisch den Kopf, dass die braunen Zöpfe flogen.
»Die Königin wird uns rufen, wenn sie uns braucht. Sie wird sich erst berichten lassen, wie es um unser Reich steht, dann wird sie ebenfalls zu Bett gehen und alles Weitere auf Morgen verschieben.« Sie führte ihn durch den Gang zu ihrem Quartier, das er zum ersten Mal, seit sie sich kannten, betrat.
Es war sauber und ordentlich, jemand hatte in der Zeit ihrer Abwesenheit dafür gesorgt, dass sich kein Staub ansammelte. Sie nahm ein paar Decken aus dem Schrank und warf sie über das Unterbett.
Gemeinsam beteten sie vor dem kleinen VraccasHeiligtum, das Balyndis in einer Ecke des Raumes aufgebaut hatte, für die Genesung Boëndals, streiften die schweren Kettenhemden ab und sanken in ihren Unterkleidern auf das Bett.
Balyndis wandte den Blick nicht von Tungdils Gesicht, sie betrachtete ihn voller Zuneigung und Freude. Er erwiderte die unausgesprochene, tief empfundene Liebe mit seinen Augen und küsste sie sanft auf den Mund.
»Weißt du, dass man über uns redet?«, lächelte sie müde.
»Warum auch nicht? Wir sind Helden.«
Sie lachte auf. »Nein,

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